IMMOBILIENWIRTSCHAFT 11/2016 - page 82

82 MEIN LIEBSTER URLAUBSORT
58
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N, 23
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O
Haapsalu
(Estland)
Michael Harter
Mein liebster Urlaubsort ist
Estland. Unser schwedischer Bauernhof liegt dort in
einem verlassenen Dorf auf einer mystischen Ostseeinsel, nahe Haapsalu. Unser
eigenes Bullerbü sozusagen. In seiner Wikingerkirche haben wir geheiratet. Unse-
re sechsjährige Tochter wurde in selbiger getauft.
Wann waren Sie dort?
Wir sind
garantiert immer im August dort, wenn sich Gänse und Kraniche für den Flug
nach Süden sammeln.
Wie lange waren Sie dort?
Mehrere Wochen, nach Abrei-
se der Familie sozusagen im qualified Homeoffice mit Laptop und Wlan.
Wie sind
Sie auf diesen Ort gestoßen?
Ich war seit 1989 jedes Jahr in Estland. In dieses
wilde Eiland habe ich mich dabei verliebt. Trotz Strom- und Glasfaseranschluss
ziehen wir das Wasser noch mit Kurbel und Eimer aus dem Tiefbrunnen.
Was hat
Sie angezogen?
Die Landschaft. Die Geschichte. Die Sprache. Heute leben hier
maximal 200 Esten. Vor ihrer Flucht 1944 waren es 3.000 Estland-Schweden, die
seit dem 13. Jahrhundert hier siedelten. Die Esten schätzen es sehr, dass ein Deut-
scher ihre komplizierte Sprache spricht. Denn sie mussten 700 Jahre lang dem
deutsch-baltischen Adel Untertan sein und Deutsch lernen.
Mit wem waren Sie
dort?
Mit Ehefrau und Tochter. Beide lieben diesen Hof mit dem gelb-roten Holz-
haus. Es gibt drei 200 Jahre alte Eichen und 12.000 Quadratmeter Obstwiesen am
Waldrand. Jeden Tag kreisen die Seeadler.
Was waren Ihre Aktivitäten dort?
Für
unsere Tochter haben wir ein Baumhaus errichtet. Sonst baden wir, erkunden die
Insel oder bauen an den Gebäuden.
Was hat Ihnen am meisten Freude bereitet?
Jedes unserer sechs Blockhäuser, das wir in zehn Jahren Arbeitsurlaub vor dem
Verfall gerettet haben. Auch jeder Fund eines handgemachten Dachziegels oder
historischen Holzbalkens, den wir wieder verbauen konnten.
Warum würden
Sie anderen Branchenkollegen empfehlen dort hinzufahren?
Der Sommer im
Baltikum ist unglaublich. Die Tage sind lang, das Wetter unerwartet sonnig und
trocken. Zudem sind die Esten liebenswert – so introvertiert und wortkarg sie
auch sein können.
Würden Sie selbst diesen Ort noch einmal besuchen?
Das ist
unser zweites Zuhause. Wir versuchen, zweimal im Jahr dort zu sein.
Gibt es da-
für schon konkrete Pläne?
Ja, für Silvester. Wir fahren dann mit dem Auto vom
Festland hinüber über die zugefrorene Ostsee. Man darf dabei allerdings die Eis-
Route nicht verlassen, sich nicht anschnallen und muss die Fenster offen lassen...
„Einmal haben Wildschweine
den Hof und die Obstwiesen
komplett durchgepflügt. Nun
hält sie ein selbst gebauter Zaun
aus Wacholderzweigen und
sechs Meter langen Fichtenstan-
gen davon ab.“
Michael Harter
(50) ist Gründer und geschäfts-
führender Gesellschafter der Westwind Real
Estate Executive Search GmbH. Mit zwölf Bera-
tern und Searchern besetzt der Headhunter von
Berlin aus Führungs- und Fachkräfte in der ge-
samten deutschsprachigen Immobilienwirtschaft.
Der Immobilienökonom (ebs) baute das Team in
zehn Jahren zu einem der Marktführer auf.
STECKBRIEF
Fotos: Westwind Real Estate Executive Search GmbH/privat
„Diese überwucherte
Ostseeinsel gibt mir so
viel Kraft. Ich könnte
jeden Spätsommer heu-
len, wenn uns die Fähre
nach Wochen wieder
aufs Festland bringt.“
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