DIE WOHNUNGSWIRTSCHAFT 8/2017 - page 44

MARKT UND MANAGEMENT
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8|2017
DW-Zukunftspreis 2017
Sozial und innovativ: das Seniorenwohnhaus der BSG-Allgäu
Gleich mehrere Aufgaben hat sich die BSG-Allgäu Bau- und Siedlungsgenossenschaft eG in Kempten bei
ihrer neuen Seniorenwohnanlage vorgenommen: ein Quartier nachzuverdichten, Wohnraum für ältere
Menschen zu schaffen und mit unterschiedlichen Partnern zu kooperieren. Der Genossenschaft ist das so
überzeugend gelungen, dass sie für das Projekt mit dem DW-Zukunftspreis 2017 ausgezeichnet worden ist.
Für Tanja Thalmeier gibt es eine Leitlinie ihres
wohnungswirtschaftlichen Handelns: „Aufgrund
unserer genossenschaftlichen Ausrichtung steht
für uns immer der Mensch imMittelpunkt.“ Dieser
Maxime folgten das Vorstandsmitglied und die
Mitarbeiter der BSG-Allgäu auch bei der Senioren-
wohnanlagemit Tagespflege, die imOktober 2015
in der Hauffstraße im Kemptener Stadtteil Sankt
Mang eröffnet und jetzt mit dem DW-Zukunfts-
preis 2017 ausgezeichnet wurde.
Ansatzpunkt für das Projekt war die hohe Nach-
frage nach barrierefreien, altersgerechten Woh-
nungen. In Sankt Mang besitzt die BSG-Allgäu
bereits seit längerem zwei Seniorenwohnanlagen
mit zusammen 152 Wohnungen, die den Bedarf
aber nicht mehr decken konnten. In den 26 zu-
sätzlichen 2-Zimmer-Wohnungen haben nun äl-
tere Menschen mit einem Durchschnittsalter von
76,5 Jahren ein neues Zuhause gefunden. Weil
die Genossenschaft erkannte, dass auch dezent-
rale Betreuungsangebote und Räumlichkeiten für
soziale Kontakte stark nachgefragt sind, umfasst
das neue Seniorenhaus imErdgeschoss auch einen
allen Bewohnern zugänglichen Aufenthaltsraum
und eine Tagespflegeeinrichtung mit 13 Plätzen.
Diese Einrichtung, die eine tage- oder stunden-
weise Betreuung hilfsbedürftiger Senioren sicher-
stellt, wird von der Diakonie Kempten (Allgäu)
betrieben.
Aufwertung dank Nachverdichtung
Das alleinwäre zwar wohnungswirtschaftlich sehr
verdienstvoll, aber noch nicht unbedingt preis-
würdig. Die Genossenschaft mit ihren 3.900 Mit-
gliedern und 6.400 verwaltetenWohnungen griff
mit dem Projekt jedoch gleich mehrere Themen
auf, welche Wohnungsunternehmen derzeit bun-
desweit bewegen. Das beginnt mit dem stadtpla-
nerischen Aspekt: Die Seniorenwohnanlage ent-
stand als Nachverdichtungsmaßnahme in einem
bestehenden Quartier, das von einer heterogenen
Bebauung mit Mehrfamilien- und Doppelhäusern
aus den 1960er und 1970er Jahren geprägt ist. Die
Situation auf dem topografisch leicht abfallenden
Gelände war wenig befriedigend: Der Grüngürtel
zwischen Geschosswohnungsbauten und Doppel-
häusernwirkte wenig gepflegt, und die Anbindung
an den Verkehr auf der Hauffstraße war vor allem
für Schulkinder nicht ungefährlich.
„Bei jedem Projekt überlegen wir, wie die opti-
male Einbindung ins Quartier erfolgen kann“,
sagt Tanja Thalmeier. In enger Kooperation mit
der Stadt Kempten wurde deshalb ein Baukör-
per entwickelt, der die Ränder des Grünraums
stärker fasst und so den Parkcharakter des Areals
mit seinen Laubbäumen betont. Auch die Wegbe-
ziehungen sind verbessert worden, so dass Fuß-
gänger sich jetzt leichter orientieren und sicherer
fortbewegen können.
Dabei setzte die 1906 gegründete Genossen-
schaft – und das ist eine weitere Besonderheit
des Projekts – auf Mitbestimmung: Vor Planungs-
beginn lud sie Anwohner und Mitglieder zu einer
Versammlung ein, umderenWünsche kennenzu-
lernen. Es folgtenmehrere Workshops, bei denen
es beispielsweise um die Gestaltung der Grünflä-
chen und das Angebot an Dienstleistungen ging.
„Die Wege wurden auf Wunsch der Bewohner an-
gelegt“, nennt Vorstand Thalmeier ein konkretes
Ergebnis dieser Mitwirkung. Auch die Bänke auf
dem Areal wurden nicht von Landschaftsplanern
bestimmt, sondern von Anwohnern ausgewählt.
THEMA DES MONATS
Christian Hunziker
freier Immobilienjournalist
Berlin
Verdichtung und Qualifizierung – das ist der BSG Allgäu durch ergänzendes, preiswertes Bauen gelungen
Quelle: BSG-Allgäu
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