Die Wohnungswirtschaft 1/2018 - page 53

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Unternehmen weitere Vorteile bringen? Wie alle
kleinen und großen Vermieter steht auch die Bau­
genossenschaft Langen im Fokus der Öffentlich­
keit. Mieterhöhungen nach einer Modernisierung,
Baumfällarbeiten, zwei Tage Heizungsausfall, die
Unterbringung von Flüchtlingen – solche Themen
können in den sozialen Medien schnell hochko­
chen. Durch bewusste Falschinformationen wer­
den Themen gezielt eskaliert. Der sog. Shitstorm
ist das Ziel. Ein nachhaltiger Imageschaden für
das Unternehmen die Folge. Verhindern lässt sich
der Kommunikations-GAU nur durch rechtzeitig
eingeleitete Gegenmaßnahmen. Rechtzeitig setzt
kontinuierliches Monitoring voraus: Ständige
Überwachung der für das Wohnungsunternehmen
relevanten Themen auf allen Kanälen. Im Jahre
2017 sind das nicht mehr auch, sondern vor allem
die sozialen Medien.
Auch Unternehmen, die Social Media nicht für
die Unternehmenskommunikation nutzen wol­
len, sollten trotzdem über das Anlegen eigener
Profile in den gängigen Netzwerken nachdenken.
Andernfalls besteht die ernstzunehmende Ge­
fahr, dass die Lücke von unzufriedenen Kunden
oder ehemaligen Beschäftigten genutzt wird. Ein
falsches Profil ist binnen weniger Minuten ange­
legt. Twitter prüft die Berechtigung des Inhabers
nicht. Schlimmstenfalls heißt es dann: Feuer frei
mit Falschnachrichten.
Stärken und Vorteile
Twitter ist bei der Baugenossenschaft Langen eG
nicht nur Informationsquelle und Monitoring-
Werkzeug. Das April 2017 angelegte zweite Profil
@Wohnraumkoenner schafft zusammen mit dem
Facebookauftritt Aufmerksamkeit für die Genos­
senschaft vor allem als (attraktiver) Arbeitgeber.
Denn für Schulabgänger auf der Suche nach einem
Ausbildungsplatz oder nach dem ersten Job gilt:
Wen ich bei Social Media nicht finde, den gibt es
nicht.
Eineweitere Stärke von Twitter ist dieMöglichkeit,
sich gezielt mit Experten und Meinungsführern
austauschen zu können. Ein Vorteil, der von den
Wohnraumkönnern erfolgreich genutzt werden
konnte, um für das Thema „Digitalisierung einer
Genossenschaft“ Aufmerksamkeit zu schaffen und
innovative Pilotprojekte zu akquirieren.
Aufmerksamkeit erzeugen und auswerten
Aufmerksamkeit gilt heute als neue Währung,
wertvoller als Gold. Gute Tipps, wie bei Twitter
mehr Reichweite und Aufmerksamkeit erreicht
werden kann, gibt es im Internet genug. Einen
Königsweg gibt es nicht. In den sozialen Medien
darf ausprobiert werden und auch etwas dane­
bengehen. Basis ist ein aussagekräftiges Profil.
Gute Fotos schaden nicht. Bei einem Unterneh­
mensprofil sind jedoch zusätzliche rechtliche
Rahmenbedingungen zu beachten, wie z.B. die
Impressumspflicht.
Social Media kostet Zeit. Und bei Twitter gilt der
Grundsatz „viel hilft viel“. ImSchnitt werden über
das Vorstandsprofil 150 Tweets monatlich abge­
setzt. Umnicht imTreibsand zu versinken, können,
neben der eigenen Disziplin, nützliche Tools hel­
fen, den zeitlichen Einsatz überschaubar zu hal­
ten. Grundausstattung ist Twitter Analytics. Das
Tool bereitet die eigenen Aktivitäten bei Twitter
übersichtlich auf. Die Entwicklung der erzeugten
Aufmerksamkeit, z.B. in Form von Gefällt-mir-
Angaben oder neuen Followern, wirdmonatsweise
verglichen. Tweets und Follower mit der höchsten
Aufmerksamkeit werden anschaulich dargestellt.
Gerade für Einsteiger bietet Analytics eine gute
Orientierung. Als weitere Tools sind bei denWohn­
raumkönnern Hootsuite, RiteTag und Manage­
Flitter im Einsatz. Die Auswahl an vergleichbaren
Werkzeugen ist groß. Hier sollte getestet werden.
Hootsuite eignet sich, umdie tägliche Tweet-Flut
nach Schlüsselbegriffen, sog. Hashtags, ordnen zu
können. ManageFlitter hilft bei der „Bewertung“
der eigenen Follower.
Follower – und jetzt?
Das Motto „Follower um jeden Preis“ war für die
Baugenossenschaft Langen eG keine Option. Auf
das Kaufen von Followern – auch das ist möglich –
wurde verzichtet. Denn hier ist weniger mehr. So
groß die Freude über neue Follower am Anfang
sein mag: Die Tweets der neuen Follower tauchen
in der eigenen Timeline auf. Die Timeline ist der
Bereich, der die Twitterati im Sekundentakt mit
neuen Tweets versorgt. Wer Twitter zur Vernet­
zung nutzen will, muss gelegentlich auch inter­
agieren. Das fällt bei einer zunehmenden Anzahl an
Followern ohne große Kommunikationsabteilung
schwer. Einweiterer Grund, das Verhältnis der Fol­
lower und der Profile, denen man selber folgt, in
einem ausgewogenen Verhältnis zu halten.
Wer „zwitschert“, so heißt das Absetzen ei­
ner Kurznachricht auf Twitter, möchte gelesen
werden. Maßgeblich für die Reichweite solcher
„Tweets“ ist auch die Auswahl des richtigen Hash­
tags. Das Hashtag, gekennzeichnet durch das Zei­
chen #, ist wie ein Schlagwort, das den Tweet mar­
kiert. Damit die Tweets der Baugenossenschaft
Langen eG nicht in der Masse gleichartiger Hash­
tags untergehen, andererseits aber auch nicht zu
exotisch sind, unterstützt das Tool RiteTag bei der
Auswahl. Auch bei der Auswahl des Schlagworts
gilt: Experimentieren.
Experimentiert werden kann auch beimzeitlichen
Einsatz. Die Follower-Gemeinde nimmt eine ge­
legentliche Auszeit jedenfalls nicht übel. Das ist
auch gut so. Denn Social Media darf schließlich
auch Spaß machen.
Corporate Identity im
digitalen Zeitalter
Der neue „Leitfaden zu einer starken Unter­
nehmensidentität“ zeigt Geschäftsführern und
Mitarbeitern aus Marketing und Öffentlich­
keitsarbeit sowie Business Development auf
über 300 Seiten auf, wie Unternehmen eine
ihre sog. Corporate Identity aufbauen, stärken
und in die digitale Welt etablieren können. Ein
Schwerpunkt liegt auf der Kundenbetreuung,
die durch die neuen Formen der digitalen In­
teraktion entsteht. Es werden Potenziale, aber
auch Gefahren, die daraus resultieren können,
ausführlich beschrieben. Klassische Erkenntnisse über die Corporate Iden­
tity werden dabei durch neurowissenschaftliche Hintergründe ergänzt.
Darüber hinaus erhalten Leser Zugriff auf eine Webseite mit Leitfaden,
Beispielen, FAQs und einen themenbezogenen Blog.
LITERATURTIPP
„Corporate Identity im digitalen Zeitalter“, Lothar Keite,
Haufe-Lexware, ca. 320 Seiten, € 44,95, erhältlich ab Juli 2018
ISBN 978-3-648-10922-9
Quelle: Haufe-Lexware GmbH & Co. KG
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