DIE WOHNUNGSWIRTSCHAFT 7/2015 - page 44

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7|2015
ENERGIE UND TECHNIK
VSWG
Von Energieversorgern unabhängiger werden
Die sächsischen Wohnungsgenossenschaften wollen sich von den Ener-
gieversorgungsunternehmen unabhängiger machen. Dies ist ein Ergebnis
des Thementages „Unabhängige Energieversorgung“, zu dem der Verband
sächsischer Wohnungsgenossenschaften e. V. (VSWG) seine Mitglieder
eingeladen hat. 
Knapp 90% des Gebäudebestands der im Verband organisierten sächsi-
schen Wohnungsgenossenschaften sind energetisch saniert, sodass die
Bewohner weniger Energie verbrauchen. Laut VSWG-Vorstand Dr. Axel
Viehweger wird der durch den geringeren Verbrauch erzielte Einspar-
effekt allerdings zunehmend von steigenden Versorgungspreisen
kompensiert, mit der Folge, dass die Mitglieder der Genossenschaften
nicht von geringeren Betriebskosten profitieren. Ein durchschnittlicher
sächsischer Haushalt einer Genossenschaft gibt bereits heute mehr als ein
Viertel der Wohnkosten für Wärme und Strom aus.
„Die eigenständige Energiegewinnung zur Selbstversorgung scheint
eine Möglichkeit, steigenden Betriebskosten entgegenzusteuern“,
sagte Dr. Viehweger. Allerdings gebe es etwa bei der Gewinnung von
Strom aus Solaranlagen auf den Dächern der Gebäude derzeit juristische
Fallstricke, hieß es auf der Tagung des VSWG. Die Wohnungsgenossen-
schaften liefen Gefahr, rechtlich wie Energieversorgungsunternehmen
behandelt zu werden. Deshalb gelte es, verstärkt mit Partnern zusam-
menzuarbeiten.
Auf dem Thementag „Unabhängige Energieversorgung“ wurde der VSWG
von der Envia Mitteldeutsche Energie AG für seinen besonderen Ein-
satz bei der Förderung der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien
ausgezeichnet. Ausschlaggebend für die Vergabe der Auszeichnung war,
dass etwa ein Drittel der VSWG-Mitgliedsunternehmen im Rahmen der
Stromlieferung Herkunftsnachweise erwerben, die die Erzeugung und
Einspeisung von Strom aus erneuerbaren Energiequellen belegen. Die
Genossenschaften tragen auf diese Weise dazu bei, dass rund 2.500 t CO
2
pro Jahr eingespart werden können.
Weitere Informationen:
Neubau und Sanierung
Energie und Technik
Rechtssprechung
Haufe Gruppe
Markt undManagement
auund Stadtentwicklung
(v. l.) Marco Seifert und Eiko Fliege (Envia) sowie Dr. Axel Viehweger und
Sven Winkler (VSWG) bei der Urkundenübergabe
Quelle: Markus Pfeifer
Deutsche Annington greift auf Sanierungsfahrpläne zurück
Die Deutsche Annington Immobilien Gruppe hat von der Deutschen
Energie-Agentur (Dena) einen Sanierungsfahrplan entwickeln lassen,
der einen Überblick über anstehende energetische Sanierungsmaß-
nahmen für die rund 185.000 Bestandswohnungen liefern soll. Das
Wohnungsunternehmen hat bereits mit der Umsetzung der Empfehlun-
gen begonnen.
Die Dena hat ein Verfahren entwickelt, mit dem individuell auf das
jeweilige Unternehmen zugeschnittene Sanierungsfahrpläne er-
stellt werden können. Anhand vorab festgelegter Kriterien wird der
Sanierungsbedarf des Portfolios beschrieben. Dabei können z. B. die
Energieeinsparung, die Investitionskosten oder die Sozialverträglich-
keit der Mieten berücksichtigt werden. Die Deutsche Annington ist das
erste Wohnungsunternehmen, das die Dena mit der Entwicklung eines
Sanierungsfahrplans beauftragt hat. Rund 93% der Bestandsgebäude
des Wohnungsunternehmens sind vor 1979 erbaut worden.
Für die Datenerhebung wurden repräsentative Mustersiedlungen ausge-
wählt. Die energetische Bewertung von 800 Bestandsgebäuden diente
als Basis für die Hochrechnung auf das Gesamtportfolio. Ein unabhän-
giges Ingenieurbüro hatte die Gebäude vor Ort untersucht. Aufbauend
auf dieser Grundlage berechnete die Dena bis zu 25 mögliche Sanie-
rungsvarianten pro Gebäude, um die optimale Sanierungsempfehlung
aussprechen zu können. Anschließend wurde die Priorität der einzelnen
Maßnahmen festgelegt. Die maßgeblichen Indikatoren dafür bestimmte
das Wohnungsunternehmen selbst. Die Deutsche Annington entschied
sich dafür, die Wirtschaftlichkeit der Effizienzmaßnahmen besonders
hoch zu gewichten, gefolgt von der Primärenergieeinsparung und der
Abwägung der Dringlichkeit.
Bis 2050 ist laut Sanierungsfahrplan eine Primärenergieeinsparung von
70% möglich. Die Kosten für die vorgeschlagenen Effizienzmaßnahmen
würden insgesamt 2,8 Mrd. € betragen, was 318 €/m
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Wohnfläche
entspricht.
EINSPARPOTENZIALE IM BESTAND NUTZEN
Weitere Informationen:
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Neubau und Sanierung
Energie und Technik
Rechtssprechung
Haufe Gruppe
Markt undManagement
Stadtbauund Stadtentwicklung
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