IMMOBILIENWIRTSCHAFT 12/2016 01/2017 - page 63

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2-01.2017
PRAXISBEISPIELE
UMWELTBUNDESAMT, DESSAU
Smarte Gebäudeautomation
in einer öffentlichen Immobilie
Beim neuen Erweiterungsbau des
Umweltbundesamtes (UBA) in Des-
sau, welches Ende 2017 bezugsbe-
reit ist, wird eine zentrale Lösung
installiert, die sich generell für grö-
ßere Immobilien eignet, in denen
viele Menschen arbeiten. Das Sys-
tem mindert menschliche Fehler
zentral ab, etwa wenn die Fenster
nicht abgeschattet werden. Für ein
solches System ist immer geschul-
tes Facility Management vonnöten,
während das Smart Home die Ana-
lyse übernimmt.
AKTIV-STADTHAUS, FRANKFURT
Smart Home in einer
Wohnimmobilie
Das Frankfurter „Aktiv-Stadthaus“,
errichtet von der ABG, ist ein Effizi-
enzhaus Plus. Sowohl die Energie-
versorgung via Wärmepumpe und
PV-Module als auch der -verbrauch
werden mit intelligenten Tech-
nologien gesteuert. Die Nutzung
des selbst erzeugten Stroms soll
so hoch wie möglich sein und das
öffentliche Netz nur im Bedarfsfall
angezapft werden. Eine „E-Tank-
stelle“ ist vorhanden. In allen 74
Wohnungen sind Nutzerdisplays
installiert, die Handlungsempfeh-
lungen zur Gerätenutzung anzei-
gen. Die Bewohner können damit
den Energieverbrauch visualisieren
und die Gebäudetechnik bedienen.
SENIORENWOHNUNG, ZWICKAU
Seniorenwohnung mit
AAL-Systemen
Die Weobau Zwickau errichtete
eine Seniorenwohnung mit AAL-
Systemen (für Ambient Assisted
Living = Unterstützung für selbstbe-
stimmtes Leben im Alter). Heizung,
alle Steckdosen, Jalousien und Be-
leuchtung sind elektronisch gere-
gelt, für Gebäude- und Wohnungs-
zutritt ist dies geplant. Sensoren
überwachen Anwesenheit und bei-
spielsweise Sturzsituationen und
sorgen so für das Wohlbefinden
der Bewohner. Bei Gefahrensituati-
onen warnt ein Alarmsystem, und
vernetzte Systeme erinnern bei-
spielsweise mit einer freundlichen
Stimme an die Einnahme der Me-
dikamente.
Generell bleibt es den Mitarbeitern
vorbehalten, ihre Büros so zu kon-
figurieren, wie sie es wünschen.
Dafür können sie in jedem Büro ein
Tableau nutzen und dort individuell
einfach Temperatur, Sonnenschutz
und Beleuchtung regeln.
Verglichen mit anderen, konventi-
onell errichteten Gebäuden, die bis
100 kWh an Wärme im Jahr je m²
verbrauchen, sind dies beim UBA-
Erweiterungsbau nur 14 kWh/pro
m² Netto-Grundfläche und Jahr.
Beim Strom sind es nur knapp 20
kWh/pro m² Netto-Grundfläche
und Jahr.
es hier einer strahlungsarmenTechnologie
wie EnOcean, die etwa inKrankenhäusern
zum Einsatz kommt.
NICHT OHNE MONITORING
Ebenfalls ein
häufiges Manko sind die Einsparungs-
versprechen. „Das passiert insbesonde-
re, wenn in der Monitoring-Phase nicht
nachgeregelt wird“, so Andreas H. Holm,
der an der Hochschule für Angewandte
WissenschaftenMünchen Bauingenieurs­
wesen lehrt. Seiner Meinung nach muss
ein solches Monitoring mindestens zwei
Jahre laufen. Beim Umweltbundesamt
sind es sogar drei bis fünf Jahre. Die an-
fänglichenMehrverbräuche sind vollkom-
men normal und lägen fast immer über
den Prognosen. Deswegen müssten ins-
besondere die Facility Manager geschult
werden. Holm spricht von einer Mensch-
Maschine-Schnittstelle. Mitunter seien es
nur Kleinigkeiten wie eine mangelhaft ge-
wartete Lüftungsanlage oder mangelhafte
Anschlüsse. Aber wenn man das behebe,
funktionierten die Systeme auch sehr gut.
Im Übrigen: Eine gute Smart-Home-In-
stallation erkennt solche Mängel selbst-
ständig und meldet sie. Und: „Der Nut-
zer muss bereit sein, sich auf das System
einzustellen. In vielen Lebensbereichen ist
das aber schon heute gut vorstellbar.“
SUMMARY
»
Smart Home
kann Kosten senken, da die Technologie den menschlichen Fehlerfaktor minimiert.
»
Für die Immobilienwirtschaft
gibt es bestimmte
Standards
.
»
Diese binden die
Energieverbraucher
intelligent ein.
»
Einige fußen auf Kabel, andere sind funkbasiert.
»
Gerade bei Letzteren stellt sich die Frage nach der
Datensicherheit
.
»
Jede Smart-Home-Installation sollte von einem
Monitoring
begleitet
sein, das ein Nachjustieren ermöglicht.
Fotos: Anderhalten Architekten; AGB Frankfurt; M9A5816a
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Andreas Kühl und Frank Urbansky, Leipzig
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