Immobilienwirtschaft 5/2016 - page 12

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MARKT & POLITIK
I
VERBANDSINFORMATIONEN
A
ktuell leben 54 Prozent der Weltbevölkerung in Städten. Bis 2050 gehen UN-Schät-
zungen von einemAnstieg auf 66 Prozent aus. Die Immobilienwirtschaft spielt eine
wichtige Rolle, unsere Städte für künftige Generationen nachhaltiger zu gestalten.
Schrumpften noch vor zehn Jahren diemeisten deutschenGroßstädte, so ist nun für viele
Regionen unter dem Druck von Binnen- und Außenmigration ein starkes Wachstum
zu verzeichnen. Urbanisierung ist daher nicht mehr nur für Emerging Markets eine
zentrale politische, städtebauliche und immobilienwirtschaftliche Herausforderung,
sondern auch inmitten Europas. Deswegen hat sich die RICS dieses Jahr dem Thema
„Schwarmstädte“ und deren Auswirkungen gewidmet.
Grundlage für die Diskussionen lieferte Professor Dr. Harald Simons, Vorstandsmit-
glied des Forschungsinstituts empirica, der die Ursachen für ein neuesWanderungsmus-
ter innerhalbDeutschlands darstellte. DiesesMuster wird „Schwarmverhalten“ genannt.
Der Begriff macht deutlich, dass insbesondere die jüngere Bevölkerung wie Vögel aus
den meisten Regionen Deutschlands aufsteigt, als Schwarm in „Schwarmstädte“ einfällt
und dort für knappen Wohnraum sorgt, während sich andere Städte und vor allem
Landkreise zunehmend entleeren. ImGegensatz zu früher verteilt sich die Bevölkerung
damit nicht mehr großräumig, sondern kleinräumiger – aus Remscheid nach Köln,
aus dem Donnersbergkreis nach Mainz, aus der Oberpfalz nach Regensburg und von
überallher nach Berlin, Hamburg und München.
LEIPZIG, MÜNCHEN UND FRANKFURT PROFITIEREN
Am stärksten vomSchwarmverhalten
profitieren Leipzig, München und Frankfurt/Main. Es folgen kleinere Großstädte wie
Landshut, Regensburg, Karlsruhe, Münster oder Heidelberg, während Städte wie Essen
oder Dortmund verlieren. Ausgehend von der Entwicklung hin zu diesen „Schwarm-
städten“ diskutierten die Teilnehmer die Auswirkungen in den Bereichen Angebot von
bezahlbaremWohnraum, Unterbringung von Flüchtlingen, Logistik undOnline-Handel
sowie Anforderungen an neue Bürowelten. Referenten des RICS-Focus zu den The-
men waren Michael Bucher (Fraunhofer IAO), Dr. Kai H. Warnecke (Haus & Grund),
Dr. Alexander Elsner (Low-Cost Systems), Ministerialdirigentin Dr. Ute Redder (Bun-
desministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit), Clemens Goss
(Amazon), Peter Salostowitz FRICS (Industrial Port), Henny van Egmond (Yolk) sowie
Pawel Krolikoswki (CBRE).
FUTURES-REPORT
Die RICS hat bereits in ihremFutures-Report dazu aufgerufen, gemein-
sam Maßnahmen zu ergreifen, um den Herausforderungen zu begegnen, die sich der
Immobilienbranche durch die Urbanisierung stellen. Die Entwicklung in den Emerging
Markets zeigt, dass die Verstädterung zumehr „informellen“ bzw. Slum-Siedlungen oder
Ghettos geführt hat. Eine solche Entwicklung ist zwar für Deutschland nicht zu erwar-
ten. Dennoch geht es auch hierzulande um nachhaltig lebenswerte Räume mit einer
funktionierenden öffentlichen Infrastruktur und in Quantität und Qualität verfügbaren
Wohnraum. Deswegen sollten Entscheidungsträger lokale Maßnahmen ergreifen. Eine
Rolle spielen dabei die Angebotsverbesserung, die Entwicklung eines funktionierenden
Mietmarktes, eine Abstimmung der Wohnraum- und Stadtplanung und eine kontext-
bezogene, lokale Herangehensweise an dieWohnungsbaupolitik, die von angemessenen
nationalen Rahmenprogrammen und -ressourcen begleitet wird.
Martin Eberhardt FRICS
auf dem RICS-Focus.
Druck auf die Schwarmstädte – neue
Erfolgsstrategien für Immobilien?
«
Martin Eberhardt FRICS
RICS
Der diesjährige RICS-
Focus hat sich dem Thema
„Schwarmstädte“ und den
Folgen gewidmet. Rund
250 Immobilienexperten
nahmen an dem jährlich
stattfindenden Branchentreff
in Berlin teil.
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