Immobilienwirtschaft 5/2016 - page 18

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INVESTMENT & ENTWICKLUNG
I
BANKENENGAGEMENT
Bevölkerungsgruppen immer attraktiver.
Stichwort: Schwarmstädte. Ein selbstver-
stärkender Effekt: Jeder Zuzug erhöht
die relative Attraktivität der Schwarm-
städte weiter. Im Gegensatz dazu sinkt
die Attraktivität der Herkunftsorte. Die-
se vermeintlichen Verlierer-Städte und
-Gemeinden sehen sich auf Grund des
verstärkten Wegzugs mit einem Anstieg
der Leerstände und mit Überkapazitäten
in der kommunalen Infrastruktur kon-
frontiert.
Hinzu kommt ein wachsendes Defi-
zit der öffentlichen Haushalte wegen des
Rückgangs der kommunalen und staat-
lichen Einnahmen bei gleich bleibenden
bzw. steigenden Ausgaben. Die Auswir-
kungen des aktuellen Zuzugs von Ge-
flüchteten aus Bürgerkriegsregionen sind
da noch gar nicht enthalten. Klar ist auf je-
den Fall: Die demografische Entwicklung
und der fortschreitende Strukturwandel
werden unsere Gesellschaft spürbar ver-
ändern.
Bei der Bewertung einer Immobilie
betrachten wir seit einiger Zeit im Rah-
men der Kreditvergabe auch die demo-
grafische Komponente des Standortes.
Als verlässliche Datengrundlage nutzt
die DKB die Analyse „Wachsende und
schrumpfende Städte und Gemeinden
in Deutschland“ des Bundesinstituts für
Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR).
Die Analysenwerden seit 2003 regelmäßig
fortgeschrieben.
Liegt ein Finanzierungsobjekt nun in
einer Region, die als „schrumpfend“ klas-
sifiziert wird, bedeutet das jedoch keines-
wegs, dass die Bank diese Finanzierung
nicht begleitet. Es bedeutet lediglich, dass
die Vorgaben an Kapitaldienstfähig-
D
as Thema demografischer Wandel
ist in der Immobilienbranche allge-
genwärtig. Viele Experten sprechen
von Gewinner- und Verlierer-Regionen.
Chancen gäbe es nur in Ersteren. Finan-
zierungen in den vermeintlichen Verlie-
rer-Regionen sind dagegen mit zu vielen
Risiken verbunden und sollten daher
besser nicht begleitet werden. Ein Trug-
schluss. Auch fürWohnungsunternehmen
gibt es sehr wohl Chancen auch in Regi-
onen mit schrumpfender Bevölkerung,
wenn sie die Zeichen der Zeit erkennen
und die richtigen Schritte einleiten.
Aber zunächst zu den Fakten: Das
Statistische Bundesamt hat berechnet,
dass bis zum Jahr 2050 die Bevölkerung
in Deutschland um rund sieben Millio-
nen Menschen auf nur noch 75 Millionen
schrumpfen wird. Während insgesamt
von einer schrumpfenden Bevölkerung
auszugehen ist, werden einige Groß- und
die meisten Universitätsstädte vor allem
für junge, aktive und gut ausgebildete
Strukturschwache Regionen
sind eine Realität. Viele Ex-
perten sprechen von Verlie-
rer-Regionen, in denen sich
eigentlich kein Geld verdie-
nen lasse. Nicht alle (Banken,
Wohnungsunternehmen)
denken so – und scheinen
Recht zu behalten.
»
Fotos: guentermanaus/shutterstock.com; DKB
Rendite in schrumpfenden Regionen
Neubrandenburg ist nicht die
hippste Region für Investoren
und Finanzierer. Doch auch
da lässt sich Geld verdienen.
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