Die Wohnungswirtschaft 1/2018 - page 56

MARKT UND MANAGEMENT
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bereitschaft aller Beteiligten breit akzeptierte
Ergebnisse zu erzielen.
Bürgerbeteiligung muss organisiert werden
Partizipation bzw. Informationsvermittlung ist
ohne eine gute Organisation nicht möglich. Diese
ist notwendig, umbei allen Beteiligtenmehr Klar-
heit und Verbindlichkeit zu erzeugen. Das Quar-
tiersmanagement klärt deswegen in Abstimmung
mit den Kundenzentren und den Fachplanern, wer,
wann und hinsichtlich welcher Fragestellung in
den Entscheidungsprozess eingebunden werden
soll. Im Vorfeld müssen folgende Fragen beant-
wortet werden:
• Wer übernimmt die Organisation der Beteili-
gung?
• Wer ist für welche Schritte verantwortlich?
• Wie ist die Arbeitsteilung untereinander?
• Wie sieht der Zeitplan genau aus?
Spätestens hier wird ersichtlich, dass Beteiligung
nicht einfach nebenbei passieren kann. Vielmehr
muss Bürgerbeteiligung eine feste Größe im Pro-
jektplan jedes Vorhabens sein.
Es gilt, die Verantwortlichkeiten klar zu definie-
ren. Zu der organisatorischen Planung gehören
außerdem die Bereitstellung von Budgetmitteln
sowie fachlich und kommunikativ geschulteMitar-
beiter, die für den gesamten Zeitraumdes Projek-
tes für alleMaßnahmen der Bürgerbeteiligung zu-
ständig sind. Diese sollten gut darauf vorbereitet
werden, in die angemessene Kommunikation mit
den verschiedenen Zielgruppen treten zu können.
Die Kommunikatoren des Projektes sind letztend-
lich der Schlüssel für den Vertrauensaufbau und
die erfolgreiche Umsetzung des Projektes – wie
das nachfolgende Beispiel zeigt.
Die Kraft des Mitredens:
das Werkstattverfahren zur Wiesenburg
Seit zwei Jahren kümmern sich die degewo-
Mitarbeiter aus Kundenzentrum, Bauabteilung,
Unternehmenskommunikation und Quartiersma-
nagement um die Neugestaltung des Areals der
Wiesenburg (siehe DW7/2017 und DW10/2017,
jeweils S. 4). Das denkmalgeschützte Gelände im
Stadtteil Wedding hat sich in den letzten Jahren
zu einem Kreativzentrum entwickelt, bevor es
2015 vom Land Berlin an die degewo übertragen
wurde. Auchwenn der vordringliche Auftrag einer
städtischen Wohnungsbaugesellschaft der Woh-
nungsbau ist, will das Unternehmen dennoch die
vorhandenen Nutzungsarten – Gewerbe, Künstle-
rateliers und eine Tanzhalle – integrieren.
Die Künstler und Gewerbetreibenden, die auf
dem Gelände wohnen und abeiten, waren zu-
nächst schockiert, als der neue Eigentümer
degewo das Gelände übernahm und seiner
Verkehrssicherungspflicht nachkam. Seit Jahr-
zehnten hatten die Bewohner autark ihr eigenes
Wohn- und Lebensumfeld gestalten können. Mit
dem Eigentumsübergang verbunden waren daher
Ängste vor Veränderungen.
Die Verunsicherung und das Misstrauen gegen-
über dem städtischen Wohnungsunternehmen
waren zunächst sehr groß. Für die degewo war
aber klar, dass die vorhandenen Nutzungen und
Strukturen erhalten werden und deshalb die
Vertreter des Vereins „Die Wiesenburg“ an den
beiden Werkstattverfahren teilnehmen sollten.
Sie wurden eingebunden, damit sie ihre Bedürf-
nisse und Visionen zur weiteren Entwicklung
einbringen können.
In zwei Werkstattverfahren mit jeweils rund
30 Teilnehmern aus Bezirksamt, Landesdenk-
malamt, Baustadtrat, Abgeordneten der Be-
zirksverordnetenversammlung, Vertretern der
Wiesenburg und der degewo wurde anfangs
sehr kontrovers diskutiert. In den letzten zwei
Jahren sind die Beteiligten aber viele Schritte
weitergekommen und auf einander zugegangen.
Im Frühjahr 2018 wird voraussichtlich der erste
Bauantrag eingereicht werden können. Noch ist
nicht alles ausdiskutiert, doch für die wesent-
lichen Rahmenbedingungen konnten sich alle
begeistern: Die neuen Wohnungen sollen stilis-
tisch zu den historischen Gebäuden passen, im
Erdgeschoss sind Atelierwohnungen vorgesehen
und die alte Sammelhalle, die schon lange kein
Dach mehr trägt, soll als Kunst- und Kulturstelle
hergerichtet werden.
Heute sind alle Beteiligten froh, die Werkstatt-
verfahren durchgeführt zu haben, auch wenn es
sehr lange gedauert hat und mancher Kompro-
miss nicht sonderlich zur Wirtschaftlichkeit des
Projektes beiträgt – was die degewo im Sinne
ihrer Gemeinwohlorientierung mitunter dulden
kann. Der Prozess hat zumindest alle anstehen-
den Fragen behandelt und viele wertvolle An-
regungen gegeben. Entstanden ist ferner ein
wertvolles Miteinander, auf das in der Zukunft
aufgebaut werden kann. Mit diesem Ergebnis
können alle zufrieden sein.
Anwohnerversammlung: Das Informationsbedürfnis bei Veränderungen in der
Nachbarschaft ist erfahrungsgemäß groß
Anwohnerversammlung in Gropiusstadt: degewo-Architekt
Christoph Rasche erläutert die Neubauplanung
Quelle: Cathrin Bach
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