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EXPO REAL
2017
I
DIGITALE TRANSFORMATION
Wandel auf natürliche Weise in der Un-
ternehmenskultur zu verankern.Um dies
zu begünstigen, muss ein Unternehmen
durch eine Vision begeistern, Freiheiten
bieten, kontinuierliche Selbstentwicklung
derMitarbeiterinnen undMitarbeiter för-
dern, Führung durch Vorbildsein abver-
langen und vor allem alle zukünftig vom
Wandel Betroffenen in den Transforma-
tionsprozess von Tag eins an einbinden.
WennUnternehmen dies versäumen, ist es
wenig verwunderlich, wenn Veränderung
abgelehnt wird. Dies ist bei 50 Prozent der
deutschen Immobilienunternehmen das
offensichtlichste Hindernis auf dem Weg
zur digitalen Zukunft.
Präventive Krankheitsverhinderung
ist folglich besser als die reaktionäre Be-
handlung von Symptomen. Stichworte in
diesemKontext sind unter anderemoffene
Innovation, Fehlerkultur, Wertschätzung
von Ideen, Kreativität und Transparenz.
SCHRITT 4: UMSETZBARE STRATEGIE
Erst
muss strategisch eine Vision, die Story
hinter den einzelnen Zielen, geschrieben
werden. Sie muss Sinn machen und zum
jeweiligen Unternehmen passen. Bevor
es aber um die Beleuchtung von Block-
chain & Co., die Akquise von Start-ups
oder sonstige zukunftsgewandte Themen
gehen darf, sollte das Fundament für eine
erfolgreiche digitale Transformation gebil-
det werden. In den meisten Fällen wird
dies gänzlich ausgelassen und ist auch
mitverantwortlich für die hohe Scheite-
rungsquote von 84 Prozent und mehr, sei
es bei einer digitalen oder „lean“ Trans-
formation. Unternehmen müssen daher
eine skalierbare, sichere IT-Infrastruktur
etablieren, Wissensmanagement betrei-
ben, sich mit modernen Arbeitskonzep-
ten und konkurrenzfähigen Modalitäten
um digitale Talente bemühen, eine offene,
fehlertolerante Unternehmenskultur ver-
ankern und das Management zu digitalen
Vorbildern werden lassen.
Basierend auf demWissensstand, wel-
cher unter anderem in Schritt eins eruiert
wurde, muss unternehmens
übergreifend
digitale Kompetenz gebildet werden.
Diese transzendiert jedoch den Umgang
mit Informations- und Telekommuni-
kationstechnologie, sondern meint viel-
mehr die fundierte Einschätzung neuer
Technologien und Arbeitsweisen im
unternehmenseigenen Umfeld sowie auf
Makroebene der Branche und der Gesell-
schaft im Allgemeinen.
Im Anschluss kann, dank entspre-
chendem Fundament, mit der Optimie-
rung und Neukonzeption von Altprozes-
sen, neuen Aufgaben und der Entwick-
lung neuer Geschäftsmodelle begonnen
werden, um langfristig Wertschöpfung
zu generieren. Es ist essentiell, dass den
allseits beliebten „Quick Wins“ nicht zu
viel Aufmerksamkeit geschenkt wird, da
diese oftmals langfristig wenig Bedeutung
haben.
SCHRITT 5: IMPLEMENTIERUNG – DIE KÜR
Erst in der Umsetzung, welche das ent-
scheidende „i-Tüpfelchen“ in einem fort-
währenden Kreislauf ist, sollten Themen
wie Software-as-a-Service-Lösungen, stra-
tegische Partnerschaften mit Tech-Unter-
nehmen oder die Akquise von Start-ups
eine Rolle spielen, auch wenn diese bereits
strategisch in Schritt vier betrachtet wur-
den. DieAuslassungder vorherigenSchrit-
te birgt eine hohe Wahrscheinlichkeit von
versunkenen Kosten in einem ungerich-
teten Verschlimmbesserungsprozess, da
auch hier der Spruch gilt: „Aus einem
schlechten Prozess wird höchstens ein
digitaler schlechter Prozess.“ Die Imple-
mentierung sollte nicht insular erfolgen,
sondern im Idealfall auf ganzheitlicher
Unternehmensebene – wobei auch hier
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kons
tant eingebunden werden müssen, sei es
zum Beispiel bei der Bewertung von rele-
vanten Softwarelösungen, der Neuaufset-
zung der internen IT-Infrastruktur oder
der digitalen Neugeschäftsentwicklung.
DIE GOLDENE REGEL
Nehmen Sie Abstand
von einer rein Technologie-fokussierten
Betrachtung der digitalen Transformati-
on, da vor allem Ihre Mitarbeiterschaft
eine essentielle Rolle spielt.
Die digitale Transformation sollte
darüber hinaus auf keinen Fall insular
betrachtet, sondern unternehmensüber-
greifend, ganzheitlich gedacht werden.
Auch muss klar sein, dass eine „einma-
lige Transformation“ eine Utopie ist,
denn wenn man sich einmal zu transfor-
mieren begonnen hat, hört man niemals
auf. Für die Immobilienbranche sollte
das Amazon-Credo „Es ist immer Tag
eins“ gelten. Schlussendlich sollte die
Digitalisierung nicht nur als weitere pe-
kuniäre Wertschöpfungsmöglichkeit ge-
sehen werden, sondern auch Themen wie
Ressourceneffizienz, Nachhaltigkeit und
Lebensqualitität sollten eine gleichwertige
Rolle spielen.
«
Viktor Weber, Regensburg
Donnerstag, 5. Oktober 2017,
10:00 – 11:00 Uhr
Discussion & Networking Forum,
Halle A1, Stand 250
Smart, smarter, Real Estate?
Vorstellung Digitalisierungsstudie plus
anschließende Diskussion
EXPO-DISKUSSION
70
%
Mindestens 70 Prozent der
Immobilienunternehmen werden
an der digitalen Transformation
mit ihrem gegenwärtigen Vorge-
hen scheitern, 90 Prozent haben
bereits heute Probleme während
des Transformationsprozesses.