DIE WOHNUNGSWIRTSCHAFT6/2017 - page 35

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6|2017
Robuste Technologie ermöglicht
Komfort und Sicherheit
Wohnungen, die von sich aus reagieren, wenn es zu
kalt oder zu warm wird, wenn die Luft zu schlecht
oder zu feucht ist, die laufend den Komfort und die
Sicherheit ihrer Bewohner sicherstellen – das inte-
ressiert auch dieWohnungswirtschaft und erklärt,
warum die Nibelungen-Wohnbau das Uni-Projekt
unterstützt: „Wir wollen wissen, wie unseren Mie-
tern künftig mit intelligenter, robuster und res-
sourcenschonender Technologie hoher Komfort
und Sicherheit ermöglicht werden können. Dabei
erhoffen wir uns auch Kostenvorteile. Deswegen
überlegen wir, ob wir bei Neubauten schon jetzt
Vorkehrungen für eine spätere technologische
Nachrüstung treffen“, betont deren Geschäfts-
führer Rüdiger Warnke. „Ich bin sicher, die Wis-
senschaftler werden uns mit ihrer Phantasie noch
oft überraschen.“
Ausblick für die Studenten nach Abschluss
und Auszug
In dem Sechsfamilienhaus der Nibelungen-Wohn-
bau inQuerumwerden ihr jedenfalls keineGrenzen
gesetzt, meint der Student Denis Shiyanov: „Mir
gefällt die Flexibilität, die dieseWohnungen zulas-
sen.Wie bei Handy-Apps kommtman auf Ideen, aus
denen sichGeschäftsmodelle entwickeln lassen, die
man vielleicht über Crowdfunding verwirklichen
kann.“
Diese Einstellung gefällt dem Wissenschaftler
Schrom, der nicht nur Innovationen im Blick hat,
sondern für seine Studenten auch eine berufliche
Ausbildung mit exzellenter Perspektive.
zu schließen und schalten das Licht aus. Den dazu
passenden individuellen Lebensrhythmus hat das
System längst den Bewegungsprofilen entnommen,
die es mit der Zeit demBewohner „abgeguckt“ hat,
und ahnt seine Erwartungen voraus: Zum Feier-
abend ist die Wohnung gelüftet und die Heizung
erzeugt wieder angenehme Temperaturen. Anders
verhält es sich, wenn als globaler Rahmen die „Par-
tytaste“ gedrückt wird – dann fahren alle Systeme
Volllast, auch über die dem Datennetz bekannte,
übliche Bettzeit hinaus.
Die Kompetenz der Computer erstreckt sich auf
alles, was mit Wohnen zu tun hat: Raumklima, Licht
und Energie, Sicherheit und vieles mehr: Die un-
terschiedlichsten Sensoren kommunizieren rege
miteinander über Luftfeuchtigkeit und -qualität,
Temperatur und Helligkeit; Steckdosen und Was-
serhähne erkennen dazu typische Verbrauchsprofi-
le, Bewegungsmelder werten Alltagsroutinen aus.
Sich selbst regulierende Studentenbude
auf Zeit
Lebenssituationen, die noch nicht eingefangen
sind, werden es vermutlich bald. Gerade sind Stu-
denten mit Sack und Pack eingezogen, die mit den
Daten aus ihremTagesablauf dazu beitragen. Doch
sie dürfen den außergewöhnlichen Luxus einer sich
selbst regulierenden Studentenbude nur drei bis
sechs Monate genießen – bis ihre Bachelor- oder
Masterarbeit fertig ist. Sie handelt vielleicht da-
von, wie die Computer das Wasser abdrehen, wenn
etwas aus der Waschmaschine ausläuft. Bei diesem
Problemkönnten Sensoren helfen, die Änderungen
der Bodenfeuchtigkeit, des elektrischenWiderstan-
des, der Temperatur vonMikrobewegungen spüren.
Erschwerende Bedingung: Wenn der Boden feucht
gewischt wird, muss das System stillhalten.
Eigentlich sind dieWohnungen eher ein Labor und
ihre Bewohner Laboranten und Versuchskaninchen
zugleich. „Solche Anwendungenwerdenwoanders
mit PC und bestenfalls in einem Demonstrations-
Wohncontainer erprobt. Die Forschungswohnun-
gen bilden dagegen eine universelle Plattform, um
die verschiedensten Anwendungen einem echten
Praxistext zu unterwerfen, denn der Teufel steckt
im Detail“, sagt Schrom. Ihre Intelligenz verdan-
ke die Wohnung nicht ihm allein. „Viele Anwen-
dungen gehen auf den Einfallsreichtum kreativer
Köpfe zurück, die als jungeMenschen auch andere
Ideen als ich produzieren“, freut sich der Wissen-
schaftler über die Cleverness seiner Studenten und
strahlt mit jungenhafter Begeisterung für seinen
Lehrstoff. So habe der im Bad installierte Bewe-
gungsmelder verhindert, auf Schalterdruck das
Licht einzuschalten – bis ihm beigebracht wurde,
dass sich an diesem speziellen Ort Bewegung erst
mit bis zu 15-sekündiger Verspätung einstellt,
weil der Schalter außen liegt.
Bald ist es auch in konventionellen Wohnungen
keine Zukunftsmusik mehr, dass die Waschma-
schine einen Stopp einlegt, wenn der Strompreis
zur Mittagszeit in die Höhe schnellt, und den
Waschgang erst fortsetzt, wenn der Engpass
überwunden ist. Oder Sensoren an exponierten
Stellenmerken, dass der Taupunkt in der Wand an
kalten Tagen nach innenwandert undmit erhöhter
Zimmertemperatur gegensteuern - noch bevor die
erste Schimmelspore wächst.
Quelle: Uwe Jungherr
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