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freieWohnung aufmerksamgeworden sind, finden
imEingangsbereich des jeweiligen Hauses nähere
Informationen und die Telefonnummer der Ver-
mietungshotline.
Der Knerling wird attraktiv
Während dieWGGmit einemLeerstand von ledig-
lich 1,4% in einer vergleichsweise komfortablen
Situation ist, steht die Altenaer Baugesellschaft
AG (ABG) in ihremKernmarkt Altena, einer Klein-
stadt imMärkischen Kreis (Nordrhein-Westfalen),
vor ungleich größeren Herausforderungen. Beson-
ders hoch war der Leerstand noch vor kurzem im
Stadtteil Knerling mit seinen 420 Reihenhäusern
undWohnungen. Vorstand JoachimEffertz setzte
sich deshalbmit der zuständigen Kundenbetreue-
rin zusammen undmachte sich Gedanken, wie die
Situation verbessert werden könne. Daraus ent-
stand die Idee zur Aktion „Romeo und Julia“: Das
Unternehmen rief junge Paare zu einer Casting-
Aktion auf; die Sieger sollten dann als Werbege-
sichter für den Knerling fungieren.
Warum aber gerade Romeo und Julia? Man habe
den Knerling als romantische Wohnadresse ins-
besondere für junge Paare etablieren wollen,
antwortet Effertz. Auf Bierdeckeln, auf Werbe-
aufstellern in Kinos und auf Facebook bewarben
die Altenaer Baugesellschaft und die von ihr be-
auftragte PR-Agentur die Aktion. Mit der Reso-
nanz zeigt sich Effertz sehr zufrieden: 30 Paare
bewarben sich, und bei der Publikumsabstimmung
gingen fast 2.000 Voten ein. Auch in Bezug auf den
Vermietungseffekt lässt sich das Ergebnis sehen:
Der Leerstand im Knerling sei mehr als halbiert
worden, freut sich Effertz. Mittlerweile fänden alle
vermietbaren Wohnungen einen Mieter.
Damit eine solche Marketingaktion erfolgreich
ist, müssen laut Effertz mehrere Bedingungen
erfüllt sein. „Wichtig ist, dass die Mitarbeiter der
Vermietung voll hinter den Marketingideen ste-
hen“, betont er. Denn im Vordergrund stehe stets
der Vertriebsaspekt – auch wenn solche Marke-
tingmaßnahmen „immer auch ein Beitrag für ein
besseres Image des Unternehmens und der Stadt
sind“. Außerdem müsse man bereit sein, Geld in
die Hand zu nehmen: Die Aktion „Romeo und Julia“
kostete alles in allem immerhin 38.000 € – viel für
ein Unternehmenmit einemBestand von lediglich
rund 2.000 Wohnungen.
Zeitliche Begrenzung der Aktionen
Ferner sei es empfehlenswert, „die Marketing-
aktionen von vornherein zeitlich zu begrenzen,
da sie sich sonst irgendwann verlaufen“, erklärt
der Geschäftsführer. Und schließlich müssten die
Besonderheiten des Standortes berücksichtigt
werden: „Altena ist mit 17.500 Einwohnern eine
Kleinstadt“, sagt Effertz. „Die Kundschaft, die
wir ansprechen können, ist also begrenzt. Des-
halb richten wir uns mit unseren Aktionen auch
an das Umfeld von Altena“ – insbesondere an die
größeren Städte Hagen, Lüdenscheid und Iserlohn.
Das gilt auch für eine zweite Aktion, die die Altena-
er Baugesellschaft Ende 2014 durchführte: Unter
demMotto „Happy Hour“ bot sie Wohnungen mit
Renovierungsbedarf an, für die die Nettokaltmiete
im Jahr 2015 um 20% ermäßigt wird. Das damit
verbundene Ziel, das Vermietungsergebnis für
2014 zu verbessern, wurde erreicht – allerdings
anders, als Effertz und seine Mitarbeiter erwartet
hatten: Statt der erhofften 20 bis 25Happy-Hour-
Wohnungen gingen nur ganzwenige aus demTopf
der Aktionswohnungen weg. Dafür wurden dank
der Aktionmehrere Interessenten auf die Altenaer
Baugesellschaft aufmerksam, die dann eine Woh-
nung zu regulären Konditionen mieteten.
Kannibalisierungseffekt vermeiden
„Wichtig ist, dass sich die Aktionen auf unserem
kleinen Markt nicht gegenseitig kannibalisieren“,
resümiert Effertz. „Deshalb setzen wir unter-
schiedliche Schwerpunkte. Bei der Aktion ,Romeo
und Julia´ ging es darum, das Image des Stadtteils
Knerling aufzuwerten, während bei der Aktion
,Happy Hour´ die Vergünstigung für ausgewählte
Wohnungen im Vordergrund stand.“
Dass sich dieMarketingaktionen nicht gegenseitig
Konkurrenzmachen dürfen, hat man auch in Pirna
erkannt. „Wir achten darauf, dass kein Kanniba-
lisierungseffekt eintritt“, sagt Jürgen Scheible,
Geschäftsführer der StädtischenWohnungsgesell-
schaft Pirna (WGP). Scheible und sein Marketing-
chef Sören Sander brennen ein ganzes Feuerwerk
an Marketingideen ab, die aber, wie sie betonen,
nie alle gleichzeitig laufen und in der Regel zeitlich
begrenzt sind.
Verkehrsanbindung als Pluspunkt
Neu im Angebot der WGP ist beispielsweise die
Studentenaktion, die Scheible und Sander vor
dem Hintergrund der Lage Pirnas initiiert haben:
Die sächsische 38.000-Einwohner-Stadt ist nur 18
km von Dresden entfernt, wo sich der Wohnungs-
markt in den letzten Jahren deutlich angespannt
hat. „Warumalso nicht in Dresden studieren und in
Pirna wohnen?“, fragt Sander – schließlich könn-
ten die Studierendenmit ihremSemesterticket das
mit der S-Bahn gut angebundene Pirna in nur 21
Minuten erreichen. Für die Studentenwohnungen
geworbenwirdmit Aushängen amschwarzen Brett
der TUDresden, mit Postkarten in Kneipen und auf
einer eigens eingerichtetenWebsite. Dabei sei klar,
dass partyorientierte Studierende nicht nach Pirna
ziehenwürden, räumt Sander ein. „Aber wir bieten
eine schöne landschaftliche Lage sowie zahlreiche
Sport- und Freizeitangebote.“ Zu konkreten Erfol-
gen kann sich Sander wenige Monate nach dem
Start der Aktion noch nicht äußern: „Eine solche
Maßnahme muss langsam wachsen.“
Veranstaltungen für junge Zielgruppen
An junge Menschen richtet sich auch die Open
AirLounge@WGP, die das städtische Woh-
In Güstrow sind freie Wohnungen durch ein grünes LED-Licht gekennzeichnet. Christian Gierke (links,
Abteilungsleiter Vermietung), Marketingleiterin Stephanie Boehm (2. von links) und das Vermietungsteam der
Wohnungsgesellschaft Güstrow freuen sich über die dadurch erzielte Aufmerksamkeit
Quelle: Wohnungsgesellschaft Güstrow mbH