Jürgen Steinert:
Auch imNamen von DW-Chefre-
dakteurin Ulrike Trampe heiße ich Sie herzlichwill-
kommen zum 24. Brandenburger-Hof-Gespräch.
Wie immer geht mein Dank an die Aareal Bank, die
als Sponsor dieses Format möglich macht.
„Bezahlbares Wohnen: Was müssen wir tun?“:
Das ist unser heutiges Thema. Es ist vielleicht die
schwierigste Frage, die unsere Branche im Mo-
ment zu beantworten hat. Denn das Paradoxe an
unserer Situation ist, dass wir Mangel und Leer-
stand gleichzeitig haben. In manchen Teilen der
Bundesrepublik gibt es Unternehmen, die einen
Leerstand von 10, 20 oder teilweise sogar 30%
haben. Und dennochmüssenwir über bezahlbares
Wohnen reden, weil in anderen Teilen der Republik
ein Wohnungsmangel herrscht.
Herr Ernst hat in seinem Statement zu Recht die
Frage aufgeworfen, wie es gelingen kann, die Ar-
beit dorthin zu bringen, wo Wohnungen zum Teil
in dramatischer Form leer stehen. Die ökonomi-
sche Grundregel heißt ja, dass die Wohnung der
Arbeit folgt.
Thomas Ortmanns:
So kann man sich fragen,
ob z. B. Behörden, wenn sie neu bauen, an den
Stadtrand ziehen sollten. Sie würden mit gutem
Beispiel vorangehen und Randlagen würden auch
zum Wohnen wieder attraktiver werden.
Axel Gedaschko:
Es ist nicht wegzudiskutieren:
Selbst wenn wir alle möglichen Maßnahmen um-
setzen, wird es nicht gelingen, in denHotspots ge-
nügend neuenWohnraumzu schaffen. Damit steigt
der Druck auf das Umland. Die Frage ist, wie wir
diese Ausweichbewegung steuern und die Städte
imUmland attraktivermachen können. Wirmüssen
auf jeden Fall das Umlandmitdenken und ernsthaft
in die Diskussion über Mobilität, digitale Anbin-
dung und Attraktivitätssteigerung einsteigen.
Anne Keilholz:
Das gilt gerade auch für Berlin.
Wenn der Wohnraum in der Innenstadt so knapp
ist, dann kommt man nicht umhin, sich Konzep-
te mit den Umlandgemeinden zu überlegen, wie
das inMünchen und anderen Städten schon längst
gemacht wird.
Wolfgang Tiefensee:
Der Gedanke, regional zu
denken, ist bestechend. Wir haben in Jena eine
Wohnungsgesellschaft, die Wohnungen im Paket
mit Mobilität vermietet. Denn es geht eben – das
möchte ich zu bedenken geben – nicht nur darum,
wo der Arbeitsplatz ist, sondern es geht auch um
Lebensqualität. Die Menschen wollen ins Theater
und ins Fitnessstudio gehen, sie wollen Zugang zu
guten Ärzten haben und mal besser essen gehen,
auch wenn sie nicht in der Großstadt wohnen.
Dr. Franz-Georg Rips:
Es ist sicher richtig, auch
die ländlichen Strukturen und nicht nur die
24. Brandenburger-Hof-Gespräch – die Debatte
Ein dramatisches Problem verlangt nach einem
Bündel an Maßnahmen
Dass isolierte Maßnahmen allein nicht zu bezahlbarem Wohnraum führen – darüber herrschte in der Runde
Konsens. Besonders intensiv diskutiert wurden die Fragen, wie Regionen mit hohem Wohnungsleerstand
attraktiver gemacht werden können und wie sich die Bildung neuer Gettos verhindern lässt.
„Selbst, wenn wir alle möglichen Maßnahmen umsetzen, wird es nicht
gelingen, in den Hotspots genügend neuen Wohnraum zu schaffen.
Damit steigt der Druck auf das Umland.“
Axel Gedaschko
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4|2018