DIE WOHNUNGSWIRTSCHAFT 8/2017 - page 48

MARKT UND MANAGEMENT
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8|2017
DW-Zukunftspreis 2017
Vonovia zeigt, wie modulares Bauen geht
Auf Konferenzen und in Fachbeiträgen zerbrechen sich Experten die Köpfe darüber, wie modulares und
serielles Bauen zur Schaffung von günstigem Wohnraum beitragen kann. Derweil hat die Vonovia SE bereits
gehandelt und in Bochum ihr erstes modular errichtetes Mehrfamilienhaus gebaut. Für die Jury des
14. DW-Zukunftspreises der Immobilienwirtschaft ist das ein wichtiger Beitrag zum innovativen Bauen.
Vor dem Hintergrund des Mangels an preisgüns-
tigen Mietwohnungen in deutschen Großstädten
wird immer öfter das serielle und modulare Bauen
als Königsweg genannt. Wie wichtig dieses Thema
ist, zeigt folgender Umstand: Vor Kurzemstarteten
das Bundesbauministerium, der GdW Bundesver-
band deutscher Wohnungs- und Immobilienunter-
nehmen, die Bundesarchitektenkammer und der
Hauptverband der Deutschen Bauindustrie ein eu-
ropaweitesAusschreibungsverfahren,dessenZieles
ist,eineRahmenvereinbarungüberdenBaumehrge-
schossigerWohngebäudeinseriellerundmodularer
Bauweise abzuschließen (siehe S. 18 in dieser DW).
Gut möglich, dass man in Bochum etwas erstaunt
auf diese Ausschreibung blickt. Denn dort – ge-
nauer: in der Insterburger Straße im Stadtteil
Hofstede – hat die Vonovia SE bereits im Dezem-
ber 2016 ein dreigeschossiges Mehrfamilienhaus
fertig gestellt, das inmodularer Bauweise errichtet
worden ist. Es umfasst 14 Einheiten von der 2-Zim-
mer-Wohnung mit 44m
2
Wohnfläche bis hin zur
4-Zimmer-Wohnung mit 88m
2
. Dabei betrug die
Bauzeit vor Ort lediglich drei Monate. Möglichwar
dies, weil der Neubau zu 70% im Werk der Firma
Modulbau Lingen vorgefertigt wurde – inklusive
Fenster, Türzargen undHeizkörper. Die 45 fertigen
Module im Ausmaß von 6,50 x 3,12m ließen die
Verantwortlichen dann per Tieflader zur Baustelle
transportieren und dort zusammensetzen, wobei
der Aufbau vom innenliegenden Treppenhauskern
ausging. Die Planung des Gebäudes lag in denHän-
den von Vonovia und Koschany + Zimmer Architek-
ten KZA aus Essen.
Die Zukunft des Wohnungsbaus
Für Klaus Freiberg, Chief Operating Officer (COO)
des im Dax notierten Wohnungskonzerns, ist die-
ses Vorgehen richtungsweisend. „Die Zukunft des
Wohnungsbaus liegt in der modularen Bauweise“,
ist er überzeugt. In dieser Bauweise sieht er vor
allem zwei Vorteile: Dank der industriellen Vor-
fertigung dauern die Bauarbeitenweniger lang, so
dass das immer wieder postulierte Ziel, preisgüns-
tigen Wohnraum zu schaffen, schneller erreicht
werden kann. Und zweitens wirkt sich die Bauwei-
se kostensenkend aus. Beim Projekt in Bochum-
Hofstede, das jetzt mit demDW-Zukunftspreis der
Immobilienwirtschaft ausgezeichnet worden ist,
betrugen die Baukosten lediglich 1.800 €/m
2
. Bei
einer Gesamtwohnfläche von 895 m
2
resultierte
so ein Investitionsvolumen von 1,6 Mio. €. An
Komfort fehlt es trotzdemnicht: AlleWohnungen
verfügen über Terrasse oder Balkon, und einige
Einheiten sind sogar barrierearm.
Grundstückskosten fallen nicht an, da die Vonovia
ihr Projekt auf einem eigenen Grundstück reali-
siert hat. Das soll auch bei den geplanten Nach-
folgeprojekten so bleiben. „Wir konzentrieren uns
vorläufig auf die Bebauung eigener Freiflächen in
bestehenden Quartieren“, sagt Freiberg. Potenzial
dafür hat das größte deutsche Wohnungsunter-
nehmen reichlich: 41 Mio. m
2
Grundstücksfläche
sind in seinemEigentum, wobei ein eigens entwi-
ckeltes Flächentool diejenigen Areale aufspürt,
die sich für eine Nachverdichtung eignen. Dass
die modularen Bauten in nur wenigen Monaten
zusammengesetzt sind, hat den weiteren Vorteil,
dass die Belastung für die Anwohner sich zeitlich
im Rahmen hält.
Unterschiedliche Bauweisen möglich
In der Insterburger Straße setzte Vonovia auf eine
Holzhybridbauweise. In der Materialfrage ist das
THEMA DES MONATS
Christian Hunziker
freier Immobilienjournalist
Berlin
Im Dezember 2016 wurde der jetzt preisgekrönte Neubau offiziell fertig gestellt
Quelle: Vonovia
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