CONTROLLER Magazin 2/2018 - page 14

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Der Begriff „Blockchain“ ist zurzeit medial sehr
präsent. Laufend werden neue Projekte zu di-
versen Anwendungsmöglichkeiten in unter-
schiedlichsten Branchen initiiert. Vor allem in
der Finanzbranche soll die Technologie Prozes-
se optimieren. Die Blockchain besitzt jedoch ein
viel tiefer gehendes Potenzial. Wird die Techno-
logie als Infrastruktur für vernetzte Prozesse
verstanden, lohnt es sich, diese frühzeitig zu er-
gründen und Anwendungen zu prüfen. Speziell
in Verbindung mit ‚Smart Contracts’ und ver-
netzten Einheiten (Internet of Things) ergeben
sich neue Chancen und Anforderungen an das
Controlling/Accounting.
Historie
Die Blockchain-Technologie wurde im Jahre
2008 erstmals für die Entwicklung eines autar-
ken E-Cash-Systems unter dem Pseudonym
Satoshi Nakamoto veröffentlicht. Die Entwickler
hatten das Ziel, innerhalb eines verteilten Netz-
werkes Transaktionen ohne einen Intermediär
zu ermöglichen. Alle Transaktionen sollten nicht
nur geringe Transaktionskosten, sondern auch
keine Doppelausgaben verursachen. Doppel-
buchungen stellten ein bekanntes Problem des
digitalen Zahlungsverkehres dar, bei dem Buch-
geld mehr als einmal verteilt werden konnte. Die
Blockchain führte deshalb vorhandene Techno-
logien zu einem innovativen Konzept zusammen
und ermöglichte die manipulationssichere Veri-
fizierung und Speicherung von Transaktionen.
Im Rahmen eines verteilten Peer-to-Peer Netz-
werkes wurden Transaktionen bzw. Werte in
einer Blockkette mittels Konsensmechanismen
irreversibel, sicher, chronologisch und trans-
parent abgebildet. Die Entwickler konnten so
ein Zahlungssystem ohne Intermediär verwirk-
lichen – die heute bekannte Kryptowährung
Bitcoin entstand.
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Die Anfänge der Blockchain-
Technologie fokussierten sich auf den digitalen
Zahlungsverkehr und können heute als Ent-
wicklungsstufe ‚Blockchain 1.0’ kategorisiert
werden.
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Doch entgegen der Intention, eine echte Alter-
native zum traditionellen Zahlungsverkehr zu
schaffen, adaptierten Banken weltweit die
Technologie, um eigene Prozesse zu optimieren
und neue Geschäftsmodelle zu entwickeln. Ins-
besondere im Zahlungsverkehr und im Wertpa-
pierhandel wurden Anwendungsfälle erprobt.
Zu dieser zweiten Entwicklungskategorie, der
‚Blockchain 2.0’, gehören vor allem blockchain-
basierte ‚Smart Contracts’. Die elektronischen
Verträge sind Blockchain-Applikationen und
führen automatisch Vertragsbedingungen aus.
Gegenüber traditionellen Verträgen haben
Smart Contracts die Vorteile, dass sich Ver-
trags-, Durchsetzungs- und Compliance-Kos-
ten reduzieren und der Vertrag in Echtzeit aus-
geführt wird. Die autonome Vertragsausfüh-
rung verhindert zudem eine Manipulation
durch Dritte.
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Mit einer großen Dynamik entwickelte sich die
Blockchain zur theoretischen Grundlage weite-
rer Anwendungen in diversen Branchen. Unter
Warum Controller über die Blockchain
Bescheid wissen müssen
von Horst Tisson und Sebastian Rieck
Blockchain
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