DIE WOHNUNGSWIRTSCHAFT 3/2015 - page 17

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Bestand. Alle Akteure zogen an einem Strang: So
übernahmdie EDG die kostenlose Entsorgung von
Müll und Bauschutt, die DEW21 spendierteWasser
und Baustrom, die Sparkasse gab 75.000 €.
Über 800.000 € flossen für Kauf und Sanierung
des Hauses. Auf insgesamt 600 m
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Wohnfläche
entstanden zehn barrierefreie 2-Raum-Wohnun-
gen imNeubaustandard. Sie werden aktuell zum
Preis von 5,10 €/m
2
vermietet. Nach Abschluss
der Arbeiten kaufte die DOGEWO21 das Haus
zurück – im Oktober 2014 wurden die Schlüs-
sel übergeben. Mit dem Verkaufserlös, so die
Planung, sollen von der Stiftung Soziale Stadt
weitere Problemimmobilien zu Sanierungszwe-
cken erworben werden. Die Idee dabei ist, einen
revolvierenden Fonds für die sozialverträgliche,
Beschäftigung schaffende Sanierung von Prob-
lemimmobilien aufzubauen (siehe Skizze).
Klaus Graniki zeigt sich zuversichtlich, ein Projekt
wie das in der Brunnenstraße noch einmal durch-
zuführen. Trotzdem sei es nicht beliebig kopierbar,
sondern vielmehr eine Einzelfallentscheidung, bei
der die Rahmenbedingungen stimmen müssten.
Schließlich brauche es ein hohes Maß an Beteili-
gung von Dritten, die das Ganze positiv begleiten.
„So ein Vorhaben setzt viel Kooperationsbereit-
schaft voraus.“ Dafür seien die Bedingungen in
Dortmund allerdings optimal.
Lokale Ökonomie gestärkt, schnelle
Resonanz im Quartier
Der Beschäftigungsträger Grünbau gGmbH ver-
folgte nicht nur das Ziel, Langzeitarbeitslose bei
der Sanierung zu beteiligen, sondern überwiegend
lokale Firmen aus der Nähe zu beauftragen. Zehn
Langzeitarbeitslose und arbeitslose Jugendliche
mit Praktika, unterstützt aus Förderprogrammen
des Jobcenters, waren bei den vorbereitenden
Arbeiten und bei einfachen Bautätigkeiten im
Einsatz. Andere Arbeiten wie die Sanierung des
Dachstuhls oder Elektroarbeiten wurden an Be-
triebe in der Nordstadt vergeben.
Bauleiter Lothar Noskowiak zieht eine positive
Bilanz: Die Mitarbeiter, die teils seit Jahrzehnten
arbeitslos gewesen seien, waren sehr motiviert.
Der reichliche Zuspruch von Nachbarn und der Po-
lizei hat ihnen gut getan. Denn das Haus galt im
Viertel als Problemherd, Einsätze von Polizei und
Ordnungsamt waren die Regel. Fast 200 Matrat-
zen hätten die Arbeiter bei der Entrümpelung aus
dem Gebäude geschleppt, erzählt er. Und Grün-
bau-Chef Andreas Koch berichtet, dass gleich zu
Beginn der Arbeiten der direkte Nachbar positiv
reagierte, Baustrom und Wasser zur Verfügung
stellen wollte. Kurz darauf versah er sein Haus
mit einemneuen Anstrich. Das regte den Besitzer
des gegenüber liegenden Häuserblocks zu Maß-
nahmen an. Hier wurde ebenfalls neu gestrichen.
Die Vernachlässigung von Immobilien imQuartier
ging damit auch sichtbar zurück – erste Schritte
eines durchaus gewolltenWeges und Beweis, dass
ein Broken-Window-Prozess auch umkehrbar ist,
dank entschieden handelnder Akteure!
Preise und Anerkennungen
Das Engagement in der Brunnenstraße 51 wurde
mehrfach belohnt: „Erfolgsgeschichte“, „Muster-
beispiel“ und „Vorbild für NRW“ waren nur einige
Kommentare, die z. B. beim Besuch von NRW-
Bauminister Michael Groschek im August 2014
fielen. Schon im Juli 2014 nahmder Vorstand der
Dortmunder Stiftung gemeinsammit Sozialdezer-
nentin Birgit Zörner und DOGEWO21-Geschäfts-
führer Klaus Graniki den Bundespreis Soziale Stadt
entgegen. Die Jury des bereits zum achten Mal
vergebenen Preises (siehe DW 11/2014, S.12)
würdigte die „Rezeptur“ und empfahl deren bun-
desweite Verbreitung: Das Projekt sei beispielhaft
für eine integrierte Stadtteilentwicklung in einem
besonders schwierigen Gebiet. Hervorgehoben
wurde das breite Akteursbündnis, dessen inte-
griertes Konzept Wohnen und Arbeiten zusam-
menführe. „Am Beispiel einer Problemimmobilie
wird die Inwertsetzung von Wohnungsbeständen
durch Beschäftigungsmaßnahmen praktiziert.
Nachhaltigkeit wird angestrebt durch den Verkauf
der Immobilie, deren Ertrag in weitere Projekte
dieser Art einfließt.“
Weitere Informationen:
un
d
Neubau und Sanierung
Energie und Technik
Rechtssprechung
Haufe Gruppe
Markt undManagement
Stadtbauund Stadtentwicklung
PHASEN BEI ERWERB UND ERNEUERUNG EINER PROBLEMIMMOBILIE
Sozialverträgliche und Beschäftigung schaffende
Sanierung einer Problemimmobilie
Identifizierung und Akquise der Immobilie
(über Mittler/Multiplikatoren vorgehen)
Finanzakquise investiv
(Kauf/Sanierung) - Privatunternehmen, Spar-
kasse, komm. Töchter, Land NRW (Fördermittel)
Teilnehmerakquise
(Langzeitarbeitslose, Fachbetriebe etc.)
S
tadt Dortmund
(Wohnungsamt)
Quartiersmanagement, Immobilieneigentümer,
Bewohner, Stiftung
S
tadt Dortmund
(Wohnungsamt, Sozialamt)
DOGEWO21, Stiftung „Soziale Stadt“
Jobcenter,
Berufshilfeträger, Kreishandwerkerschaft
Kauf durch die Stiftung „Soziale Stadt“
Baubeginn
Fertigstellung, Veräußerung (an DOGEWO21)
neues Projekt
Ausschreibung, Bauleitung, -koordination
Baudurchführung, Generalübernehmer
Begleitung, Öffentlichkeitsarbeit,
Nutzungskonzept etc.
Kostenberechnung, Bauplanung
Stiftung, DOGEWO21
Stiftung, DOGEWO21
Stiftung „Soziale Stadt“,
Stadt Dortmund, DOGEWO21
Gemeinnütziger Berufshilfeträger,
lokale
Fachfirmen (Handwerk)
Stiftung, DOGEWO21,
Jobcenter, Berufs-
hilfeträger
Aufbauplanung, Personalplanung
Begleitung und Steuerung – Arbeitsgemeinschaft Problemimmobilien
A – Akquisitionsphase
B – Planungsphase
C – Durchführungsphase
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