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Die Bewertung der Kosten und Leistungen dient
der
Analyse der wirtschaftlichen Vorteilhaf-
tigkeit
, z. B. anhand der
Kapitalwertmethode
.
Diese Analyse ermöglicht die Beurteilung, ob ein
bestimmtes Industrie 4.0-Potenzial in Zukunft
weiter verfolgt werden sollte.
Phase 4: Roadmap erstellen
In Phase vier wird eine
unternehmensindivi-
duelle Industrie 4.0-Roadmap
zur Nutzung
eines Industrie 4.0-Potenzials entwickelt. Diese
Roadmap stellt die
Basis für das Projektma-
nagement
dar. Diese Phase ist für den Cont-
roller sehr wichtig, da eine genaue Planung der
einzelnen Umsetzungsschritte gleichzeitig
die
Basis für die Budgetierung
darstellt.
Ziel bei der Erstellung der
unternehmensindi-
viduellen Industrie 4.0-Roadmap
ist es, die
benötigten Implementierungsschritte in den
einzelnen Bereichen Mensch, Technik und Or-
ganisation in einen zeitlichen Verlauf zu brin-
gen. Die Implementierungsschritte ergeben
sich aus den in Phase drei identifizierten Vor-
aussetzungen. Abbildung 9 zeigt eine beispiel-
hafte Industrie 4.0-Roadmap.
Bei der Erstellung der Roadmap können unter-
schiedliche Industrie 4.0-Potenziale betrachtet
und zusammen dargestellt werden. Damit ver-
körpert die Industrie 4.0-Roadmap die
Basis
für ein Multiprojektmanagement
. Sie zeigt
einem Unternehmen seinen individuellen Weg
zur Umsetzung von Industrie 4.0 in die betrieb-
liche Praxis.
Fazit und Handlungsempfehlungen
für den Controller
Industrie 4.0
bietet für jedes Unternehmen
in-
dividuelle Potenziale
. Der Controller ist der
zentrale Dreh- und Angelpunkt bei der Identifi-
kation, Bewertung und Umsetzung dieser Poten-
ziale. IPRI und ITOP haben in Zusammenarbeit
mit den Praxispartnern im AK4.0
Handlungs-
empfehlungen für Controller
entwickelt, die
ihr Unternehmen dabei unterstützen möchten,
Industrie 4.0 in die betriebliche Praxis umzuset-
zen. Die grundlegenden Handlungsempfehlun-
gen werden in Abbildung 10 dargestellt.
Zur Umsetzung von Industrie 4.0-Potenzialen
müssen zunächst die nötigen Schnittstellen im
Unternehmen geschaffen werden. Bereits bei
der Identifikation und der Bewertung von Indus-
trie 4.0-Potenzialen sollten alle relevanten Ab-
teilungen wie die Produktion, die IT und die Be-
schaffung mit einbezogen werden. Bei einer
fortgeschrittenen Umsetzung der Potenziale
sollten auch – je nach Potenzial – Zulieferer-
und Kundenschnittstellen geschaffen werden.
Der Controller muss an diesen Schnittstellen
nicht nur eine Informationsverfügbarkeit ge-
währleisten, sondern
vermehrt als Moderator
agieren
. (Seiter et al., 2015).
Der Controller muss die
Supply-Chain-Risi-
ken identifizieren
, die ein Industrie 4.0-Po-
tenzial mit sich bringt. Diese entstehen insbe-
sondere durch die erhöhte Datenübertragung
entlang unternehmensinterner und -externer
Schnittstellen. Beispielsweise besteht in die-
sem Zusammenhang vermehrt eine Gefahr
durch Sabotage von außen. Die Schaffung und
der Ausbau von Schnittstellen mit externen Ak-
teuren kann eine Technologiebarriere für Liefe-
ranten oder Kunden darstellen, die für das Un-
ternehmen zu einem Lieferantenverlust bzw.
Kundenverlust führen kann. Aufgabe des Cont-
rollers ist es,
solche Risiken zu erkennen
und zu bewerten
, bevor eine Investitionsent-
scheidung getroffen wird (Seiter et al., 2015).
Die Bewertung von IT-Kosten wird zunehmend
komplexer. Das langfristige Ausmaß von IT-Kos-
ten bei der Umsetzung von Industrie 4.0-Pro-
jekten ist oftmals schwer einzuschätzen. Insbe-
sondere die Kosten für Software-Lizenzen und
Serverwartungen werden unterschätzt. Des
Weiteren muss berücksichtigt werden, dass die
Investition in IT-Standards hohe Wechselkosten
mit sich bringt, sollte zu einem späteren Zeit-
punkt eine Umstellung auf einen alternativen
Standard erfolgen. Aufgabe des Controllers ist
es, die
langfristigen IT-Kosten
im Rahmen
des Projekt- und Investitionscontrollings zu
be-
werten
(Seiter et al., 2015).
Der Nutzen, der sich aus der Umsetzung von In-
dustrie 4.0 in die betriebliche Praxis ergibt, ist
vielschichtig. Der Controller muss diesen im
Rahmen der Wirtschaftlichkeitsanalyse bestim-
men. Ein essenzieller Teil dieses Nutzens ist rein
qualitativer Natur. Beispiele sind erhöhte Trans-
parenz, Informationsqualität oder Kundenzufrie-
denheit. Insbesondere bei dem Angebot daten-
basierter Produkte und Dienstleistungen stellt
sich für den Controller die Frage, wie der Wert
von Daten zu bestimmen ist. Der Controller
muss geeignete Kennzahlen definieren, um qua-
litative Nutzen zu bewerten (Seiter et al., 2016).
Der Controller wird vermehrt mit immensen Da-
tenmengen arbeiten. Er muss neue Zusam-
menhänge aus Daten ableiten können und ver-
mehrt Prognosen über die Entwicklung von Po-
tenzialen und Risiken abgeben. Der Controller
muss hierzu seine Kompetenzen im Bereich
Business Analytics (vor allem seine Analysefä-
higkeit und Instrumentenkenntnis) ausbauen
(ICV-Ideenwerkstatt, 2015). Zur Beherrschung
von Big-Data-Analysen kann er sich zum so ge-
nannten Data Scientist weiterentwickeln.
Mit dem strukturierten Ansatz und diesen
Handlungsempfehlungen stellt der Ansatz zur
Umsetzung von Industrie 4.0 eine Grundlage
dar, um individuelle Industrie 4.0-Potenziale zu
identifizieren und in die betriebliche Praxis um-
zusetzen. Eine ausführliche Beschreibung des
Ansatzes mit zahlreichen Fallbeispielen bietet
Ihnen das Buch
„Roadmap Industrie 4.0 – Ihr
Weg zur erfolgreichen Umsetzung von In-
dustrie 4.0“
des IPRI (Seiter et al., 2016). Inte-
ressierte Unternehmen erhalten weitere Infor-
mationen unter
Literatur
ICV-Ideenwerkstatt : Industrie 4.0 – Control-
ling im Zeitalter von der intelligenten Vernet-
zung. Wörthsee/Stuttgart, 2015.
Osterwalder, A., und Pigneur, Y. : Business
model generation: a handbook for visionaries,
game changers, and challengers. John Wiley &
Sons, 2010
Porter, M. E. : The Five Competitive Forces
that shape Strategy. In: Harvard Business Re-
view, Januar 2008, Vol. 86, S. 25-40.
Seiter, M., Sejdic, G., und Rusch, M. : Welchen
Einfluss hat Industrie 4.0 auf die Controlling-
Prozesse? In: Zeitschrift für Controlling, August/
September 2015, 27. Jahrgang, S. 466-474.
Seiter, M., Bayrle, C., David, U., Rusch, M.,
und Treusch, O. : Roadmap Industrie 4.0 – Ihr
Weg zur erfolgreichen Umsetzung von Industrie
4.0. Tredition, 2016
CM Mai / Juni 2016