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Durchschnitt ein eher schlechtes Ergebnis erzielt
(1,68 Punkte). Ursächlich hierfür ist vor allem,
dass circa ein Viertel der Unternehmen (28%)
einen Betrachtungszeitraum von höchsten zwei
Jahren zugrunde legen, und somit Chancen und
Risiken nur im Rahmen der operativen bzw.
kurzfristigen Planung berücksichtigt werden. Mit
BASF, Vonovia, Merck und RWE geben lediglich
vier Unternehmen (16 %) einen Betrachtungs-
zeitraum von mindestens fünf Jahren an.
Das durchschnittlich beste Ergebnis wird
in der
Kategorie ‚Konkrete Hinweise auf Berück-
sichtigung bei Evaluierung von Strategieal-
ternativen‘ erzielt
(2,36 Punkte). Dies liegt
darin begründet, dass die Unternehmen im
‚speziellen Teil‘ des Risiko- und Chancenbe-
richtes, in welchem sie die wesentlichen unter-
nehmensspezifischen Risikofelder darlegen,
recht umfassende Angaben machen. So wer-
den hier insbesondere die Chancen und Risiken
Betrachtet man die Ergebnisse auf Ebene der
einzelnen Indikatoren, so lässt sich feststellen,
dass in der Kategorie ‚Grundlegende Hinweise
auf Berücksichtigung bei Evaluierung von Stra-
tegiealternativen‘ durchschnittlich das schlech-
teste Ergebnis erzielt wurde. Dies ist insbeson-
dere darauf zurückzuführen, dass 14 Unter
nehmen im ‚allgemeinen Teil‘ des Risiko- und
Chancenberichts keine Angaben machen, die
erkennen lassen, dass Chancen und Risiken im
Strategieprozess oder konkret in der Entschei-
dungsfindung systematisch berücksichtigt wer-
den. Ein Positivbeispiel hingegen findet sich im
Geschäftsbericht der Daimler AG. Hier heißt es:
‚Im Rahmen des Strategieprozesses werden Ri-
siken, die mit der geplanten längerfristigen Ent-
wicklung verbunden sind, und Chancen für wei-
teres profitables Wachstum ermittelt und in den
Entscheidungsprozess eingebracht‘ (Geschäfts-
bericht Daimler AG, 2017, S. 158). Ferner wird
auch in der Kategorie ‚Betrachtungszeitraum‘ im
hohen Reifegraden aufweisen, scheinen den-
noch Defizite bei der Berücksichtigung von
Chancen- und Risikoinformationen in der Stra-
tegieentwicklung und -umsetzung zu haben
(1,83 und 1,50 Punkte). Die Ergebnisse aller
anderen Unternehmen korrelieren positiv mit
denen aus dem ersten Untersuchungsschritt.
Mit jeweils 2,67 Punkten und durchgängig ho-
hen Scores auf allen Indikatoren erreichen
BASF, Daimler und ThyssenKrupp das beste
Gesamtergebnis. Diese Unternehmen zeichnen
sich alle auch durch stark integrierte Risikoma-
nagementsysteme aus. Aufgrund der Tatsache,
dass ProSiebenSat1 Media in der Berichter-
stattung kaum Aussagen zur Berücksichtigung
risiko- und chancenrelevanter Informationen
tätigt, schneidet das Unternehmen mit 1,17
Punkten hier am schlechtesten ab, obwohl es
durchaus einen mittleren Integrationswert in
Abbildung 1 aufweist.
Abb. 2: Scoringmodell zur Ermittlung der Berücksichtigung von Chancen und Risiken im strategischen Entscheidungsprozess
CM Mai / Juni 2019