Controller Magazin 6/2018 - page 13

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PMM und Working Capital
Für das Management bildet der Cash Conver-
sion Cycle einen Indikator der Liquiditätssteue-
rung. Während sich das Working Capital mit
dem klassischen Ansatz nur aus bilanziellen
Größen errechnet und somit statisch-zeitpunkt-
bezogen ist, erweitert der tagesgenaue Cash
Conversion Cycle die Aussagekraft um Größen
aus der effektiven Transaktionsinformation, die
u. a. in die Gewinn- und Verlustrechnung ein-
fließt. Er ermittelt die Zeit zwischen der mone-
tären Ausgabe für das Material und dem Geld-
eingang durch den Verkauf des Produktes und
stellt somit eine Kenngröße mit zeitlichem Be-
zug dar. Damit wird die Zeitperiode betrachtet,
die es braucht, um eine Geldeinheit, die zum
Lieferanten fließt, wieder durch eine Geldein-
heit vom Kunden zu erhalten. Der Cash Conver-
sion Cycle beinhaltet die dynamisch berechne-
ten Komponenten Days Inventory Outstanding
(DIO), Days Sales Outstanding (DSO) sowie
Days Payables Outstanding (DPO). Die DIO gibt
die Bestandsreichweite wieder, während die
DSO die Forderungslaufzeit aufzeigt. Die DPO
weist die Laufzeit der Verbindlichkeiten gegen-
über Lieferanten auf.
Cash Conversion Cycle = DIO + DSO - DPO
wird in der Literatur am häufigsten als Definiton
verwendet.
Abbildung 1 zeigt den Cash Conversion Cycle
sowie seine drei Bestimmungsgrößen. Die Rich-
tung der Pfeile gibt dabei die Richtung des Geld-
mittelflusses an: DPO und DIO führen zu Geld-
mittelabflüssen, während DSO einen Geldmit-
telzufluss erzeugt. Die Aktivitäten oberhalb der
Zeitachse entsprechen den Zeitstempeln in der
TRUFA
Performance Management Machine
(PMM), dem in der Bosch Gruppe einge-
setzten Big Data Analytics Tool
. Die
PMM
zeigt dem Management entlang des Cash Con-
version Cycles Werttreiber auf, durch deren
Optimierung einerseits das Working Capital re-
duziert und andererseits die Profitabilität ver-
bessert werden kann. Damit umfasst der Cash
Conversion Cycle die Prozesse Beschaffung
(Source), Produktion (Make) und Lieferung (De-
liver), die gleichzeitig auch die Geschäftsfunkti-
onen in der Applikation Orientation der
PMM
darstellen. Die Zeitstempel (Events), die für die
Einteilung der einzelnen Geschäftsvorfälle in die
entsprechenden Funktionen notwendig sind,
werden in zugehörigen Dokumenten hinterlegt.
Mithilfe dieser Zeitstempel werden Indikatoren
gebildet, die zumeist einen Prozess zwischen
zwei Events darstellen. Dabei ist zwischen Met-
rics, die Einfluss auf einen monetären Wert be-
schreiben, und Ratios, die keinen monetären
Einfluss haben, zu unterscheiden. Die Ergebnis-
se können über Filter weiter selektiert werden.
Abb. 1: Cash Conversion Cycle (Quelle: Bosch)
Autoren
Dipl. WiWi Björn Reitzenstein
ist Senior Manager Controlling bei der Robert Bosch GmbH,
Division Powertrain Solutions.
Er ist Mitglied im Internationalen Controller Verein (ICV)
und dort im Fachkreis „BI/Big/Data-Controlling“ aktiv.
E-Mail:
Dipl. Wirt.-Ing. Helge Sdahl
ist Leiter Controlling, Powertrain Solutions Aftermarket
Business bei der Robert Bosch GmbH in Stuttgart.
E-Mail:
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