DIE WOHNUNGSWIRTSCHAFT 7/2015 - page 31

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mit durchlaufenden, zurückversetzten Gauben
eingebaut.
Substandard unter Denkmalschutz
Während auf den abgeräumten Flächen ringsum in
den 1950er und 1960er Jahren weiße Zeilenbau-
ten und sogar zwei Hochhäuser entstanden, blieb
der Ausstattungsstandard der Ursprungshäuser
karg. Insbesondere der Substandard der Dachge-
schosswohnungen in den historischen Gebäuden
führte dazu, dass die Genossenschaft sie ab der
Jahrtausendwende nicht mehr vermietete.
Als im Januar 1993 die gesamte Siedlung Linden-
hof unter Denkmalschutz gestellt wurde, war die
Genossenschaft nicht unbedingt glücklich. Wurde
zu jener Zeit doch der enorme Investitionsbedarf
sichtbar, der sich bei ihren Beständen im ehema-
ligen Ostteil der Stadt angestaut hatte. Vor allem
ging es darum, bei einer anstehenden denkmalge-
rechten Sanierung nicht die Anzahl der Wohnun-
gen zu verringern. Der im Dachgeschossausbau
erfahrene Architekt Carlos Zwick entwickelte
darauf ein Konzept, mit dem die Dachwohnun-
gen sogar an Fläche gewinnen konnten: Die Höhe
des historischen Dachtragwerks sollte genutzt
werden, um eine Galerie-Ebene einzubauen, die
sowohl über eine innere Treppe, als auch über das
weitergebaute Treppenhaus erreicht werden kann.
Vereinheitlicht würden auf diese Weise die Trauf-
höhen und ein durchgehendes Fensterband könnte
die zuvor herrschende Ausbauvielfalt beruhigen.
Überzeugungsarbeit mit demWohnsimulator
Um die Funktionalität des architektonischen
Kunstgriffs zu belegen und zur Abstimmung mit
den Denkmalpflegern wurde in einer alten Lok-
halle auf dem benachbarten Eisenbahngelände
ein begehbares Modell eines Dachabschnitts im
Maßstab 1:1 gebaut. Hier konnten jeweils un-
terschiedliche Fenster und Dachdeckungen in
ihrer Wirkung überprüft werden. Hier konnten
aber auch Raumhöhen und die normalerweise
bei Dachgeschossen problematische Belichtung
ausprobiert werden. Im Modell erlebte man die
durch die teilweise offene Galerie entstehenden
Raumhöhen und die Helligkeit der von den gro-
ßen Dachfenstern auf beiden Seiten belichteten
Wohnflächen. „Wohnsimulator überzeugt Denk-
malschutz”, titelte die Fachpresse.
2008 begann zunächst die Sanierung von 51 Be-
standswohnungen nach denWünschen der Bewoh-
ner, die zum großen Teil während der Arbeiten in
ihren Wohnungen bleiben konnten. Dann schob
sich ein großes, mit Planen verkleidetes Gerüst
über die Häuserzeile, das mit einem hohen Not-
dach die Baustelle bedeckte. Darunter wurden
die alten Dächer, Dachstühle und Giebelwände
abgetragen. Bei den ersten drei Bauabschnitten
wurden als Folge eines Schwammbefalls massive
Betondecken gegossen, auf denen der Dachstuhl
in Stahl mit Holzausfachungen aufgesetzt wurde.
Gebaut wurden die neuen Dachgeschosswohnun-
gen für etwa 2.680 €/m
2
brutto inklusive Neben-
und ohne Grundstückskosten.
Traumwohnungen mit Sechs-Liter-Standard
IndenerstenBauabschnittenentstanden21Maiso-
netten, von der 2-Zimmer-Wohnung mit 66 m
2
bis zur 5-Zimmer-Wohnung mit 145 m
2
. Die An-
fangsmiete lag bei 6,50 €/m
2
nettokalt. Noch vor
Fertigstellung waren die Wohnungen vermietet –
an Familien und jüngereMitglieder der Genossen-
schaft, die sich für moderne Traumwohnungenmit
offenen Grundrissen begeistern.
Daneben galt es, die bestmögliche Energieeffi-
zienz zu erreichen. Die ersten Dachneubauten
hatten Sechs-Liter-Standard, auch bei den
Im Gegensatz zum
„Stahlbauvorgänger” in
der Suttnerstraße
werden die aktuellen
Dachgeschossausbauten
der GeWoSüd als Holz-
kontruktionen errichtet.
Die Aufbauten im
bewohnten Zustand
erfordern ein spezielles
Schutzdach
Eine helle und moderne, im März 2015 fertiggestellte Maisonettewohnung
in der Domnauer Straße
Quelle: © Tom Peschel
Quelle: Rainer Milzkott
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