DIE WOHNUNGSWIRTSCHAFT6/2017 - page 30

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ENERGIE UND TECHNIK
6|2017
Herausgegeben vom VNW Verband norddeutscher Wohnungsunternehmen e.V.
Betriebskosten
aktuell
Juni 2017
Interview mit Petra Hansel
Betriebskostenbenchmarking in der
WEG-Verwaltung – bisher noch wenig
genutzt
Die Dipl.-Kfm. Schober Hausverwaltung, München, ist eine der wenigen WEG-Verwaltungen, die sich
am Betriebskostenbenchmarking auf Basis der Geislinger Konvention beteiligen. Geschäftsführerin
Petra Hansel sprach im Interview über ihre Gründe.
Bundesweit beteiligen sich erst wenige WEG-
Verwaltungen am Betriebskostenbenchmar-
king auf Basis der Geislinger Konvention. Wie
erklären Sie sich diese Zurückhaltung?
Derzeit existieren rund 9 Mio. Eigentumswoh-
nungen in Deutschland, von denen ein Großteil
als WEG-Gemeinschaften professionell verwal-
tet wird. Sie werden entweder vom Eigentümer
selbst genutzt oder vermietet. In den jährlichen
Abrechnungen sind – wie bei Mietwohnungen
auch – die Betriebskosten gemäß Betriebskos-
tenverordnung enthalten.
Darüber hinaus zahlen Wohnungseigentümer
auch nicht umlagefähige Kosten, wie z. B. für
laufende Reparaturen, Verwalterhonorar und
sonstige Verwaltungskosten sowie für die Bil-
dung einer Instandhaltungsrücklage.
Die daraus resultierenden Hausgeldzahlun-
gen bestehen somit aus drei Bausteinen mit
unterschiedlichen Gewichtungen. Günstige
Verwalterhonorare stehen bei den meisten
Eigentümern immer noch im Vordergrund.
Das Thema Betriebskostenbenchmarking wird
dagegen von vielen nach wie vor eher am Rande
wahrgenommen.
Welche Bedeutung haben die Betriebskosten
in diesem Zusammenhang?
In vielen Wohnungseigentümergemeinschaften
nehmen die Betriebskosten einen Anteil von 50
bis 75% der Gesamtkosten ein. Trotz dieses ho-
hen Anteils erhalten die Betriebskosten nur bei
wenigen Wohnungseigentümergemeinschaften
die erforderliche Aufmerksamkeit. Die Betriebs-
kosten werden oft als unvermeidbar in der Höhe
angesehen und Einsparpotenziale sehr häufig
z.B. nur in Verbindung mit der Erneuerung einer
alten Heizungsanlage angesprochen.
Müssten sich angesichts der Bedeutung der
Betriebskosten nicht viel mehr WEG-Verwal-
ter mit Themen wie die Geislinger Konventi-
on befassen?
Die Geislinger Konvention und die Benchmar-
king-Plattformen sind im Bereich der WEG nur
wenigen Verwaltungen bekannt. Das liegt z. T.
auch an der sehr heterogenen Struktur und
des geringen Organisationsgrads der WEG-
Verwalter. Ein Vergleich der Zahlen wird – wenn
überhaupt – nur intern im eigenen Verwaltungs-
bestand durchgeführt.
Was spricht aus Ihrer Sicht für eine Teilnah-
me von WEG-Verwaltern am Betriebskosten-
benchmarking?
Gut strukturierte Informationen zu den Be-
triebskosten und zu ihrer Höhe im Vergleich
zum Markt sowie daraus abgeleitete Optimie-
rungserfolge sind für uns als WEG-Verwaltung
enorm hilfreich – nicht zuletzt auch bei der
Durchführung von Eigentümerversammlun-
gen. Wenn wir die von uns aufbereiteten Daten
mit Schaubildern und Diagrammen erläutern,
erhalten wir sehr viele positiver Rückmeldungen
unserer Eigentümer. Wenn Sie so wollen, trägt
auch das zu einem konfliktfreieren Verlauf der
WEG-Versammlungen bei. Last but not least
können wir uns damit als moderner, kosten-
bewusster Hausverwalter besser im Markt
positionieren.
Vielen Dank für das Gespräch!
Die Fragen stellte Dr. Peter Hitpaß.
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