DIE WOHNUNGSWIRTSCHAFT 3/2015 - page 24

22
3|2015
NEUBAU UND SANIERUNG
Österreichischen Bundesdenkmalamt. Für die Ab-
wicklung ist die eigens gegründete WISEG (Wie-
ner Substanzerhaltungsgesellschaft & Co. KG)
verantwortlich, eine Tochtergesellschaft des
städtischen Unternehmens Wiener Wohnen, das
die rund 220.000 Wiener Gemeindewohnungen
verwaltet. Das Budget für die Sanierung umfasst
insgesamt rund 10Mio. €. Davon tragen die Stadt
Wien und Wiener Wohnen etwa 7 Mio. €; hinzu
kommen rund 40.000 € des Bundesdenkmal-
amtes. Der Rest wird durch eine Mieterhöhung
abgedeckt. Bisher lag die Kaltmiete bei knapp
1 bis 3,5 €/m
2
. Mit Beginn der Sanierung steigt
sie für 15 Jahre auf 6,08 €/m
2
.
Konflikte rund um den Denkmalschutz
Ziel der Sanierung ist, den Originalzustand der
Siedlung herzustellen und gleichzeitig zeitge-
mäßenWohnstandard zu gewährleisten. „Fenster
wurdenmit Leinölfarbe gestrichen, Holzböden ge-
ölt, Fassaden mit entsprechend nachgemischtem
Verputz ergänzt und Metallteile mit Standölfar-
ben lackiert“, erklärt Projektmanager Alexan-
der Hießböck von der WISEG. Die Sanierung ist
extrem aufwendig, weil die meisten Häuser be-
wohnt sind und für jedes einzelne Haus in enger
Zusammenarbeit mit demDenkmalschutz und den
Mietern individuelle Lösungen erarbeitet werden
müssen. Nicht immer vertrugen sich die Vorga-
ben des Denkmalschutzes mit den Interessen der
Mieter. Reibungspunkte gab es, wo Umbautenwie
Kunststofffenster und Rollladenkästen entfernt
werden mussten. Hinzu kamen Probleme bei der
Sanierung: Der Wiedereinbau der mehrfach zu
streichenden Fenster verzögerte sich erheblich.
In zwei Kellern gab es Probleme mit von unten
eindringendem Wasser. Die Wohnqualität der
Bewohner, räumt Hießböck ein, sei deutlich be-
einträchtigt gewesen. Daher entschied sich die
WISEG, alle betroffenen Mieter für drei Monate
von den Mietzahlungen zu befreien.
Ein weiteres heißes Eisen war der Wärmeschutz.
Die Mieter hätten eine Dämmung der Außenfas-
saden und den Einbau von Isolierglasfenstern
begrüßt. Eine Außendämmung würde jedoch das
Erscheinungsbild der Fassaden verändern; Isolier-
glasscheiben sind zu dick und zu schwer für die
historischen Kasten- und Verbundfenster. Diese
werden stattdessen mit K-Glas versehen und mit
Silikon abgedichtet. Zu den weiteren Maßnah-
men gehört, Dächer, Terrassen und ans Erdreich
grenzende Wände zu dämmen, Lüftungsanlagen
mit Wärmerückgewinnung und hocheffiziente
Gas- und Brennwertgeräte einzubauen sowie Tro-
ckenlegungsmaßnahmen vorzunehmen. Auch auf
diese Weise lassen sich die Heizkosten um etwa
die Hälfte senken.
Kleinod mit Warteliste
So schwierig die Renovierung mitunter auch sein
mag: Saniert wird ein einzigartiges Architekturen-
semble, das bei Mietern sehr begehrt ist. Das zeigen
die Wartelisten für freiwerdende Häuser.
Eine Wohnung mit Charme und Dachterrasse
Ein Teil der Gebäude ist bereits saniert – und strahlt wieder
die moderne Sachlichkeit der 1930er Jahre aus
Nach der denkmalgerechten Sanierung enstanden besondere und helle Räume
1...,14,15,16,17,18,19,20,21,22,23 25,26,27,28,29,30,31,32,33,34,...84
Powered by FlippingBook