MARKT UND MANAGEMENT
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4|2017
Das Internationale Jahr der Genossenschaften gab
2012 den Anlass, das Modell der Schülergenos-
senschaften zu fördern und damit das Konzept
des solidarischen Wirtschaftens auch im Bil-
dungsbereich zu verankern. Das wissenschaftlich
ausgerichtete Genossenschaftsforum e. V. sowie
der BBU Verband Berlin-Brandenburgischer Woh-
nungsunternehmen e. V. setzen auf die Zukunfts-
fähigkeit der genossenschaftlichenWerte, die den
Menschen und das solidarische Wirtschaften in
den Mittelpunkt des unternehmerischen Han-
delns stellen. Für sie ist Schule der richtige Ort,
alternative Formen des Wirtschaftens einzuüben.
„Mich hat die Idee der Schülergenossenschaften
von Anfang an begeistert. Deshalb finde ich es
auch sehr wichtig, dass sich möglichst viele BBU-
Mitgliedsgenossenschaften engagieren“, erklärt
BBU-Vorstandsmitglied Maren Kern.
An der Fachhochschule in Frankfurt amMain (heu-
te: Frankfurt University of Applied Sciences) wur-
de dazu ein lizensiertes Konzept namens „nach-
haltige Schülergenossenschaft“ entwickelt, das
seit Jahren erfolgreich in einigen westdeutschen
Bundesländern umgesetzt wird. Das Modell: Jeder
Schülergenossenschaft steht eine reale Partner-
genossenschaft zur Seite, wird vom Genossen-
schaftsverband betreut und jährlich geprüft. Dies
auf die Immobilienwirtschaft zu übertragen lag
nahe, daWohnungsgenossenschaften einen tradi-
tionellen Quartiersbezug haben und die Prinzipien
der Selbsthilfeunternehmen bei ihnen besonders
deutlich zu erfahren sind.
Kreativ und lecker:
Schülergenossenschaften können was
Im regelmäßigen Austauschmit Schulen, Pädago-
gen und Wohnungsgenossenschaften sind in den
letzten Jahren die ersten Schülergenossenschaf-
ten in der Region Berlin-Brandenburg entstanden.
Seit Februar 2014 ist die Schülergenossenschaft
„Nanofokus“ des berufsbildenden Lette-Vereins
Berlin in das „Quasiregister“ des Verbands BBU
eingetragen, betreut wird sie von der Wohnungs-
baugenossenschaft DPF eG. Die Kreativ-Genos-
senschaft stellt selbstgestaltete Tücher, Stoffe
und Papierdrucke her, wichtiges Tätigkeitsfeld
der jungen Genossenschaftler liegt zudem in der
Organisation der aufwändigen schulischenMode-
schauen und Ausstellungen.
Das an der Integrierten Sekundarschule Wil-
mersdorf beheimatete „BoZz-Catering“ küm-
mert sich um die kulinarische Versorgung von
Mitschülern sowie externen Auftraggebern und
hat schon etliche Veranstaltungen der Part-
nergenossenschaft „Märkische Scholle“ eG mit
Fingerfood ausgestattet. Ebenso wie das Team
von „PraLenné“ der namensgebenden Gesamt-
schule Peter-Joseph-Lenné aus Potsdam, das die
Potsdamer Wohnungsgenossenschaft 1956 eG
mit selbstgefertigten Pralinen versorgt. Lecke-
re Backspezialitäten produziert die jüngste Ge-
nossenschaftsinitiative, „Theos Backstube“ der
Die Kreativen der Schülergenossenschaft Nanofokus
Schülergenossenschaften und die Wohnungswirtschaft
Genossenschaft macht Schule
Jungen Menschen wirtschaftliche Kompetenzen, aber auch Teamwork und die Lust an der Verantwortung
nahe bringen. Das ist das Ziel von Schülerfirmen. Mittlerweile gibt es bundesweit mehr als 1.100 davon.
Die genossenschaftliche Unternehmensform spielt dabei meistens noch eine Nebenrolle – dabei liegen ihre
Vorteile auf der Hand: In Schülergenossenschaften können die Jugendlichen neben unternehmerischen
Fertigkeiten auch Solidarität und das Verhalten in demokratischen Gruppen erproben.
Barbara von Neumann-Cosel
Geschäftsbesorgerin
Genossenschaftsforum e. V.
Berlin
Dirk Lausch
Öffentlichkeitsarbeit
„Märkische Scholle“ Wohnungs-
unternehmen eG
Berlin
Quelle: Märkische Scholle, Foto: Dirk Lausch