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Der Begriff Industrie 4.0 (I4.0) wurde 2011 von
der deutschen Bundesregierung auf der Han-
nover Messe zum ersten Mal der breiten Öf-
fentlichkeit vorgestellt. Bereits kurze Zeit später
wurde die I4.0 als
zentrales Zukunftsprojekt
in die bundesdeutsche Hightech-Strategie auf-
genommen. Laut den Hochrechnungen einer
Studie von PriceWaterhouseCoopers, wird die
deutsche Industrie
bis 2020 jährlich 40 Mrd.
Euro
in I4.0-Lösungen investieren und somit
fast die komplette horizontale und vertikale
Wertschöpfungskette digitalisieren.
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Permanenter Informationsfluss
als Grundlage
In der I4.0 tauschen Steuerungssysteme, Ma-
schinen, Werkstücke und Produkte – sowohl
werksintern als auch werks- und firmenüber-
greifend – permanent Informationen unterein-
ander aus und ermöglichen so
Flexibilität und
Effizienz
in einem noch nie dagewesenen Aus-
maß. Durch diesen
permanenten Informa-
tionsfluss
werden Maschinen und Steue-
rungssysteme von morgen in der Lage sein,
vollautomatisch zwischen verschiedenen Auf-
gabentypen zu wechseln, Warenströme optimal
zu koordinieren und wichtige Entscheidungen
nahezu in Echtzeit
zu fällen.
Waren früher eine hohe Produktqualität, Res-
sourcen- und Kosteneffizienz sowie eine
möglichst geringe Produktionszeit die zentra-
len Ziele der Produktion eines Unternehmens,
werden diese vermehrt durch den
Aspekt
der Flexibilität
von Produktionsabläufen er-
gänzt. Gerade in Zeiten volatiler Märkte und
globalen Wettbewerbs gewinnt diese immer
mehr an Bedeutung.
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Wo früher Zielkonflikte
zwischen den aufgeführten Produktionszielen
herrschten, ermöglicht I4.0 eine konsequente
und simultane Umsetzung aller genannten
Aspekte.
Eine neue Ära für die Planung
und Steuerung der Produktion
Unter dem Stichwort
„Mass Customization“
können durch Online-Konfiguratoren und die
Analyse von
„Big Data“
die Anforderungen der
Kunden präzise bestimmt werden, was die Her-
stellung von individualisierten Produkten bis hin
zur Losgröße 1 ermöglicht.
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Parallel zur daraus
resultierenden hohen Produktqualität kann nun
auch eine signifikante Verbesserung der Kos-
teneffizienz erreicht werden, da sich die niedri-
gen Stückkosten im Vergleich zu traditioneller
Produktion nicht mehr aus Skaleneffekten,
sondern aus der effizienten Nutzung von Res-
sourcen durch flexible Prozesse ergeben.
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All dies fordert jedoch von Unternehmen, dass
sie ihre interne Infrastruktur anpassen.
Organi-
satorische Strukturen oder gar ganze Ge-
schäftsmodelle
müssen überdacht werden,
um den neuen Arbeitsanforderungen und Be-
Auswirkungen von Industrie 4.0 auf das
Produktionscontrolling von morgen
von Ronald Gleich, Philipp Thiele und Jan Christoph Munck
Auswirkungen von Industrie 4.0 auf das Produktionscontrolling