setzt sind. Also bedingt die Selbstverantwortung
die Zusammenarbeit, wie auch die Zusammen-
arbeit die Selbstverantwortung bedingt.
Was können Wohnungsgenossenschaften
als Unternehmen mit dieser Auszeichnung
anfangen? Sehen Sie Möglichkeiten, diese
immaterielle Auszeichnung im Alltag zu
nutzen?
Eine Anerkennung von außen durch eine so hoch-
reputierliche Organisationwie die UNESCO erhöht
natürlich auch die Reputation einer jeden Woh-
nungsgenossenschaft. Dies kann beim Auftritt
im Markt genutzt werden. Andererseits sind die
meistenWohnungsgenossenschaften bereits sehr
erfolgreich unterwegs, so dass es eine willkom-
mene und wertvolle Bestätigung für das eigene
Handeln ist.
Für viele Mitglieder wird diese Auszeichnung
eine Bestätigung sein, sich richtig entschieden
zu haben und Teil der Wohnungsgenossenschaft
geworden zu sein. Vielleicht regt es einige auch
an, sich für ehrenamtliche Funktionen in der Ge-
nossenschaft zur Verfügung zu stellen, was eine
sehr erfreuliche Konsequenz wäre.
Sehen Sie Möglichkeiten, wie Mitglieder
diese Auszeichnung nutzen und sich damit in
ihre Genossenschaft einbringen können?
Manchmal stehen Wohnungsgenossenschaften
aufgrund ihres grundsoliden und langfristig aus-
gerichteten Handelns ja imRuf, etwas spröde und
altbacken zu sein und nicht so funkelndwie Unter-
nehmen anderer Rechtsformen. Die Auszeichnung
kann jedes Mitglied daran erinnern, dass das Fun-
keln der anderen Unternehmen häufig sehr schnell
wieder erlischt. Während es die Genossenschaf-
ten dann immer noch gibt. Es kann die Mitglieder
daran bestärken, ihrer Wohnungsgenossenschaft
die Treue zu halten und sie zu unterstützen, ge-
rade weil sie diese Prinzipien verfolgt und „nur“
grundsolide und für die Mitglieder verlässlich ist.
Auf die UNESCO-Liste gelangt ja Schützens-
wertes, etwas, das erhalten werden sollte.
Was könnte die Idee und/oder die Genossen-
schaften gefährden?
Unternehmen und auch andere Organisationen
schützen sich am besten selbst, indem sie etwas
anzubieten haben, das sie von anderen Organisa-
tionen unterscheidet. Etwas, das von Menschen
gewünscht und gewollt und als überlegen ein-
geschätzt wird. Diese Anforderung bringt es mit
sich, dass man in der Lage sein muss, sich kon-
tinuierlich weiterzuentwickeln, dabei aber seine
Identität nicht zu verlieren. Es muss nach innen
und nach außen klar erkennbar bleiben, wofür das
Unternehmen steht und wofür nicht. Dies wird
nur dann gelingen, wenn strategisch die richtigen
Weichenstellungen getroffen werden, wenn sich
immer wieder der wirtschaftliche Erfolg einstellt
und wenn die Akzeptanz durch die Betroffenen
nachhaltig gewonnen werden kann.
Damit ist auch die Frage beantwortet, was Genos-
senschaften gefährden könnte. Solange sie wirt-
schaftlichen Erfolg als Fundament haben und ihre
Mitglieder mit ihren Leistungen zufrieden stellen,
schützen sie sich selbst. Ihre Positionierung auf der
UNESCO-Liste sollte eben als Auszeichnung dafür
verstandenwerden, dass ihnen dies über einen sehr
langen Zeitraum gelungen ist, und nicht als Platz
im Museum betrachtet werden.
Herzlichen Dank!
Das Interview führte Bärbel Wegner.