67
1.2016
bieten, mit denen sie mit größeren Wett-
bewerbern auf Augenhöhe konkurrieren
können. Ganz entgegen früheren Vor-
stellungen ist das Thema Sicherheit vom
Gegen- zu einem Hauptargument für das
CloudComputing geworden: Die Rechen-
zentren der Provider verfügen über eine
Sicherheitsarchitektur, wie sie sich nur
Großunternehmen leisten können, etwa
ein nach ISO 27001 zertifiziertes Informa-
tionssicherheits-Managementsystem.
VIELE NUTZUNGSVARIANTEN
Ein Plus der
Cloud ist die hohe Flexibilität bei den
Nutzungsvarianten. Zwischen den Ex-
tremen „kompletter Eigenbetrieb“ und
„komplettes Outsourcing“ gibt es unzäh-
lige Abstufungen. So unterscheidet man
grundsätzlich zwischen Public Cloud
(Lösungen wie ERP- oder CRM-System
werden komplett von einem externen
Provider betrieben), Private Cloud (die
unternehmensinterne IT-Abteilung stellt
alle Leistungen über das Internet bereit)
und Hybrid Cloud (beliebige Mischform
aus den beiden genannten Modellen).
Für die Wohnungs- und Immobili-
enwirtschaft ist die Cloud-Nutzung von
Business Software eine attraktive Option.
Dies liegt vor allem an den besonders
hohen Anforderungen an die Mobilität
der IT in der Branche. Vor-Ort-Prozesse
wie Wohnungsabnahme, Instandhaltung,
Schadenprotokollierung oder Vermietung
erfordern einenDatenaustausch und/oder
-abgleichmit den betriebsinternenDaten-
banken und ERP- oder CRM-Systemen.
Protokollierungen und Datenregistrie-
rungen von Hand müssen später in die IT
übertragen werden, was Zeitaufwand und
Fehleranfälligkeit mit sich bringt. Prozesse
wie Auftrags- und Rechnungsbearbeitung
oder die Abwicklung von Schadensfällen
stecken in der Praxis heute noch voller
Medienbrüche – siehe handgeschriebene
Formulare und Notizen, Faxantworten,
analoge Fotos und mehr.
DRUCK NIMMT ZU
Michael Dieter, Business
DevelopmentManager beimIoT-Anbieter
Q-loud, einem Unternehmen der QSC
AG, sieht derzeit einen gewissen Druck
auf die Unternehmen der Branche zu-
kommen: „Die Cloud-Nutzung bei Woh-
nungs- und Immobilienunternehmen
wird durchmehrere Faktoren angetrieben.
Dazu gehören der Trend zur Digitalisie-
rung der Hausverwaltungsprozesse und
die verschärften Richtlinien hinsichtlich
der Energieeffizienz. Beides führt dazu,
dass wir künftig immer mehr Sensorik
und Analyse-Software installiert haben
werden. Auch neue Regulierungen und
die Forderung nach mehr Transparenz
sowie steigende Ansprüche bezüglich
Flexibilität undMobilität sprechen für das
Cloud-Modell einer schlanken, sicheren,
hoch verfügbaren und stets bedarfsgerecht
gestalteten IT.“
Die Business Software in die Cloud zu
verlegen ist jedoch gar nicht so einfach.
Denn: Die meisten Softwaresysteme sind
individuell gewachsene, lokal entwickelte
Konstrukte. Oft ist es sehr aufwändig,
diese Cloud-fähig zu machen. Diese klas-
sischen ERP-Systeme kommen somit über
Brückentechnologien in die Cloud oder
werden imRechenzentrumgehostet – wie
Wodis Sigma, iX-Haus, immotion oder
wowinex. Eine Alternative dazu stellen
Branchenlösungen dar, die speziell für die
Cloud entwickelt werden – wie axera oder
Voyager (siehe Hersteller-Tabelle S. 66).
KOPF – NICHT BAUCH!
Nach welchen Kri-
terien sollten die Unternehmen entschei-
den, ob sie wichtige Software als Cloud-
Lösung nutzen oder lieber in Eigenregie
betreibenwollen? Größe und Komplexität
des Geschäftsmodells spielen dabei sicher
eine Rolle, allerdings sehen Experten kei-
ne Faustregeln, „ab wann“ sich die Cloud
„lohnt“. Und auch die Kostenvorteile, die
die Cloud verspricht, sind nicht immer
eindeutig zu verifizieren, wie Peter Dü-
mig, Senior Server Product Manager bei
Dell EMC, darlegt: „Die Cloud ist nicht
immer und automatisch kostengünstiger
als traditionell betriebene IT. Auch weiß
oft ein Unternehmen selbst nicht, was das
eigene ERP-System letztendlich kostet.“
Woran ist aber dann eine Entschei-
dung für oder gegen die Cloud festzuma-
chen? „Letztlich ist dies eine strategische
Frage: Wo will ich mit meinemUnterneh-
men langfristig hin?“, so Peter Dümig.
„Das bedeutet konkret: Ist mir eine eigene
IT auf Dauer zu aufwändig? Welches Mo-
dell der IT-Nutzung sichert mir die beste
Unterstützung meiner Kernkompetenz?“
Die Cloudfrage verlangt eine weitsich-
tige rationale Betrachtungsweise des eige-
nen Geschäftsmodells. Doch die überwie-
gend positiven Erfahrungenmit der Cloud
sprechen eindeutig dafür, die IT aus der
Wolke ernsthaft ins Kalkül zu ziehen.
SUMMARY
»
Das Cloud-Modell
setzt sich mehr und mehr bei den Unternehmen durch.
»
Seine Vorteile
sind Effizienzgewinne und eine
Reduzierung des Bedarfs an eigenem IT-Know-how.
»
Für die Immobilienwirtschaft
mit ihren Medienbrüchen und Mobilitätsanforderungen ist es
besonders attraktiv.
»
Zuverlässige Betreiber
bieten ein hohes Leistungs- und Sicherheitsniveau.
»
Die Entscheidung für oder gegen die Cloud
muss nach der individuellen Unternehmensplanung abgewogen werden.
Foto: Slavoljub Pantelic/shutterstock.com
«
Dr. Hans-Dieter Radecke, Landshut
Die Cloud bietet
mit ihrer Fähigkeit,
mobile und me-
dienübergreifende
Arbeitsprozesse zu
integrieren, großes
Potenzial für Effizi-
enzsteigerungen.