ENERGIE UND TECHNIK
48
9|2017
Brandschutz und IT-Sicherheit
Wann sind Kundendaten in Rechenzentren sicher?
Das sog. IT-Outsourcing gewinnt seit Jahren an Beliebtheit. Bei der Wahl des Anbieters ist der Standort
Deutschland für Rechenzentrum, Datenspeicherung und -verarbeitung, Support und Service für viele
Entscheider essenziell, so die aktuelle IDG-Sourcing-Studie 2017. Detaillierte Fragen zum Brandschutz
werden dagegen selten gestellt. Dabei sind Brände eine der häufigsten Ursachen für Betriebsunter-
brechungen in Rechenzentren.
Selten ist es ein großer Brand, der Daten in einem
Rechenzentrumgefährdet. Meist entstehen kleine
Schwelbrände, weil elektronische Komponenten
wie Kondensatoren oder Netzteile einen Kurz-
schluss auslösen. Werden sie nicht fachgerecht
gelöscht, können zusätzlich indirekte Schäden
entstehen.Wasser und auch Löschschaumkommen
als Löschmittel für einen Serverschrank oder ein
Rechenzentrum keinesfalls in Frage. Beides kann
die IT-Systeme unwiederbringlich beschädigen.
Es gibt, so der Branchenverband Bitkom, unter-
schiedliche Brandschutzkonzepte für Rechenzent-
ren, die auf die Ausfallsicherheit abgestimmt sind.
Software-Kunden sollten überlegen, welche Aus-
fallsicherheit ihr Unternehmen benötigt. Hätte
schon eine Ausfallzeit von einer Minute hohe Um-
satzeinbußen zur Folge? Oder wäre es vertretbar,
wenn Kunden und Mitarbeiter erst am nächsten
Morgen auf Daten zugreifen könnten?
Die effektivsteMaßnahme zumBrandschutz ist die
Brandfrühesterkennung. Entsprechende Anlagen
saugen den Umluftstrom imRechenzentrumkon-
tinuierlich an und entdecken auch feinste Rauch-
partikel. „Bevor ein Brand überhaupt entstehen
oder sich ausbreiten kann, lassen sich auf diesem
Weg bereits Maßnahmen zur Brandbekämpfung
einleiten“, erklärt Klaus Nowitzky, Director Sales
bei Cancom Pironet.
Eine weitere wichtige Schutzeinrichtung ist die
Gaslöschanlage. Bei der Wahl des Löschgases ist zu
beachten, dass die Infrastruktur nicht geschädigt
wird und eine Gefährdung von Betriebspersonal
ausgeschlossen werden kann. Löschanlagen ar-
beiten mit Gasen, die den Anteil des Sauerstoffs
verringern oder die Wärme in der Flamme absor-
bieren. Der Vorteil der Gase ist, dass sie keine
direkten oder indirekten Schäden verursachen.
Ein Sauerstoffreduzierungssystem ist laufend im
Betrieb und vermeidet einen Brand. Das System
senkt den Sauerstoffanteil in den Räumen und
leitet gleichzeitig Stickstoff ein. Die Sauerstoff-
konzentration bleibt hoch genug, damit man die
Räume betreten kann, und ist so niedrig, dass kein
offenes Feuer entstehen kann.
Wer keine Ausfallzeit riskieren möchte, benötigt
eine eigenständige Löschtechnik in redundanter
Ausführung. Zu berücksichtigen sind außerdem
klassische Brandschutzmaßnahmenwie Rettungs-
wege oder die verwendeten Baustoffe. Die Anfor-
derungen regeln die Bauordnungen der Länder
und gesetzliche Vorschriften.
Nicolas Schulmann, Vorstandsvorsitzender der
Fio Systems AG, beobachtet in seiner Praxis, dass
Rechenzentren mit Standort in Deutschland hohe
Standards setzen: „Webbasierte Software bietet
eine enorm hohe Zuverlässigkeit, die mittelstän-
dische Unternehmen aufgrund der hohen Komple-
xität kaum selbst gewährleisten können.“
Ein Hochsicherheitszentrum erfüllt strengste
Anforderungen nach Bankenstandard in puncto
Datensicherheit und Datenschutz. Es ist mit ei-
nem Leitstand ausgestattet und gegen Angreifer
geschützt, ganz gleich, ob jemand persönlich ein-
dringen oder einen Angriff über das Netz starten
möchte. Außerdemverfügt es über eine gesicher-
te Energieversorgung. Dabei stellen Anlagen zur
unterbrechungsfreien Stromversorgung oder
Dieselgeneratoren den Betrieb bei einem poten-
ziellen Stromausfall sicher. Brände können gar
nicht erst entstehen, da durch Reduktion nicht
genügend Sauerstoff in der Luft ist, um einen
Brand zu entfachen. Egal ob Klima, Strom oder
Internetanschluss, alle diese Bereiche sind red-
undant ausgelegt.
Berücksichtigt man alle Aspekte der IT-Sicherheit,
wird schnell klar, dass sich diese in umgebauten
Büroräumen kaum herstellen lassen.
Unter dem Strich stellt sich die Frage: Welchen
Dienstleister soll man wählen? Empfehlenswert
ist für Entscheider ein Besuch vor Ort, um sich
von der Sicherheit des Rechenzentrums zu über-
zeugen und dieMenschen kennenzulernen, die für
die Sicherheit der Daten zuständig sind.
THEMA DES MONATS
Dr. Michael Bürker
geschäftsführender
Gesellschafter
Script Consult GmbH
München
Eine lückenlose Außenhaut- und Innenraumüber-
wachung mit 360°-Dome-Kameras schützt die im
Rechenzentrum liegenden IT-Systeme
Quelle: Cancom Pironet