DIE WOHNUNGSWIRTSCHAFT 4/2017 - page 68

MARKT UND MANAGEMENT
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4|2017
Mitarbeiter- und Azubi-Austausch
Einmal über den Tellerrand gucken
Vielerorts stehen Wohnungsunternehmen vor ähnlichen Herausforderungen. Warum also nicht einmal ein
anderes Unternehmen kennenlernen und prüfen, ob sich daraus Anregungen für die eigene Geschäftstätig-
keit ergeben? Das sagen sich manche Unternehmen und schicken erfahrene Mitarbeiter oder Auszubildende
für einige Wochen zu Wettbewerbern. Das bringt sowohl das Unternehmen als auch die Mitarbeiter weiter.
Für Sylva Crucius ging dieWoche in Dessau schnell
vorbei. Bei der dortigen kommunalenWohnungs-
baugesellschaft durfte sie bei den gesamten Ver-
mietungsaktivitäten dabei sein – eine spannende
Erfahrung für Crucius, die als Leiterin Vermietung
bei der WIWOG Wittenberger Wohnungsbauge-
sellschaft mbH arbeitet. „Beide Seiten konnten
voneinander lernen“, blickt Crucius auf ihre Des-
sauer Erfahrung zurück.
Ihr Chef, WIWOG-Geschäftsführer Rando Gieß-
mann, ist ein überzeugter Anhänger des Erfah-
rungsaustauschs über Unternehmensgrenzen
hinweg. „Es ist sinnvoll, einen Blick über den
Tellerrand zu werfen und zu erfahren, wie Pro-
zesse in anderen Unternehmen ablaufen“, ist er
überzeugt (siehe Interview). Seit Jahren schickt er
deshalb Mitarbeiter zu befreundeten Wohnungs-
gesellschaften und -genossenschaften immittel-
deutschen Raum. Dabei muss nicht zwingend ein
Mitarbeiter des Partnerunternehmens gleichzeitig
zur WIWOG nachWittenberg kommen; dieseMög-
lichkeit bestehe aber durchaus, sagt Gießmann.
Wer vom Austausch profitiert
Die städtische Wohnungsbaugesellschaft in der
Lutherstadt Wittenberg mit ihren rund 6.000
Wohnungen richtet sich mit dieser Personalent-
wicklungsmaßnahme an ihre Fach- und Führungs-
kräfte. „Das ist ein interessanter Gedanke, denman
durchaus einmal aufgreifen könnte“, sagt Sören
Sander, Personalverantwortlicher bei der Städti-
schen Wohnungsgesellschaft Pirna mbH (WG Pir-
na). Einen solchen Austausch für Fach- und Füh-
rungskräfte gibt es beimsächsischenUnternehmen
(rund 6.000 Wohnungen) noch nicht, wohl aber
ein ähnliches Programmfür angehende Fachkräfte.
„Wir führen regelmäßig einenAustauschmit unse-
ren Auszubildenden durch“, berichtet Sander. So
waren im Frühjahr 2016 zwei Auszubildende der
WGPirna bei derWohnungsgesellschaftmbHHoy-
erswerda imEinsatz, und2017werden zwei Azubis
ein Praktikum bei der Wohnungsgenossenschaft
Aufbau Dresden eG absolvieren.
Entsandtwerden i. d. R. Auszubildende des zweiten
Jahres in der Fachrichtung Immobilienkauffrau/-
mann, wobei der Austausch zwei bis drei Wochen
dauert. Davon profitieren laut Sander sowohl die
jungen Leute als auch das Unternehmen. „Wir hal-
ten es für sehr wichtig, dass die Auszubildenden
auch einmal andere Wohnungsmärkte und die
Gegebenheiten in einer anderen Stadt kennen-
lernen“, sagt Sander. Gleichzeitig zeige die Er-
fahrung, „dass mit einem Azubiaustausch auch
immer wieder neue Impulse ins Unternehmen
hineingetragen werden“.
Ähnlich schätzt das Daniela Braun ein, die bei der
wbg Nürnberg (18.000Wohnungen) die Auszubil-
denden betreut. VieleAzubiswohnten noch bei den
Eltern, so dass es für sie eine wertvolle Erfahrung
sei, einmal in einer anderen Stadt zu leben und auf
eigenen Füßen zu stehen. „Und es bringt sieweiter,
wenn sie über den Tellerrand hinausschauen und
sehen, was andere Unternehmen anders machen.“
Aber auch die wbg Nürnberg bekommt auf diese
Weise neue Impulse. So ist es laut Braun dem Auf-
enthalt eines Azubis in Dortmund zu verdanken,
dass seither dieNürnberger Azubis imzweiten Lehr-
jahr gemeinsamein Projekt (etwa die barrierearme
Umgestaltung einerWohnung oder die Planung ei-
nes neuen Spielplatzes) bearbeiten.
Christian Hunziker
freier Immobilienjournalist
Berlin
Auf Vernetzung mit Unternehmen, die vor ähnlichen Herausforderungen stehen,
setzt WIWOG-Geschäftsführer Rando Gießmann (M.)
Quelle: WIWOG
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