IMMOBILIENWIRTSCHAFT 11/2016 - page 76

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SERIE
GEDÄCHTNISTRAINING
Nachlassen erkennbar ist, solange der
Mensch gesund bleibt.
Gemäß einer großen Untersuchung,
die verschiedene Gedächtnisleistungen
verglichen hat, gibt es viele Unterbereiche,
bei denen die Leistungsspitze erst deutlich
später erreicht ist. Und in einzelnen Be-
reichen werden wir sogar immer besser,
das ganze Leben lang: etwa bei demVoka-
bular, das einMensch kennt. Mit anderen
Worten: Wenn wir sagen, das Gedächtnis
wird im Alter immer schlechter, müssen
wir etwas genauer sein. Manches wird so-
gar immer besser.
Bei Aufgaben zum schnellen Lernen
kann wiederum mit Gedächtnistechnik
erstaunlich viel erreicht werden, so wie
dies Thema in den zehn Folgen dieser Se-
rie war. Als Beispiel: Bei einer Merkaufga-
be zum Namenmerken, die ich in Semi-
naren nutze, geht es darum, in wenigen
Minuten Namen zu lernen. Die jüngeren
Teilnehmer schaffen hier imDurchschnitt
vielleicht 20 Namen, ein durchschnitt-
licher Senior aber nur 15.
Allerdings ist zum einen die Brand-
breite hoch. Zudem bedeutet es auch:
Schafft es der Senior, mit Techniken und
Training seine Leistung zu verdoppeln,
was absolut realistisch ist, dann schlägt er
D
ie Angst, dass das Gedächtnis nach-
lässt, ist weit verbreitet. Eine Umfrage
zeigt: Keine andere Krankheit, nicht
einmal Krebs, fürchten alte Menschen in
Deutschland so sehr, wie dement zu wer-
den. Prominente Fälle und bedrohliche
Überschriften tun ihr Übriges. „Demenz
– Die tickende Zeitbombe“ oder „Alzhei-
mer – Dramatisch mehr Betroffene“ etwa,
und auch bei „Alzheimer muss keine Ka-
tastrophe sein“ bleibt in unseremGedächt-
nis nur „Alzheimer! Katastrophe!“ zurück.
Till Schweigers Film „Honig imKopf “ lief
daher für manche schon in der Kategorie
Horrorfilm.
AB 30 LÄSST DIE LEISTUNG NACH
Viele
Menschen haben auch das subjektive
Gefühl, dass ihr eigenes Gedächtnis im-
mer schlechter wird. Aber stimmt das
überhaupt? Ich habe das ausführlich re-
cherchiert. Tatsächlich gibt es durchaus
bedrohlich wirkende Studien: Schon ab
30 lässt die durchschnittliche Leistung in
schnellen Merkaufgaben langsam nach.
„Sag ich doch! Eh alles zu spät!“, ruft
der Pessimist. „Halt!“, ist meine Antwort,
denn interessanterweise gibt es andere
Aufgaben, die sehr wohl ebenso zum Ge-
dächtnis zählen und bei denen keinerlei
Serie –
Teil 10
„Bringt das denn noch was,
in meinem Alter?“, höre ich
manchmal, wenn ich vom Ge-
dächtnistraining erzähle. Inte-
ressanterweise teils schon von
Menschen Anfang 40. Dass
es sich in jedem Alter lohnt,
etwas für seine Gedächtnislei-
s
tung zu tun, darum geht es in
diesem letzten Teil der Serie.
Ein bisschen Gedächtnis in Reserve:
Merkfähigkeit im Alter
Dr. Boris Nikolai Konrad
(32) ist
Deutschlands Gedächtnisexperte.
Der Gedächtnistrainer, Autor und
Neurowissenschaftler hält den
Weltrekord im Namenmerken und
drei weitere Einträge im Guinness-
Buch der Rekorde. Am Donders In-
stitut in Nijmegen erforscht er die
neuronalen Grundlagen außerge-
wöhnlicher Gedächtnisleistungen
und ist einem breiten Publikum
durch seine zahlreichen Fern-
sehauftritte bekannt. In seinem
Buch „Superhirn – Gedächtnistrai-
ning mit einem Weltmeister“ und
in seinen regelmäßigen Vorträgen
erklärt er Techniken, mit denen
sich das Gedächtnis erheblich
verbessern lässt.
ZUR PERSON
Da das Gedächt-
nis verknüpfend
lernt, können
Menschen im
Alter auf mehr
Wissen zurück-
greifen.
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