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2-01.2017
PRAXISBEISPIELE
UMWELTBUNDESAMT, DESSAU
Smarte Gebäudeautomation
in einer öffentlichen Immobilie
Beim neuen Erweiterungsbau des
Umweltbundesamtes (UBA) in Des-
sau, welches Ende 2017 bezugsbe-
reit ist, wird eine zentrale Lösung
installiert, die sich generell für grö-
ßere Immobilien eignet, in denen
viele Menschen arbeiten. Das Sys-
tem mindert menschliche Fehler
zentral ab, etwa wenn die Fenster
nicht abgeschattet werden. Für ein
solches System ist immer geschul-
tes Facility Management vonnöten,
während das Smart Home die Ana-
lyse übernimmt.
AKTIV-STADTHAUS, FRANKFURT
Smart Home in einer
Wohnimmobilie
Das Frankfurter „Aktiv-Stadthaus“,
errichtet von der ABG, ist ein Effizi-
enzhaus Plus. Sowohl die Energie-
versorgung via Wärmepumpe und
PV-Module als auch der -verbrauch
werden mit intelligenten Tech-
nologien gesteuert. Die Nutzung
des selbst erzeugten Stroms soll
so hoch wie möglich sein und das
öffentliche Netz nur im Bedarfsfall
angezapft werden. Eine „E-Tank-
stelle“ ist vorhanden. In allen 74
Wohnungen sind Nutzerdisplays
installiert, die Handlungsempfeh-
lungen zur Gerätenutzung anzei-
gen. Die Bewohner können damit
den Energieverbrauch visualisieren
und die Gebäudetechnik bedienen.
SENIORENWOHNUNG, ZWICKAU
Seniorenwohnung mit
AAL-Systemen
Die Weobau Zwickau errichtete
eine Seniorenwohnung mit AAL-
Systemen (für Ambient Assisted
Living = Unterstützung für selbstbe-
stimmtes Leben im Alter). Heizung,
alle Steckdosen, Jalousien und Be-
leuchtung sind elektronisch gere-
gelt, für Gebäude- und Wohnungs-
zutritt ist dies geplant. Sensoren
überwachen Anwesenheit und bei-
spielsweise Sturzsituationen und
sorgen so für das Wohlbefinden
der Bewohner. Bei Gefahrensituati-
onen warnt ein Alarmsystem, und
vernetzte Systeme erinnern bei-
spielsweise mit einer freundlichen
Stimme an die Einnahme der Me-
dikamente.
Generell bleibt es den Mitarbeitern
vorbehalten, ihre Büros so zu kon-
figurieren, wie sie es wünschen.
Dafür können sie in jedem Büro ein
Tableau nutzen und dort individuell
einfach Temperatur, Sonnenschutz
und Beleuchtung regeln.
Verglichen mit anderen, konventi-
onell errichteten Gebäuden, die bis
100 kWh an Wärme im Jahr je m²
verbrauchen, sind dies beim UBA-
Erweiterungsbau nur 14 kWh/pro
m² Netto-Grundfläche und Jahr.
Beim Strom sind es nur knapp 20
kWh/pro m² Netto-Grundfläche
und Jahr.
es hier einer strahlungsarmenTechnologie
wie EnOcean, die etwa inKrankenhäusern
zum Einsatz kommt.
NICHT OHNE MONITORING
Ebenfalls ein
häufiges Manko sind die Einsparungs-
versprechen. „Das passiert insbesonde-
re, wenn in der Monitoring-Phase nicht
nachgeregelt wird“, so Andreas H. Holm,
der an der Hochschule für Angewandte
WissenschaftenMünchen Bauingenieurs
wesen lehrt. Seiner Meinung nach muss
ein solches Monitoring mindestens zwei
Jahre laufen. Beim Umweltbundesamt
sind es sogar drei bis fünf Jahre. Die an-
fänglichenMehrverbräuche sind vollkom-
men normal und lägen fast immer über
den Prognosen. Deswegen müssten ins-
besondere die Facility Manager geschult
werden. Holm spricht von einer Mensch-
Maschine-Schnittstelle. Mitunter seien es
nur Kleinigkeiten wie eine mangelhaft ge-
wartete Lüftungsanlage oder mangelhafte
Anschlüsse. Aber wenn man das behebe,
funktionierten die Systeme auch sehr gut.
Im Übrigen: Eine gute Smart-Home-In-
stallation erkennt solche Mängel selbst-
ständig und meldet sie. Und: „Der Nut-
zer muss bereit sein, sich auf das System
einzustellen. In vielen Lebensbereichen ist
das aber schon heute gut vorstellbar.“
SUMMARY
»
Smart Home
kann Kosten senken, da die Technologie den menschlichen Fehlerfaktor minimiert.
»
Für die Immobilienwirtschaft
gibt es bestimmte
Standards
.
»
Diese binden die
Energieverbraucher
intelligent ein.
»
Einige fußen auf Kabel, andere sind funkbasiert.
»
Gerade bei Letzteren stellt sich die Frage nach der
Datensicherheit
.
»
Jede Smart-Home-Installation sollte von einem
Monitoring
begleitet
sein, das ein Nachjustieren ermöglicht.
Fotos: Anderhalten Architekten; AGB Frankfurt; M9A5816a
«
Andreas Kühl und Frank Urbansky, Leipzig