CONTROLLER Magazin 1/2019 - page 17

schäftsmodelle zu zerstören und neue zu schaf-
fen. Das Thema muss daher im strategischen
Management, im Controlling und im Risikoma-
nagement – möglichst gemeinsam – betrachtet
werden. Wer dies nicht tut, übersieht möglicher-
weise bestandsgefährdende strategische Risiken.
Biel:
Auf dem 43. Congress der Controller ha-
ben Sie einen Vortrag gehalten und u. a. betont
„Zukunft bedeutet Unsicherheit – Risiko ist Ab-
weichungspotenzial“. Wenn wir einen Blick auf
die vielfältigen und gravierenden Veränderun-
gen werfen – denken wir z. B. an die zuneh-
mende Vernetzung, die Realtime-Datenwelt
oder an neue Formen des Wirtschaftens wie
Plattformen usw. – stehen wir vor der Frage,
wie dramatisch ist die Unsicherheit der Zukunft
und damit auch die Dimension der Abwei-
chungspotenziale. Was erwarten Sie?
Gleißner:
Digitalisierung ist ein wesentlicher
technologischer Trend und die Auswirkungen
auf Volkswirtschaft und einzelne Unternehmen
sind mit Chancen und Gefahren – Unsicherheit
– verbunden. Daher muss man sich mit dem
Thema, wie erwähnt, befassen. Skalierbare
Geschäftsmodelle mit Null-Grenzkosten, bran-
chenübergreifender Wettbewerb, Plattform-
Strategien und individuelle Lösungen durch
spezifische Daten sind Beispiele für die Heraus-
forderungen.
Biel:
Bitte lassen Sie mich hier nachfragen.
Vielfach wird von einem gigantischen Potenzial
der Digitalisierung gesprochen und geschrie-
ben. Wie sehen Sie die Fortschritte und Ver-
besserungen, die uns die Digitalisierung u. U.
ermöglicht?
Gleißner:
Auch wenn sich oft Herausforde-
rungen für einzelne Unternehmen ergeben, ist
doch diskussionswürdig, ob für die Volkswirt-
schaft als Ganzes das zweifellos wichtige
Thema Digitalisierung „dramatischer“ ist als
frühere technologische Veränderungen. Bis-
her zumindest lässt sich
keine überdurch-
schnittlich starke Verbesserung der Ar-
beitsproduktivität
oder – entgegen des all-
gemeinen Eindrucks – ein Anstieg der Häufig-
keit von Krisen feststellen.
Biel:
Und wenn Sie es betriebswirtschaftlich se-
hen und einen Blick auf die Unternehmen werfen?
Gleißner:
Es bleibt aber klar, dass sich die Un-
ternehmensführungen wesentlich
mehr mit
Chancen und Gefahren
befassen müssen
als bisher
; unabhängig davon, welche Ursa-
che diese im Einzelnen haben. Die zentrale
Aufgabe der Unternehmensführung besteht
darin, unternehmerische Entscheidungen zu
treffen. Bei einer nicht sicher vorhersehbaren
Zukunft sind dies Entscheidungen unter Risiko
bzw. Unsicherheit. Und daher ist es für den
nachhaltigen Erfolg der Unternehmen wichtig,
dass durch eine
entscheidungsvorbereiten-
de Risikoanalyse
das Ertrags-Risiko-Profil
von Handlungsalternativen aufgezeigt wird.
Hier haben die Unternehmensführungssysteme
noch gravierende Defizite, und speziell ist das
neue Paradigma eines „entscheidungsorien-
tierten Risikomanagements“ noch in vielen Un-
ternehmen nicht umgesetzt.
Biel:
Wenn wir Ihre Zustandsbeschreibung
und Ihre Einschätzung aufgreifen, drängt sich
die Frage auf, was bedeutet diese Entwick-
lung allgemein für Controlling, Risikomanage-
ment usw. Im CM-Interview 5/2018 ist u. a. zu
lesen: „Damit wird der alte Controlling-Ansatz
unter anderem „ad absurdum“ geführt, und
wir werden Controlling ganz neu überdenken
und mehr ins Situative übersetzen müssen.“
Erwarten Sie prinzipielle oder eher graduelle
Veränderungen?
Gleißner:
Ich sehe nicht, dass wegen Digitali-
sierung alte Controlling- oder Risikomanage-
ment-Ansätze als ad absurdum geführt werden.
Digitalisierung ist eine technologische Heraus-
forderung, mit der sich das betriebswirtschaft-
liche Instrumentarium befassen muss. Und
Digitalisierung schafft Möglichkeiten für techni-
sche Verbesserung in Controlling und Risikoma-
nagement, z. B. durch eine größere Verfügbarkeit
von Daten (Big Data), leistungsfähigere Compu-
tersysteme z. B. für die Durchführung von Simu-
lationen und für ein maschinelles Lernen.
Biel:
Wo sehen Sie denn den entscheidenden,
problematischen Punkt?
Gleißner:
Das große Problem der Controlling-
und Risikomanagement-Systeme in der Praxis
ist ein ganz anderes, das eher mit
Risikobe-
wusstsein
, Psychologie und fachlichen Kennt-
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