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Hinter markanten Entwicklungen, sofern sie
nicht technisch oder rechtlich geprägt sind, ste-
hen Menschen. Weitschauende, tatkräftige und
zielbewusste Menschen. Controlling hätte sich
kaum zum Erfolgsmodell entwickelt, wären
nicht vor allem in den 1970er Jahren wegwei-
sende Wissenschaftler und Praktiker auf den
Plan getreten. Einer der großen Controlling-Pio-
niere, Elmar Mayer, ist nun verstorben. Für die
Controlling-Community Grund und Anlass, den
fachlichen Beitrag von Mayer zu würdigen, sich
an diese große Persönlichkeit zu erinnern sowie
die Ursprünge des Controllings wachzurufen.
Mayer wurde am 26. Dezember 1923 in Ost-
preußen geboren und starb am 27. Januar
2019 in Bergisch Gladbach. Abitur, Kriegs-
dienst und Gefangenschaft, Berufsausbildung
zum Industriekaufmann und mehrjährige Tätig-
keit in der Finanzbuchhaltung und Kostenrech-
nung waren die Ausgangspunkte seiner weite-
ren Entwicklung. Es folgte das Studium der
Wirtschaftswissenschaften an der Universität
zu Köln, im Jahre 1959 das Diplomexamen als
Diplom-Handelslehrer sowie berufsbildender
Schuldienst. Der Einstieg in seine spätere be-
merkenswerte Laufbahn begann 1964 mit der
Übernahme eines Lehramts an der damaligen
Höheren Wirtschaftsfachschule (HWF) Köln.
1968 fand die Promotion zum Dr. rer. pol. an
der Universität zu Köln statt. Im Rahmen der
Umwandlung der Höheren Wirtschaftsfach-
schule in den Fachbereich Wirtschaft der FH
Köln trat er 1971 in den Hochschuldienst ein.
Es schloss sich 1974 die Ernennung zum Pro-
fessor im Fachbereich Wirtschaft der FH Köln
an mit dem Lehrauftrag „Betriebswirtschafts-
lehre, insbesondere Controlling und Rech-
nungswesen“. Ende des Wintersemesters
1988/89 wurde er emeritiert.
Mayer hatte einen zentralen Leitspruch, der
seine Arbeit und sein Denken bestimmte: „Heu-
te schon tun, woran andere erst morgen den-
ken.“ Zielstrebigkeit und Vorausdenken kenn-
zeichneten ihn. Er konnte unbeirrt auf seine
Ziele hinarbeiten und sich an Zukünftigem ori-
entieren. Dies kennzeichnete nicht nur ihn
selbst, sondern auch seine Perspektive auf das
Controlling. Er schätzte zwar die üblichen Ins
trumente (wie z. B. die Deckungsbeitragsrech-
nung), mit denen Controller noch heute arbei-
ten. Mehr als um die Zahlen selbst ging es ihm
aber darum, mit ihnen etwas zu bewegen. Con-
trolling war für ihn zukunftsorientierte Steue-
rung. Wenn das heute nicht spektakulär klingen
mag, hob er sich mit dieser Fokussierung aber
von vielen stark Rechnungswesen-geprägten
Controlling-Promotoren deutlich ab.
Deyhle, der große Wegbereiter des deutsch-
sprachigen Controllings, würdigte Mayer an-
lässlich dessen 80. Geburtstages im Controller
Magazin 1/2004 u. a. wie folgt: „Kennenlernen
durfte ich Elmar Mayer in den Anfängen der
70er-Jahre des letzten Jahrhunderts und immer
war er tatkräftig, schaffensfroh, dachte in Visio-
nen und setzte diese auch um in Maßnahmen
sowohl im Bereich Wissenschaft als auch in der
Praxis. Bei aller Vorausdenkkraft wirkte Elmar
Mayer nie abgehoben, sondern immer mit den
Füßen auf dem Boden, und unerschütterlich.“
Enorme Schaffenskraft und Schaffensfreude
kennzeichneten Mayer. Dies kommt u. a. in sei-
nen vielen Veröffentlichungen zum Ausdruck.
Neben zahlreichen Beiträgen in Fachzeitschrif-
ten trat er vielfach als Herausgeber, Autor oder
Co-Autor von Fachbüchern hervor. Die Deut-
schen Nationalbibliothek verzeichnet 51 Neuer-
scheinungen und Neuauflagen, die mit seinem
Namen verbunden sind, und zwar zu einem
breiten Themenspektrum. Sie haben die Con
trolling-Entwicklung beeinflusst, dies auch des-
halb, weil es Mayer verstand, konzeptionelle
Überlegungen praktisch „zu erden“. Ein wichti-
ges Instrument hierzu war die Arbeitsgemein-
schaft Wirtschaftswissenschaft und Wirt-
schaftspraxis im Controlling und Rechnungs-
wesen, die er 1971 ins Leben gerufen hat.
Wer Mayer persönlich kennenlernen durfte,
konnte einem sehr interessierten Menschen
begegnen, dessen Neigungen und Anliegen
weit über den fachlichen Rahmen hinausreich-
ten. Er vermochte kleine, hübsche Anekdoten
zu erzählen und mit seinem feinen Humor zu
erheitern. Er interessierte sich für das Leben
und für andere Menschen, konnte dabei auch
ernst und streng wirken.
Für seine herausragenden Leistungen wurde
Mayer mehrfach ausgezeichnet. 1987 erhielt er
die Ehrenmedaille der IHK Paris, 1988 das Bun-
desverdienstkreuz und 1989 die Verdienstme-
daille der FH Köln. 1998 wurde er als erster
Fachhochschul-Professor mit der Eugen-
Schmalenbach-Medaille und schließlich 2000
mit der Ehrenmedaille der Fachhochschule Köln
geehrt.
Rückblick auf Controlling-Pionier
Prof. Dr. Elmar Mayer
von Dipl.-Betriebsw. Fachjournalist (FJS) Alfred Biel und Prof. Dr. Dr. h.c. Jürgen Weber
CM Mai / Juni 2019