IMMOBILIENWIRTSCHAFT 11/2016 - page 71

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neue Bedarfe, die mit der Digitalisierung
der Immobilienwirtschaft zusammenhän-
gen: „Ein Beispiel ist das Internet der Din-
ge, das imGebäudesektor in Smart Homes
beziehungsweise Smart Cities bereits heu-
te Verwendung findet. Neben volks- und
betriebswirtschaftlichen Kenntnissen
benötigen diese Spezialthemen natürlich
auch eine IT-Grundlage und ein erhöhtes
Verständnis für digitale Prozesse.“ Und
diese müssten sich Immobilienspezia-
listen in speziellen Kursen erst aneignen.
Dem stimmt Professor Jan Mutl, Mana-
ging Director am Real Estate Managing
Institute (REMi) der EBS Universität für
WirtschaftundRecht, zu: „Diewichtigsten
Weiterbildungsinhalte leiten sich von dem
steigenden Transformationsdruck auf die
Branche ab. Vor allem neue Technologien
und Digitalisierung sind wichtig, und die
Weiterbildungsangebote müssen die Mit-
arbeiter auf die neuenHerausforderungen
vorbereiten.“
MEHR BAULICHE KENNTNISSE GEFRAGT
Ein
weiterer Trend ist laut Schäfers, dass Inge-
nieurs- und Architekturkenntnisse insbe-
sondere für Investoren wichtiger gewor-
den sind und deshalb in Fortbildungen
erworben werden müssten. „Aufgrund
der gestiegenen Preise und gesunkenen
Renditen auf dem deutschen Immobili-
enmarkt bevorzugen Investoren und Ver-
mieter heute häufiger risikoreichere Im-
mobilien mit Sanierungsrückstand oder
Verdichtungspotenzial“, sagt Schäfers:
„Diese Value Added oder Opportunistic
Investments erfordern bauliche Kennt-
nisse, um Potenziale und Schwachstellen
besser erkennen zu können.“ EineWeiter-
bildung müsse heute außerdem dringend
der zunehmenden Internationalisierung
Rechnung tragen.
Professor Hanspeter Gondring ist
seit knapp 20 Jahren in der immobilien-
wirtschaftlichen Aus- und Weiterbildung
tätig und hat beobachtet, wie sich dieThe-
menschwerpunkte je nach Marktlage alle
zwei bis vier Jahre geändert haben. Ak-
tuell – und das wird laut Gondring auch
noch ein paar Jahre anhalten – liege der
Schwerpunkt wieder auf der Projektent-
wicklung, insbesondere von Wohn- und
Büroimmobilien. „Derzeit sehen wir eine
sehr starke Nachfrage nach Projektent-
wicklern und -steuerern, Asset/Property
Managern, aber auch wieder nach Im-
mobilienverwaltern, wohingegen Facili-
ty Manager momentan weniger gesucht
werden. Gleichbleibend ist der Bedarf an
Finanzierungsspezialisten und Maklern”,
sagt Gondring. Iris Schönbeck von der
Corpus SireoHolding GmbHkann diesen
Trend aus ihrer Praxis bestätigen: „Bei den
Studenten ist die Projektentwicklung der
Trend, und auch das Asset Management
gewinnt immer mehr an Interessenten. In
den letzten Jahren können wir außerdem
verstärkt die Nachfrage nach Akquisition
verzeichnen.” Immobilienwirtschaftliche
Bachelor- und Masterstudiengänge so-
wie MBA-Programme liefern das nötige
Know-how für diese gefragten Bereiche.
„Darüber hinaus besteht ein großer Bedarf
an berufsbegleitenden Weiterbildungen,
beispielsweise im Bereich der Lehrgänge
mit anerkannten Abschlüssen, wie dem
Immobilien-Ökonomund demFachwirt”,
sagt Brey. Beliebt seien bei Firmen außer-
dem individuell konzipierte Maßnahmen
im Bereich der Personal- und der Organi-
sationsentwicklung.
Doch auch die Ausbildung der Soft
Skills darf bei derWeiterbildung nicht feh-
len: „Persönlich sind die Auszubildenden,
Studenten und Absolventen immer jünger
und deshalb noch nicht so reif ”, erzählt
Schönbeck: „Das stellt uns als Unterneh-
men vor neue Herausforderungen.” Izabe-
laDanner, Regional DirectorManagement
Board Germany Human Resources bei
Jones Lang LaSalle, sieht Schulungsbedarf
in den Bereichen Leadership, Nachhaltig-
keit (Sustainability) und Diversity.
Bei der Wahl des Bildungsanbieters emp-
fiehlt es sich, neben der Erfahrung, der
Zertifizierung und demRuf in der Branche
auch auf die Praxisnähe zu achten. „Dabei
kann ein Blick auf die Vita der Dozenten
helfen“, sagt Brey. Jürgen Feindt schlägt
Interessenten vor, „einWeiterbildungsins­
titut auszusuchen, das neben der Vermitt-
lung von fachlichemKnow-how auch Pra-
xisphasen vorsieht und in engem Kontakt
mit unterschiedlichen Unternehmen aus
der Immobilienbranche steht.“
SUMMARY
»
Bautechnische Kompetenzen, Bestandsbewirtschaftung
und
interkulturelle Kompetenzen
werden derzeit bei den Weiter-
bildungseinrichtungen zunehmend nachgefragt.
»
Insgesamt haben sich die
Themenschwerpunkte bei der Weiterbildung
in der Vergangen-
heit je nach Marktlage alle zwei bis vier Jahre geändert.
Aktuell ist die Projektentwicklung gefragt
, insbesondere von Wohn- und Büroimmo-
bilien.
»
Auf dem Vormarsch ist zudem die
Online-Weiterbildung,
die ortsunabhängiges Lernen ermöglicht.
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Irene Winter, Berlin
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