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9.2015
heißt es seitens der IVG. Das könnte sich
als geschickter Schachzug herausstellen.
„Die Platzierung an der Börse ermöglicht
die zeitnahe Marktbewertung von Immo-
bilien, was die Refinanzierung erleichtern
kann“, urteilt Sonja Knorr, Immobilien-
analystin des Analysehauses Scope. Sich
vor allemauf deutsche Büroimmobilien zu
fokussieren, hält die Expertin prinzipiell
für eine Strategie, die sich bei geschickter
Diversifikation des Immobilienbestands
auszahlen könne. Das Portfolio der IVG
zählt im Segment der deutschen Büro-
immobilien laut Knorr zu den größten in
Deutschland. Selbst von den großen Pu-
blikums-Immobilienfonds kann da Knorr
zufolge volumenmäßig kaum einer mit-
halten. Wie viele Core-Investoren könnte
sich die IVG stärker auf so genannte
Trophy-Immobilien – wie beispielsweise
den Opernturm in Frankfurt – fokussie-
ren. Momentan ist der Markt für solche
Objekte jedoch stark umkämpft.
WAS BLEIBT VON DER „ALTEN IVG“?
Was
von der „alten IVG“, die nur noch als
Holdinggesellschaft fungieren soll, übrig
bleibt, ist kaumabsehbar. Offiziell heißt es,
dass die IVG Institutional Funds GmbH
– 43 Fonds (Vermögen: 10,1 Milliarden
Euro) – und die IVG Caverns GmbH
weiter Bestandteil des IVG-Verbunds
sein werden. Gemunkelt wird aber, dass
das Kavernengeschäft abgestoßen werden
soll.Was das Fondsgeschäft betrifft, stehen
die Zeichen wohl ebenfalls auf Abschied.
„Der Gemischtwarenladen IVG steht vor
dem Kehraus“, sagt ein Branchenkenner.
Sicher ist: Die Kehrtwende muss
rasch gelingen. Im vergangenen Jahr fuhr
die IVG einen Verlust (Ebit) von fast 300
Millionen Euro ein. Selbst wenn man 170
Millionen Euro als Vorsorge zur Sanierung
der Kavernen herausgerechnet, bleibt ein
dickes Minus.
D
as Schlimmste scheint überwunden.
Das Insolvenzverfahren, das die IVG
Immobilien AG zur finanziellen Re-
strukturierung durchlief, wurde vor einem
Jahr aufgehoben. Nun will der Vorstand
mit Dietmar Binkowska, seit März 2015
an der Spitze, die IVG neu ausrichten.
Wichtigster Schritt: Ein Kernimmobili-
en-Portfolio soll in eine neue Gesellschaft
ausgegliedert werden. Es umfasst laut IVG
120 Büroimmobilien – wie „The Squaire“
in Frankfurt – im Wert von drei Milliar-
den Euro. Der Verkauf von „The Squaire“
gelang zwar nicht, dafür wurde aber eine
langfristige Refinanzierung gesichert. Das
Immobilienportfolio soll ferner gestrafft
und vorwiegend mit Objekten der deut-
schen Top-7-Standorte bestückt werden.
70 OBJEKTE UND ZWEI HEKTAR WALD
70
Objekte (Wert: 300 Millionen Euro), da-
runter zwei Hektar Wald, will das Unter-
nehmen abstoßen. Ihr Verkaufserlös wür-
de den finanziellen Spielraum der Bonner
spürbar ausweiten. Für Investitionen ins
Kernportfolio stünden ansonsten 40 Mil-
lionen Euro pro Jahr zur Verfügung, sagt
Firmensprecher Jürgen Herres. Die IVG
sehe sich als einen der führenden Player
im Segment deutscher Büroimmobilien.
Und diese Position will sie gegenüber Ri-
valen wie Alstria Office (Immobilienver-
mögen Ende 2014: 1,6 Milliarden Euro)
gewiss behaupten.
Bei der Konsolidierung des Segments
der Immobilienaktiengesellschaften wolle
die IVG mit von der Partie sein, kündigt
Herres an. Erst 2014 fusionierten Prime
Office und OCM German Real Estate
Holding zur Deutschen Office (Immobi-
lienvermögen: 1,8 Milliarden Euro), die
Alstria Office jetzt übernehmen möchte.
Umflexibler auch auf derartige Marktent-
wicklungen reagieren zu können, soll das
Kernimmobilienportfolio auf eine „recht-
lich selbstständige Einheit in kapital-
marktfähiger Form“ übertragen werden,
IVG – Gemischtwarenladen vor dem Kehraus
Die IVG will sich neu aufstel-
len. Der Bonner Immobili-
enriese wird sich stärker auf
deutsche Büroimmobilien
fokussieren, um wieder pro-
fitabel zu werden. Überflüs-
siger Ballast soll abgeworfen
werden, um das Immobili-
enportfolio zu straffen und
kapitalmarktfähig zu machen.
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Norbert Jumpertz, Staig
120 Büroimmobilien –
darunter „The Squaire“
in Frankfurt (Bild) – will
die IVG in eine neue
Gesellschaft ausgliedern.