Immobilienwirtschaft 9/2015 - page 34

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INVESTMENT & ENTWICKLUNG
I
EXPO REAL 2015
„Statt Core mehr Value-add“
INTERVIEW
MIT KLAUS DITTRICH
Nachdem der bisherige Expo-
chef Eugen Egetenmeir in den
Ruhestand gegangen ist, hat
Klaus Dittrich seine Funktion
mit übernommen.
Herr Dittrich, Finanzierung,
Nachhaltigkeit und Digitalisie-
rung gelten seit jeher als wich-
tige Themen. Wie tragen Sie
diesem Umstand Rechnung?
Wir
haben in unseren Konferenzpro-
grammen die wichtigen Themen
immer frühzeitig aufgegriffen. Da
sind wir ganz am Puls der Branche.
Für mehr Nachhaltigkeit haben wir
uns bereits engagiert, lange bevor
Zertifizierungen gang und gäbe
waren. Heute geht es dabei nicht
nur um „nachhaltige Gebäude“,
sondern um die Frage, wie man
Städte nachhaltig entwickeln kann.
Diesem Thema widmen wir uns im
Planning & Partnership Forum (6.
Oktober 2015, 10 bis 13.30 Uhr)
und in mehreren Ausstellungen
zur „Intelligent Urbanisation“.
Finanzierungsthemen waren schon
immer ein fester Bestandteil des
Konferenzprogramms. Daher ha-
ben wir auch in diesem Jahr dazu
einen ganzen Themenblock (6.
Oktober 2015, 15 bis 17.50 Uhr).
Der wachsenden Bedeutung der
Digitalisierung haben wir bereits
im vergangenen Jahr Rechnung
getragen. Dieses Jahr stellen wir
diesen Programmpunkt ganz unter
die Überschrift „Arbeitswelt 4.0“
(7. Oktober 2015, 10 bis 13 Uhr).
Wo liegen in diesem Jahr die
Themenschwerpunkte im
Konferenzprogramm?
Im Kon-
ferenzprogramm werden im Expo
Real Forum erneut wirtschaftliche
Rahmenbedingungen, externe
Einflüsse auf die Immobilienwirt-
schaft, Investmentstrategien und
Finanzierungsfragen im Mittel-
punkt stehen. So geht es in der
Eröffnungsrunde um die Frage,
welche Auswirkungen Ereignisse
wie der niedrige Ölpreis, der Ukra-
ine-Konflikt oder die Griechenland-
Krise auf die Immobilienwirtschaft
haben können und wie sich die
Branche darauf einstellt. Dann
geht es um so genannte Black
Swan Risiken, die kaum vorher-
sehbar, für das Risikomanagement
jedoch entscheidend sind. Wir
beleuchten die Verschiebungen bei
den Investmentstrategien: Lange
Zeit galt „Core“, jetzt spricht man
eher über „Value-add“. Es geht
um den sich verstärkenden Trend
zu Fusionen in der Branche. Und
es werden neue Finanzierungs-
modelle wie beispielsweise das
Crowdfunding oder das „Forward
Funding“ bei Projektentwick-
lungen beleuchtet. Und natürlich
stellen wir auch dieses Jahr wieder
einzelne Immobilienmärkte in
Europa und Übersee zur Diskussi-
on, wobei wir diesmal auch einen
genaueren Blick auf Sub-Saharan
Africa werfen.
Warum wird Afrika eine be-
sondere Rolle spielen?
Afrika ist
ein Markt mit großem Potenzial.
Auf diesem Kontinent bahnen sich
viele positive Entwicklungen an.
Wir wollen Afrika und seine vielen
Möglichkeiten für uns erschließen.
Vor allem die Länder südlich der
Sahara weisen derzeit die höchs-
ten Wachstumsraten der Welt
auf. Und kein anderer Kontinent
verzeichnet eine so hohe Zahl an
großen Stadtentwicklungspro-
jekten. Diese Länder bieten für
die Immobilienbranche immense
Möglichkeiten.
Für die Hotellerie und für den
Logistikbereich stehen Erwei-
terungen an?
Hotel & Tourismus
sowie Logistik sind schon seit
Längerem ein fester Bestandteil
der Messe und haben durch die
Gemeinschaftsstände „World of
Hospitality“ und „LogRealCampus“
auch eine große sichtbare Präsenz.
Zudem haben sich aus beiden Be-
reichen auch eine Reihe Einzelaus-
steller angemeldet, die mit einem
eigenen Stand präsent sind. Und
auch im Konferenzprogramm ist
im Special Real Estate Forum der
Montag dem „Hospitality Dialo-
gue“ gewidmet, der Dienstagnach-
mittag steht unter der Überschrift
„Let’s talk Logistics“.
ZUR PERSON
Klaus Dittrich
ist seit Januar 2010 Vorsitzender der Geschäftsführung der Messe München GmbH. Er ist in dieser Funktion auch für die
Gesamtleitung und Koordination des Konzerns Messe München International zuständig. Klaus Dittrich, geboren 1955 in Gauting bei München, trat 2002
als stellvertretender Geschäftsführer bei der Messe München GmbH ein und wurde im Februar 2003 zum Geschäftsführer bestellt.
Gorski erwartet wegender fortgeschrittenenKrise inGriechenland
möglicherweise eine andere Gewichtung der ohnehin relevanten
Themenstellungen. „Viele Unternehmen sind bei ihren Anmie-
tungsentscheidungen vorsichtiger geworden. Auf der anderen Seite
sorgt allein der Gedanke an dieWerthaltigkeit der Immobilien da-
für, dass Anleger und Investoren ihr Geld zunehmend in Immobi-
lien stecken. So stagnieren in einigenMärkten die Büromieten, die
Grundstückspreise und Kaufpreise aber steigen weiter angesichts
des anhaltend hohen Kapitalzustroms.“ Für Gorski und sein Team
ist es wichtig, mit anderen Messeteilnehmern auszuloten, welche
Auswege aus der Core-Falle sich individuell anbieten.
AFRIKA KOMMT
Die Städte Afrikas wachsen, als wären sie auf
Speed, der Wohnungsbedarf explodiert, allein es fehlt an Stra-
tegien, so könnte man den Kontinent mit rund einer Milliarde
Menschen aus Immobiliensicht umschreiben. Unter den Ländern
aus aller Welt wird diesmal Afrika eine exponierte Rolle spielen.
Wer wusste eigentlich, dass Luanda als Hauptstadt Angolas zu
den teuersten Immobilienstandorten der Welt zählt? Von astro-
nomischen Mietpreisen ist die Rede.
Auch wenn die Standpreise dieses Jahr erstmals nicht teurer
wurden (ab 120Quadratmeter Größe sind 550 Euro proQuadrat-
meter wie im Vorjahr fällig), freuen sich viele Aussteller, unter
das Gemeinschaftsdach von Städten und Regionen schlüpfen zu
können, umso den finanziellenAufwand überschaubar zu halten.
Zuwachs verzeichnete die Expo Real im Vorjahr aus Südeuropa,
insbesondere aus Portugal. Die Stadt Lissabon wird auch 2015
wieder präsent sein, Barcelonas Vertreter hingegen sind diesmal
nicht in München anzutreffen. Langjährige Aussteller wie die
Stadt Moskau, die Stadt St. Petersburg und die RegionenMoskau,
Leningrad und Tula sind ebenfalls erneut auf der internationalen
Immobilienmesse vertreten. Die Hansestadt Hamburg ist Gastge-
ber und Standbetreiber mit einem der größeren Messestände auf
der Expo Real. Bislang 56 Standpartner stehen auf der Habenseite
Foto: Messe München GmbH
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