DIE WOHNUNGSWIRTSCHAFT 7/2015 - page 35

33
7|2015
Neben dem aufgesetzten Geschoss wurden drei
neue Räume durch einen Südanbau geschaffen
und ein Raum imUntergeschoss durch diesen An-
bau bewohnbar gemacht. Die Nutzfläche erhöhte
sich von 360 auf 483m
2
. Beheizt wird das Gebäude
mit der Abwärmemehrerer Server eines dezentral
operierenden Rechenzentrums (Cloud & Heat).
Statt der einst drei Mietparteienwohnen hier jetzt
in fünf Appartements, zwei Wohnungen und zwei
WGs bis zu 16 Personen. Insgesamt werden 13
Mieten eingezogen.
Maximal minimieren
Der Primärenergieverbrauch des Mehrfamilien-
hauses sank im Zuge der Grundsanierung von
400 auf 12 kWh/m
2
a. Dies war die Basis für die
Vermietung zu einer festen Warmmiete. Neben
den energetischen Vorgaben war es dem in der
Denkmalpflege und Sanierung aktiven Architekten
Albrecht Weber überaus wichtig, den Charakter
des 1968 erbauten Gebäudes zu erhalten.
Die alles tragende Idee bei diesem Objekt ist die
Minimierung der Kosten für Heizung/Strom und
daraus folgend auch der Verzicht auf umfangrei-
che Abrechnungen. Für alle Wohnparteien gibt
es beispielsweise nur einen Stromzähler. Die sich
daraus ergebende größere Stromabnahmemenge
pro Zähler ermöglicht einen günstigen Einkauf der
Energie. Damit sich der Energieverbrauch für das
gesamte Haus dennoch in Grenzen hält, wurden
weitestgehend LED-Lampen verbaut und in jeder
Wohnung sog. Totmannschaltungen installiert.
Verlässt ein Bewohner seineWohnung für längere
Zeit, werden fast alle Stromverbraucher (außer
Kühlschränke und PC-Steckdosen) abgeschaltet.
Ist niemand in der Wohnung, wird die Lüftungmit
Wärmerückgewinnung (WRG) und die Heizung re-
duziert.
Experiment der Wirtschaftlichkeit
Statt an den Baukosten zu sparen, spart man hier
u. a. langfristig an Verwaltungs- und Abrechnungs-
kosten. Diese sind bei diesem Objekt so minimal,
dass auf eine Gebäudeverwaltung verzichtet wird.
Und ohne aufwendige Abrechnungen der Energie-
verbräuche entfallen etwaige rechtliche Auseinan-
dersetzungen zwischen Mieter und Vermieter.
„Innen haben wir sorptionsfähige
Materialien, außen feuchte- und
schimmelresistentes PU verwendet.
Wir konnten mit dem Materialmix die
Massen der Wände und Dächer
reduzieren und den Wärmeschutz
erheblich verbessern.“
Albrecht Weber
Die Bauteile der Aufstockung wurden an einem Tag mithilfe eines Kranes montiert
Dielenböden aus geölter Ulme und weite Blicke aus dem Dachgeschoss
Ansicht des grundsanierten Gebäudes mit südlichem Anbau und Penthouse
Quelle: Weber
1...,25,26,27,28,29,30,31,32,33,34 36,37,38,39,40,41,42,43,44,45,...84
Powered by FlippingBook