DIE WOHNUNGSWIRTSCHAFT 7/2015 - page 32

NEUBAU UND SANIERUNG
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sanierten Wohnungen darunter konnte der Jah-
resheizwärmebedarf durch ein ganzes Bündel
an Einzelmaßnahmen um 62% gesenkt werden.
Wärme und eigenen Strom liefert eine durch ein
Blockheizkraftwerk unterstützte Heizzentrale.
Die ersten Bauabschnitte wurden in der Fachpres-
se gelobt und wurden 2009 vom BBU sowie mit
demDW-Zukunftspreis der Immobilienwirtschaft
ausgezeichnet (siehe DW 7/2009, S. 14).
Nach einer zweijährigen Pause wurde die Sanie-
rung eines nächsten historischen Häuserriegels
begonnen. Zunächst wurden die Bestandswoh-
nungen erneuert, und seit Frühjahr 2013 schob
sich wieder die hohe Schutzdachkonstruktion
nacheinander über zwei Bauabschnitte. Mittler-
weile waren die Stahlpreise erheblich gestiegen.
So entschied Genossenschaftsvorstand Norbert
Reinelt in Abstimmungmit demArchitekten Franz
Jechnerer, die Grundkonstruktion aus Holz bauen
zu lassen. Stahl verstärkt nur noch und stützt die
Galerie-Ebenen.
Die alte Holzbalkendecke muss nach Rückbau des
Daches nur noch sich selbst tragen. Zwischen den
Bestandsbalken liegt nun eine neue Holzbalken-
decke, die von der Bestandsdecke getrennt ist. Ein
schwimmender Estrich auf OSB-Platten sorgt für
einen hervorragenden Schallschutz. Die massiven
Betondecken wurden überflüssig. Mit hochwerti-
ger Dämmung, dreifach verglasten Fenstern und
BHKW-unterstützer Anlagentechnik wird KfW-
70-Standard erreicht.
Erfahrung optimiert Grundrisse
Auch die Erfahrungen der Bewohner in den ers-
ten Bauabschnitten flossen in die Konzeption der
17 neuen Maisonettewohnungen ein, die bis zum
Frühjahr 2015 bezogen wurden: Standen in den
Badezimmern die Wannen zuvor unter dem Fens-
ter, was zwar einen Blick in die Bäume möglich
machte, beschlugen doch die Fenster, wurden
beim Duschen nass oder waren umständlich zum
Lüften zu öffnen. Nun steht die Wanne längs zum
Fenster. Waren die Dachfenster unterhalb des
Firsts angebracht und motorbetrieben, hat man
sie jetzt nach unten über die Heizkörper verlegt.
So profitieren sie auch vomWarmluftschleier und
lassen sich von Hand öffnen.
Die Arbeiten am zweiten Sanierungsvorhaben
standen weniger unter dem Erfolgsdruck der ers-
ten Bauabschnitte. Es war klar, dass das mehrfach
ausgezeichnete Konzept weitergeführt werden
würde. Bis auf ein Referenzobjekt werden alle
verbliebenen Bauten aus der Anfangszeit der
Gartenstadt bis 2018 erneuert sein. Auf den
Baustellen unter dem Schutzdach herrscht eine
ruhige, konzentrierte Handwerksatmosphäre.
Der komplette Rohbau liegt in der Hand einer
Baufirma.
Qualität für Generationen
Das „handwerklichere” Bauen hat seinen Preis,
allerdings bewegt sich der im Rahmen der Stei-
gerungen des Baukostenindexes seit 2009: Die
2015 fertiggestellten Maisonetten kosten über
3.000 €/m
2
brutto inklusive Neben- und ohne
Grundstückskosten. Die Genossenschaftsmit-
glieder bezahlen zurzeit monatlich 7,95 €/m
2
nettokalt. Im neuen Berliner Mietspiegel liegt
dieser Preis am unteren Rand für Neubauten ohne
besondere Ausstattungsmerkmale. Der für Fi-
nanzen zuständige GeWoSüd-Vorstand Matthias
Löffler rechnet damit, dass diese Bauvorhaben
innerhalb eines Jahrzehnts schwarze Zahlen
schreiben werden. „Solch qualitativ hochwer-
tige Wohnungen zu diesem günstigen Mietpreis
kann die GeWoSüd deshalb anbieten, weil wir in
generationsübergreifenden Zeiträumen denken
und planen. So bleibt unser Bestand auf Dauer
zukunftsfähig”, sagt er.
Seit Ostern wird an einem dritten Abschnitt
des Bauprojekts gearbeitet, dessen Front sich
dem idyllischen Lindenhof-Weiher zuwendet.
Neun weitere Maisonetten sind im Entstehen.
Auf der Webseite der GeWoSüd zeigt eine Web-
Der denkmalgeschützte Lindenhof
erstrahlt bald wieder im neuen
Glanz. In den ausgebauten Dächern
entsteht moderner Wohnraum
Ein 6 m breiter, in einer nahen
Lagerhalle aufgestellter sog.
„Wohnsimulator“ (Mitte) half die
Planungen zu veranschaulichen
und Änderungen nachzuvollziehen
Quelle: Rainer Milzkott
Der Lindenhof umfasst heute 232 Häuser
mit insgesamt 1.267 Wohnungen; dabei
handelt es sich um 163 Mehrfamilien- und
69 Einfamilienhäuser.
An zwölf Standorten in Berlin zählen
insgesamt rund 2.600 Wohnungen zum
Bestand der GeWoSüd Genossenschaftli-
ches Wohnen Berlin-Süd eG.
GARTENSTADT LINDENHOF
Weitere Informationen:
Neubau und Sanierung
Energie und Technik
Rechtssprechung
Haufe Gruppe
Markt undManagement
Stadtbauund Stadtentwicklung
Quelle: Rainer Milzkott
„Wir in der GeWoSüd leisten uns immer wieder Baumaßnahmen, die sich
nicht sofort ‚rechnen’ – das ist auch nicht erforderlich. Wir denken nicht
in Wahlperioden, sondern in Generationen.“
Norbert Reinelt, Vorstand GeWoSüd
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