DIE WOHNUNGSWIRTSCHAFT 3/2015 - page 57

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3|2015
Was heißt emotional aufgeladen, wie
erreicht man das?
Zang:
Das kann ich durch verschiedene Formate
erreichen, z. B. durch attraktive Bilder, durch Be-
wegtbilder, durch Audio…
Elsen:
…und vor allemdurch ein gekonntes jour-
nalistisches Storytelling bereits auf der Startseite
und den Überblickseiten der Rubriken, das die re-
levanten Inhalte in sowenigenWortenwiemöglich
auf den Punkt bringt.
Wenige Worte, viele Bilder: Bleiben da
nicht tiefergehende Informationen auf der
Strecke?
Elsen:
Jeder andere Ansatz wäre vollkommen
falsch – es muss mit wenigen Worten und tollen
Bildern gelingen, die Aufmerksamkeit zu erwe-
cken. Wenn dann der Leser mehr zu diesem The-
ma erfahren will, wird er den jeweiligen Teaser
anklicken, um den kompletten Artikel zu lesen.
Die Startseite dient in erster Linie dazu, Begehr-
lichkeiten zu wecken.
Zang:
In der Wohnungswirtschaft geht es haupt-
sächlich um eine 1:1-Kommunikation, das heißt
z. B. ich suche für ein konkretes Produkt, nämlich
eine bestimmte Wohnung, einen Nutzer, und der
Vorteil bei den Responsive-Medien liegt u. a. auch
darin, dass ich den Nutzer viel genauer lokalisie-
ren und mit passenden Informationen versorgen
kann. Insofernwürde ich nicht sagen, dass Hinter-
grundinformationen auf der Strecke bleiben –man
muss nur versuchen, dem Leser die Entscheidung
zu erleichtern, über welche Sachverhalte er tiefer-
gehende Informationen abrufen will.
Angenommen, ein Wohnungsunternehmen
will z. B. seine Website auf Responsive De-
sign umstellen. Welche konkreten Entschei-
dungen müssen in diesem Zusammenhang
getroffen werden?
Elsen:
Bei der Konzeption muss ich natürlich
unterscheiden, ob es bereits eine Internetseite
gibt, die durch eine Lösung im Responsive De-
sign ersetzt werden soll, oder ob etwas völlig
Neues entstehen soll. Im ersten Fall muss der
gesamte Inhalt der alten Webseite gesichtet
werden, um zu entscheiden, welche Inhalte
nach wie vor relevant sind. Dann werden diese
Inhalte nach Zielgruppen bzw. Themen geordnet.
Anschließend müssen sinnvolle Kategorien ge-
schaffen werden, denen die Inhalte zugeordnet
werden können, sodass die Komplexität über-
schaubar wird.
Zang:
Wenn eine neue Seite konzipiert wird, stel-
len sich vorweg einige grundsätzliche Fragen. Be-
reits zu Beginn muss man sich darüber im Klaren
sein, ob man in einem Mieter- oder einem Ver-
mietermarkt agiert. Zudem sollte früh festgelegt
werden, welche Ziele man mit der Website errei-
chenwill. Und, ganz wichtig: Was passiert mit den
Daten, die ich von meinen Nutzern erhalte? Die
Einbindung in den Workflow des Unternehmens
ist eine entscheidende Frage.
Wie kann diese Einbindung in den Workflow
des Unternehmens aussehen?
Zang:
Eine gute Website kann ja nicht nur helfen,
Dienstleistungen transparenter zu gestalten, so-
dass weniger Rückfragen kommen – sie ermöglicht
es auch, bestimmte administrative Tätigkeiten auf
den Nutzer, sprich, auf den Mieter zu verlagern.
Beispielsweise, indemMieter online selbstständig
bestimmte Kundendaten bearbeiten können. Da-
durch spart das Unternehmen dann Zeit und Geld.
Wie kann ein Wohnungsunternehmen
prüfen, ob und in welchem Umfang es sich
lohnt, in eine Website im Responsive Design
zu investieren?
Elsen:
Es gibt gar keine Alternative mehr dazu.
Wer heute noch ernsthaft darüber nachdenkt, ob
die neueWebsite imResponsive Design umgesetzt
werden soll, macht einen Fehler. Es steht außer
Frage, dass ein Großteil der Zugriffe auf Corporate
Websites heutzutage über mobile Geräte stattfin-
det. Das ist gar nicht weiter erstaunlich, weil die
Leute natürlich dann online sind, wenn sie Zeit
haben, und das ist meistens, wenn sie unterwegs
sind oder warten müssen. Somit ist die Zukunft
streng genommen nicht online, sondern mobile
per Smartphone und Tablet.
Aber was ist, wenn nicht das Budget für eine
umfangreiche Website im Responsive Design
vorhanden ist? Gibt es „Low-Budget-Lösun-
gen“ für kleinere Wohnungsunternehmen?
Elsen:
Es ist die Frage, was man als „günstig“ de-
finieren will. Wenn ich für wenig Geld eine alte
Website notdürftig auf Vordermann bringe, deren
Inhalte per Google aber nicht oder nur schwer ge-
funden wird, dann war diese Maßnahme im End-
effekt nicht günstig.
Zang:
Eine denkbare „Low-Budget-Lösung“ wäre
eine Art „Baukastensystem“, das für mehrere Un-
ternehmen z. B. im regionalen Zusammenschluss
erstellt wird. Dies hat den Vorteil, dass Synergi-
en genutzt werden können – allerdings auch den
Nachteil, dass dabei die Individualität auf der
Strecke bleibt.
Vielen Dank für das Gespräch!
Die Fragen stellte Helene Debertin.
Die Zahl der Mobilnutzer 2010, 2012 und 2014 (n=3.351)
Quelle: Onsite Befragung im TFM Netzwerk, Website: F+B
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