Immobilienwirtschaft 9/2015 - page 26

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INVESTMENT & ENTWICKLUNG
I
ALTERSGERECHTES WOHNEN
der Geschäftsführer der Deutsche Woh-
nen Immobilien Management GmbH,
Lars Urbansky. „Wenn ein Mieter Bedarf
anmeldet, passen wir die Wohnung ent-
sprechend an.“ Urbansky spricht damit
stellvertretend für die Branche: Alters-
gerechte, also barrierearme Wohnungen
sind ein Nischenmarkt.
UNSICHERHEIT AM MARKT
Ein Grund
liegt in dem engen Planungshorizont von
Investoren, wie der Geschäftsführer von
Hochtief Projektentwicklung, Gordon
Gorski, erklärt. „Investoren entscheiden
oftmals noch aus dem Heute und Jetzt“,
sagt er. „Das Problem ist offensichtlich
noch nicht stark genug in den Köpfen
von Betroffenen oder Investoren veran-
kert, sodass die Berücksichtigung der
Anforderungen bislang zu gering ausfällt.“
Bestärkt wird dies durch die Risiken, die
ein Nischenmarkt mit sich bringt – es gibt
„Sprungstellen“, wie es der Immobilien-
wirtschaftler Tobias Just von der Interna-
tional Real Estate Business School (IREBS)
an der Universität Regensburg beschreibt:
Plötzlich auftauchende Wettbewerber mit
identischer Zielgruppe, gesetzliche Rah-
menbedingungen, die sich ändern und
den Trend in einer gesamten Branche
umkehren können. „Die Unsicherheit im
regulatorischen Umfeld, ergänzt mit der
generellen Volatilität am Markt, hält von
langfristigen Strategien ab“, sagt Just.
Um den theoretischen Bedarf wissen
zwar die meisten, auch ihre Mieterstruk-
tur ist bekannt. Nur drückt der Schuh
eben nicht akut. „In Berlin sind wir nicht
gezwungen, der breiten Masse Bedarf zur
Verfügung zu stellen“, sagt Deutsche-Woh-
nen-Manager Urbansky. „Die Nachfrage
D
iese Lücke klafft: 700.000 Woh-
nungen stehen älteren, mobilitätsein-
geschränkten Menschen laut einer
Prognos-Studie bundesweit zur Verfü-
gung. Gebraucht würden bis 2030 knapp
3,6 Millionen – mehr als fünfmal so viele.
„Die Zahlen verdeutlichen, vor welchen
großen Herausforderungen Wohnungs-
wirtschaft und Wohnungspolitik aktuell
und in den nächsten Jahrzehnten stehen,
um das Wohnungsangebot an den demo-
grafischen Wandel anzupassen“, bilanzie-
ren Analysten der KfW, die die Studie in
Auftrag gegeben hat. Wenn sie den Inves-
titionsbedarf hochrechnen, kommen die
Experten auf eine Summe von 50 Milli-
arden Euro.
Projektentwickler und Wohnungsun-
ternehmen tun sich nach wie vor schwer
mit passgerechten Angeboten für eine
Zielgruppe, die in absehbarer Zeit den
Markt dominieren wird. „Grundsätzlich
wird bei uns in der Gesellschaft das The-
ma eher reaktiv angegangen“, sagt etwa
Altersgerechte Wohnungen – kein Boom
Deutschland altert – und die
Wohnungswirtschaft kommt
nicht hinterher. Der Bedarf an
barrierearmen Wohnungen
übersteigt das Angebot schon
jetzt um ein Vielfaches. Än-
dern dürfte sich an diesem
Zustand wenig – weder lo-
cken Renditeaussichten, noch
drückt der Schuh schmerzhaft
genug.
Altersgerechte Wohnungen bleiben
ein rares Gut. Projektentwickler und
Wohnungsunternehmen tun sich
nach wie vor schwer mit passge-
rechten Angeboten.
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