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INVESTMENT & ENTWICKLUNG
I
DIGITAL OFFICE
de Netzwerker werden und Community-
fördernde Aufgaben erfüllen.“ Das real
existierende Büro lebt also – noch.
FLEXIBLES ARBEITEN ALS WETTBEWERBS-
VORTEIL
Die Ergebnisse einer 2015 durch-
geführten repräsentativen Umfrage des
Digitalverbands Bitkom unter 1.500 Ge-
schäftsführern und Personalleitern aus
allen Branchen zeigen, dass die Digitali-
sierung von Büroarbeitsplätzen kein vor-
übergehendes Phänomen ist: So verliert
der klassische Büroarbeitsplatz mit Anwe-
senheitspflicht für 24 Prozent künftig an
Bedeutung, und 30 Prozent erwarten, dass
Home-Office-Angebote wichtiger werden.
Dabei sind geringere Kosten nur ein Fak-
tor, um den zugewiesenen Einsatzort auf-
zulösen. Wesentlicher ist, dass 70 Prozent
flexiblesArbeitendeshalb favorisieren, weil
sie sich davon ein höheres Innovations-
tempo versprechen. So ließen sich leichter
externe Spezialisten einbinden und Pro-
jektteams bilden. Der Abbau ortsgebun-
dener Bürotätigkeiten zugunsten variab-
ler Arbeitsformen ist folglich kein bloßes
Sparprogramm, sondern von strategischer
Bedeutung für die Wettbewerbsfähigkeit.
Das flexible Büro könnte zur globalen
Herausforderung für Office-Eigentümer
werden, liest man den im Januar 2016 er-
schienenenReport „The Future of Jobs“ des
Weltwirtschaftsforums, der sich mit den
Konsequenzen der Digitalisierung für die
Arbeitsplatzentwicklung in allenBranchen
beschäftigt. Demnach fallen in den näch-
sten fünf Jahren weltweit nicht nur opera-
tive Tätigkeiten in den Industriesektoren
Energie (minus 4,26 Prozent) und Auto-
motive (minus 1,43 Prozent) weg. Auch
administrative und kaufmännische Jobs
im Banken- und Finanzwesen, wie Sekre-
tariats-, Makler- und Vertriebstätigkeiten,
werden überflüssig bzw. finden vermehrt
virtuell statt. Bis 2020 erwarten die Verfas-
ser einen Rückgang derartiger Stellen von
0,68 Prozent. Österreichs Notenbankchef
E
tliche analoge Bürogegenstände sind
digital geworden: Der Taschenrechner
wurde von Excel ersetzt, die Rollkartei
heißt jetzt LinkedIn und der Leitz-Ordner
schwebt in der Cloud. Das papierlose Büro
ist damit zwar immer noch nicht erfun-
den. Aber vielleicht ist die Idee aus den
1980iger Jahren im Zeitalter der digitalen
Transformation ohnehin überholt. Wa-
rum nicht das Büro als Ganzes „digitali-
sieren“ wie zuvor die Arbeitsmittel? Jetzt,
da man mit mobilen Endgeräten arbeiten
kann, wann und wo man möchte?
Erste Anzeichen dafür, dass sich das
Büro als einziger und fester Arbeitsort in
der Neudefinition befindet, gibt es bereits.
Die Alternativen heißen Home Office,
Desk Sharing oder auch Co-Working.
Gearbeitet wird dort, wo man am pro-
duktivsten ist, und dann, wenn es Sinn
macht. Nicht nur der damit verbundene
gesellschaftliche Wandel ist fundamental.
Auch immobilienökonomisch ergibt sich
eine wichtige Frage: Wenn sichArbeit und
Büro entkoppeln, was wird dann aus der
renditestärksten Anlageklasse?
DAS BÜRO IST IN DER RAUMKRISE
Die zu-
nehmende Virtualität aller Verhältnisse
führe zu einer Raumkrise, schrieb der Phi-
losoph Peter Sloterdijk 1999 im zweiten
Band seiner „Sphären“-Trilogie. Auf der
diesjährigen CeBIT war die Misere, in der
das Büro steckt, zu besichtigen: Ein Smart-
phone, aus dem ein blau schimmerndes
Hologramm aufsteigt, das eine Benutzer-
oberfläche simuliert – fertig ist das Büro
des 21. Jahrhunderts. Dies sei keineswegs
Science-Fiction, gedacht für IT-Nerds,
versicherte der Mitarbeiter eines ameri-
kanischen Tech-Giganten. Das FBI habe
seine neue Zentrale bereits derart ausge-
stattet. Auch der Privatsektor interessiere
sich zunehmend dafür. Auf die Frage, wel-
chen Stellenwert das Büro als Arbeitsort in
Zukunft haben werde, antwortete er: „Es
wird zur Schnittstelle für virtuell arbeiten-
Auslaufmodell Büroimmobilie?
Die CeBIT machte es deutlich:
Das Büro des 21. Jahrhun-
derts ist ein Smartphone,
aus dem ein blau schim-
merndes Hologramm auf-
steigt. Das flexible Büro
könnte zur globalen Heraus-
forderung für Office-Eigen-
tümer werden. Und jetzt?
Foto: Rawpixel.com/shutterstock.com
„Bis 2020 geht im
Bankenbereich in Europa
die Flächennachfrage
um 30 Prozent zurück.
Nur die Hälfte wird von
FinTechs aufgefangen.“
Dr. Thomas Beyerle,
Chefanalyst Catella