Controller Magazin 3/2019 - page 31

29
die Schnelligkeit und Flexibilität des Prozesses
verbesserungswürdig und der Wunsch nach
Reports, welche eine Prognose des künftigen
Geschäftes oder der Markentwicklung geben,
kam auf. Den zweiten Teil der Interviews leitete
die Frage nach den Anforderungen an einen
Cognitive Financial Advisor ein. Hierbei wurde
eine leichte, intuitive Bedienbarkeit, Nachvoll-
ziehbarkeit der ausgegebenen Daten und Qua-
lität der Ausgabe genannt. Alle Experten wün-
schen sich eine integrierte Lösung, welche
nicht nur als Mobile App verfügbar, sondern in
die bestehende, gewachsene IT-Infrastruktur,
z. B. Intranet-Portal, eingebettet wäre.
Den Nutzen eines digitalen Assistenten sehen
die Experten ganz klar in der ständigen Verfüg-
barkeit, der kurzen Reaktionszeit und der Mög-
lichkeit, durch Machine-Learning-Komponen-
ten die Analyse und Vorhersage von Ereignis-
sen zu optimieren. Die Herausforderungen bei
der Umsetzung eines Cognitive Financial Ad-
visors sehen die Experten in dem Training des
Systems auf firmenspezifisches Vokabular und
der Verwendung von natürlicher Sprache. Die
Verständlichkeit der Ausgaben des Assistenten
muss gegeben sein und die Qualität der Ausga-
ben hoch, sodass sich ein Vertrauen in das
System entwickelt.
Eine Hypothese, die sich durch die verschiede-
nen Interviews bestätigte, war, dass in den
allermeisten Fällen noch Standardsoftware
oder Excel für Reportingzwecke genutzt wird.
Diese Software wurde bereits vor Jahrzehnten
eingesetzt und bis dato noch nicht auf die
wachsenden Anforderungen, wie zum Beispiel
höherer Zeitdruck durch komplexere Märkte,
angepasst. Bereits in einer Studie von 2010
zeigte sich ein ähnliches Bild, welches sich seit-
dem nicht gravierend geändert hat.
Eine weitere Erkenntnis aus den Gesprächen
war, dass beide Seiten das Thema der Flexibili-
tät und des Zeitdruckes als Herausforderung
dass unterschieden wird zwischen dem „Finan-
cial Controlling“ und dem „Business Control-
ling“, wobei das „Business Controlling“ als
Übersetzer der Finanzkennzahlen gilt und Rück-
schlüsse aus den Finanzinformationen zieht
und dem Management beratend zur Seite steht.
Die Bedeutung des Controllings als Steue-
rungselement von Unternehmen bestätigen alle
Befragten und messen dem Controlling eine
hohe Bedeutung zu. Für sie selbst, als Manage-
ment, spielt das Controlling eine große Rolle,
denn sie erhalten die Fakten und Kennzahlen
über den Zustand des Geschäftes oder auch
„Forecasts“ zur möglichen Entwicklung eines
Marktes und können anhand dieser Informatio-
nen ihre Entscheidungen treffen.
Herausforderungen im Bereich des Controllings
sieht das Management vor allem bei der Siche-
rung der Datenqualität und der Erhebung einer
konsistenten Datenbasis. Der Controller wird
aus Sicht des Managements eher als Finanzex-
perte gesehen und daher ist ein klares, ge-
meinsames Verständnis über Definitionen und
Zahlen eine Herausforderung. Im Zuge der Di-
gitalisierung muss sich das Controlling auf im-
mer schneller verändernde Geschäftsprozesse
einstellen und die Arbeitsabläufe dahingehend
anpassen und flexibler aufstellen.
In der Kommunikation zwischen Management
und Controlling wird Standardsoftware, wie Ex-
cel eingesetzt. Kommuniziert wird zumeist über
Email und Telefon, wobei auch ein Self-Ser-
vice-Portal erwähnt wurde, das für kleinere Ab-
fragen konzipiert ist. Spezielle Anfragen müs-
sen dennoch beauftragt werden und können ei-
nige Zeit in Anspruch nehmen.
Mögliche Fehlerquellen im Controlling sehen
die Experten in der Datenqualität und in der In-
volvierung vieler Akteure in den Controllingpro-
zess. Grundsätzlich sind die befragten Manager
zufrieden mit dem Reportingprozess, jedoch ist
folgt die Erstellung eines Workspaces, der als
Grundlage der Services dient und die benötig-
ten Credentials zur Anbindung an eine Applika-
tion enthält. Wie bereits erwähnt, ist einer der
wichtigsten Aspekte, den es bei der Umsetzung
von Chatbot-Initiativen zu beachten gilt, die Ab-
sicht des Endnutzers, der Intent. Aus diesem
Grund ist die Erstellung von Intents einer der
Hauptmerkmale des Watson Assistant Servi-
ces. Das zweite wichtige Merkmal des Services
ist das Konzept der Entitäten (vgl. Abbildung 2).
Intents müssen wohl definiert sein und die
möglichen Absichten und Ausprägungen, auf-
die das System Antworten liefern soll, müssen
eindeutig bestimmt sein. Anschließend werden
für die einzelnen Intents Beispielfragen hinter-
legt. Empfohlen werden mindestens 20 Bei-
spielfragen pro Intent, sodass dieser im weite-
ren Dialogverlauf mit höherer Wahrscheinlich-
keit korrekt erkannt wird. Intents sind im Wat-
son Assistant Service mit einem vorherigen
Rautezeichen (#) zu initiieren. Entitäten sind
Objekte, über die Informationen aus den ge-
speicherten Dateneinheiten gesammelt und ge-
pflegt werden.
9
Entitäten sind unterstützende
Elemente, die die Absicht des Nutzers mit wei-
teren Informationen versorgt. Eine Entität kann
eine Person, ein Ort, eine Kennzahl sein oder
andere Ausprägungen annehmen. Diese Entitä-
ten benötigen im weiteren Verlauf Attribute,
welche Bestandteil der Entität sind. Hinter der
Entität „Restaurant“ können sich die Attribute
„italienisch“, „indisch“, usw. befinden. Entitäten
sind im Watson Assistant Service mit einem
vorherigen At-Zeichen (@) zu initiieren.
Interviews und Ergebnisse
Im Rahmen einer Umfrage unter Controlling-
Experten, die ein großes Verständnis der Mate-
rie haben und darüber hinaus auch Führungs-
kräfte sind, hat sich folgendes Bild ergeben:
Beruflich sind alle Befragten in großen Unter-
nehmen angestellt und haben Führungs- und
Geschäftsverantwortung und sind so oft in
Kontakt mit dem Controlling. Die Aufgaben des
Controllings verstehen die Befragten als Pla-
nung, Messung und Steuerung von Finanzströ-
men und Geschäftsfähigkeit eines Unterneh-
mens. Interessant ist jedoch die Ergänzung,
Abb. 2: Intents vs. Entitäten (Quelle: Eigene Darstellung)
CM Mai / Juni 2019
1...,21,22,23,24,25,26,27,28,29,30 32,33,34,35,36,37,38,39,40,41,...116
Powered by FlippingBook