Die Wohnungswirtschaft 4/2019 - page 66

MARKT UND MANAGEMENT
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ders ausgeweitet hat sich die räumliche Trennung
zwischen „Arm“ und „Reich“ in den meisten ost-
deutschen Städten. Dort ist der sog. Segregati-
onsindex, der den Grad der räumlichen Trennung
misst, von 26 im Jahr 2005 auf 32 im Jahr 2014
gestiegen (siehe Grafik auf dieser Seite).
Wohntrends
Die Zukunft des Wohnens –
Worauf wir uns heute schon vorbereiten können
Welche Kräfte und Wirkfaktoren beeinflussen das Wohnen in der Zukunft? Wie entwickeln sich Einkommen
und Bevölkerung in Deutschland? Was bedeutet die fortschreitende Digitalisierung für das Wohnen? Welche
Wohnungen und Wohnformen werden künftig nachgefragt? Diese Fragen müssen die nachhaltig agierenden
Wohnungs- und Immobilienunternehmen interessieren. Aus diesem Grund beauftragt der GdW regelmäßig
eine Studie zu den Wohntrends der Zukunft. Die DW blickt besonders auf drei Ergebnisse der Studie.
In der Studie „Wohntrends 2035“ beschreiben
die Beratungsunternehmen Analyse & Konzepte
(A & K) sowie InWIS die Zukunft des Wohnens und
deren Auswirkungen auf dieWohnungswirtschaft.
Die Studie ist repräsentativ undwurde imAuftrag
des GdW Bundesverbands deutscher Wohnungs-
und Immobilienunternehmen e.V. erstellt. Drei
der wichtigsten Themen sind Integration, Digita-
lisierung sowie neue Wohnformen.
Einkommen, Alter, Herkunft:
Integration als Daueraufgabe
Wenn heute von Integration die Rede ist, geht
es dabei meist um Menschen unterschiedlicher
Herkunftsländer. Doch schon jetzt zeichnen sich
andere Herausforderungen ab.
So kommt es in den deutschen Städten zu einer zu-
nehmenden räumlichen Trennung (Segregation)
von jungen Haushalten und Senioren. Es konzen-
trieren sich sowohl die 15- bis 29-Jährigen als
auch die Bewohner ab 65 Jahren immer stärker
in bestimmten Stadtteilen.
Weiterhin zeigen aktuelle Studien, dass die soziale
Segregation nach Einkommensschichten in den
deutschen Großstädten in den letzten zehn Jahren
deutlich zugenommen hat. Dies lässt sich z. B. ei-
ner stärkeren Konzentration von SGB-II-Beziehern
in bestimmten Stadtteilen festmachen. Beson-
Bettina Harms
Geschäftsführerin
Analyse & Konzepte Beratungsge-
sellschaft für Wohnen, Immobilien,
Stadtentwicklung mbH
Hamburg
Michael Neitzel
Geschäftsführer
InWIS GmbH
Bochum
Daran zeigt sich, dass eine zunehmende Segrega-
tion nicht nur ein Phänomen boomender Städte
ist, sondern auch oder gerade bei vergleichswei-
se entspannten lokalen Märkten auftreten kann.
Demgegenüber hat die ungleiche räumliche Ver-
teilung vonMenschenmit Migrationshintergrund
(gemessen als Personenmit ausländischemPass),
die ethnische Segregation, in den deutschen Städ-
ten abgenommen. Sie ist inzwischen geringer als
die soziale Segregation.
Gerade die Bevölkerungsgruppen, die besonders
von Armut betroffen sind, leben vornehmlich zur
Miete:Mit 29%(2015)weisenMieter eine deutlich
ENTWICKLUNG DER SOZIALEN SEGREGATION
SGB II West
SGB II Ost
SGB II gesamt
Sozialhilfe
34
32
30
28
22
26
20
24
18
um1990
um1985
2000
2005
1999
2004
2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014
Quelle: GdW
Quelle: A & K,
Foto: Olympia Sprenger
Quelle: InWIS
Segregationsindex: SGB-II-Empfänger in 74 deutschen Städten
Als Maßstab für Integration bzw. Desintegration fungiert hier die residenzielle Segregation, also die ungleiche Verteilung der Wohn-
standorte verschiedener Gruppen der Bevölkerung im städtischen Raum – hier verdeutlicht durch den SGB-II-Bezug
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