DIE WOHNUNGSWIRTSCHAFT 7/2015 - page 40

NEUBAU UND SANIERUNG
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7|2015
Günstiger Wohnungsbau
Von Wien lernen
Tagungen, Projekte, Initiativen: Die Frage, wie sich günstiger Wohnungsbau realisieren lässt,
treibt die Branche um. Dabei lohnt sich ein Blick ins Ausland: Eine Delegation der Berliner degewo
ließ sich in Wien inspirieren, mit welchen architektonischen und förderpolitischen Mitteln
preiswerte Wohnungen gebaut werden können.
Der Neubaukomplex im Wiener Sonnwendviertel
beeindruckt Kristina Jahn sichtlich. Gelbe Brü-
cken schaffen eine Verbindung zwischen den roten
Wohnhäusern, denMietern stehen eineWellness-
Einrichtung und weitere Gemeinschaftsflächen
zur Verfügung, und vor allem: Trotz der hohen ar-
chitektonischen Qualität der Sozialbauten sind die
Baukosten durch kompakte Bauweise und Redukti-
on von Erschließungsflächenmit rund 1.650 €/m
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Wohnfläche überschaubar geblieben.
Kristina Jahn ist Mitglied des Vorstands der Berli-
ner degewo und zusammenmit Mitarbeitern ihrer
Planungs- und Bauabteilung nach Wien gereist,
um von den Erfahrungen in der österreichischen
Hauptstadt zu lernen (siehe Interview). Das bringe
mehr als die Teilnahme an den zahlreichen, meist
wenig innovativen Tagungen, die sich derzeit mit
der Herausforderung des günstigen Wohnungs-
baus befassen, sagt Jahn amRande der Tour durch
Wien.
Tatsächlich ist dieses Thema auf Konferenzen und
in Diskussionsrunden omnipräsent. „Wohnraum
schaffen –Wie gelingen bezahlbare Bau- undMiet-
preise?“ heißt z. B. eine Tagung der Gesellschaft
für Immobilienwirtschaftliche Forschung (gif).
„WelchenWohnungsneubau braucht Berlin?“ fragt
Christian Hunziker
freier Immobilienjournalist
Berlin
Frau Jahn, Sie sind zusammen mit Mitarbei-
tern Ihrer Bauabteilung nach Wien gereist,
um sich über Möglichkeiten des preisgünsti-
gen Wohnungsbaus zu informieren. Warum
dieser Aufwand?
Wir haben die Reise unternommen, weil wir das
Rad nicht immer neu erfinden müssen. Wien
verfügt ja über eine jahrzehntelange Erfahrung
beim Bau von Sozialwohnungen. Deshalb kön-
nen wir unsere Lernkurve beschleunigen, wenn
wir uns das anschauen, was andere gemacht
haben, und einiges davon auf unsere Verhält-
nisse übertragen. Kopieren wird allerdings
nicht funktionieren. Denn wir müssen immer das
aufnehmen, was wir in unseren Quartieren vor-
finden.
Was hat Sie an den Wiener Lösungen
besonders beeindruckt?
Zumeinen die vielfach hohe architektonische Qua-
lität. ImSonnwendviertel zumBeispiel, einemder
großen Wiener Stadtentwicklungsprojekte, zeigt
sich ein Bild, das überhaupt nicht trist ist. Die
Architekten haben es geschafft, eine Adresse zu
schaffen. Zumanderen überzeugenmich dieMög-
Interview mit Kristina Jahn
„Wir müssen das Rad
nicht immer neu erfinden“
Das Mitglied des Vorstands der Berliner degewo AG
erläutert, was deutsche Wohnungsunternehmen
vom Wiener Vorbild lernen können.
Quelle: degewo AG
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