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4|2015
MARKT UND MANAGEMENT
Quelle: www.petrabreuer.de
Fassadenansicht des Flüchtlings-
wohnheims in der Eisenbahnstraße:
Das Farbkonzept der Designerin Petra
Breuer baut auf deutlich sichtbare
Begriffe mit Bezug zu den Themen
Flucht und Menschenrechte
Wohnungen umgebaut worden. Für den geplan-
ten Umbau zu einer Unterkunft für Flüchtlinge
sprachen die Lage und die gute Verkehrsanbin-
dung: Das Objekt befindet sich in unmittelbarer
Nähe zum Bahnhof und zu einer Moschee, die
Stadtbahn ist ebenso fußläufig zu erreichen wie
Einkaufsmöglichkeiten. NachdemEnde November
2013 ein entsprechender Beschluss imBielefelder
Stadtrat gefasst wurde, hat die BGW die letzten
noch bewohnten Wohnungen leer gezogen. Da-
bei organisierte sie die Umzüge und versorgte die
verbliebenen Mieter nach Möglichkeit mit einer
anderen Wohnung im BGW-Bestand.
Starker Zuzug von Flüchtlingen
Zeitgleich mit dem Beginn des Umbaus erfuhr
auch Bielefeld aufgrund der dramatischen Situa-
tion u. a. in Syrien, Nordafrika und dem Irak einen
verstärkten Zuzug von Flüchtlingen. ImJahr 2014
wurden der Stadt insgesamt 682 Personen zuge-
wiesen. ImJanuar 2015 sind der Stadt bereits 120
Flüchtlinge zugewiesen worden. Dies entspricht
bereits annähernd der Gesamtjahresquote des
Jahres 2010 (128). Etwa 560 Asylbewerber und
615 geduldete Flüchtlinge, so schätzt man, wer-
den im Jahr 2015 in Bielefeld leben. Da sich in
Bielefeld eine der beiden Erstaufnahmestellen
der Zentralen Ausländerbehörde in Nordrhein-
Westfalen befindet, werden weitere Flüchtlinge
und Asylbewerber hier zunächst betreut und nach
einigen Tagen anderen Städte und Gemeinden zu-
gewiesen. Bis Ende des 3. Quartals 2014 waren
dies bereits 14.800Menschen. ZumVergleich: Im
Jahr 2013 kamen 11.609 Personen, 2012 waren
es lediglich 7.456.
Betreuungsmöglichkeiten, mehr Platz
und Privatheit
Unter hohemzeitlichen Druck begann die BGWda-
her im Januar 2014 mit dem Komplettumbau des
Zwei Wohneinheiten sind sogar barrierefrei
Anders als ursprünglich geplant, konnte aufgrund des anhaltenden Zustroms
von Flüchtlingen nur eins der sanierungsbedürftigen Übergangswohnheime in
Bielefeld geschlossen werden. Weiterhin genutzt werden drei Wohnhäuser der
BGW an der Teichsheide, die bereits seit 1956 Aussiedlern und Flüchtlingen
Wohnraum bieten und in denen insgesamt 121 Plätze zur Verfügung stehen. Um
diese Unterkunft wohnlicher zu gestalten, hat sich im November 2014 spontan
das Aktionsbündnis „Geflüchtete Willkommen in Bielefeld“ gegründet und Helfer
gesucht. Mit Erfolg: Sechs Tage lang haben rund 70 Freiwillige die Treppenhäuser
gestrichen, den Tischtenniskeller renoviert und ein Waldstück hinter dem Haus
aufgeräumt. Die BGW stellte dafür die Arbeitsmaterialien zur Verfügung.
An der Aktion „Farbe für Teichsheide“ haben sich neben Einzelpersonen die mus-
limische Jugend Deutschland, das Bielefelder Jugendforum und das „Bündnis
gegen Rechts“ beteiligt. Viele von ihnen wollen sich weiterhin um die Flüchtlin-
ge kümmern. Mittlerweile ist absehbar, dass die Unterkunft auch längerfristig
weiter benötigt wird. Entsprechend wird die BGW auch dieses Gebäude an der
Teichsheide sanieren und so umbauen, dass auch hier ein höherer Unterbrin-
gungsstandard erreicht wird.
ÜBERGANGSHEIM BLEIBT ERFORDERLICH
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Quelle: BGW, Foto: Susanne Freitag