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Phase 3: Potenziale auswählen und bewerten
In der dritten Phase werden die
identifizierten
Industrie 4.0-Potenziale priorisiert und ihre
Voraussetzungen zur Umsetzung identifi-
ziert. Anhand der Voraussetzungen werden
die Industrie 4.0-Potenziale schließlich be-
wertet.
Nun werden die identifizierten Industrie
4.0-Potenziale priorisiert.
Dies ist insbeson-
dere dann relevant, wenn ein Unternehmen
mehrere Potenziale identifizieren konnte. Alle
Potenziale können oftmals aufgrund von fehlen-
den finanziellen, zeitlichen oder personellen
Ressourcen nicht umgesetzt werden. Die
Auf-
gabe des Controllers
ist es nun, das Manage-
ment bei der
Entscheidungsfindung zu un-
terstützen.
Hierzu
priorisiert
er die Potenziale
basierend auf ihrer
Umsetzbarkeit
und ih-
rer Ergebniswirksamkeit
.
Die
Priorisierung
der unternehmensindividu-
ellen Industrie 4.0-Potenziale wird
durch ei-
nen
Bewertungskatalog
unterstützt
, der
speziell für diese Maßnahme entwickelt wur-
de. Der Bewertungskatalog enthält eine
Viel-
zahl an Einzelkriterien
für die beiden Bewer-
tungsgrößen
Umsetzbarkeit
und
Ergebnis-
wirksamkeit
.
Die
Umsetzbarkeit
besteht aus den Einzelkri-
terien Implementierungsdauer, Eignung der Or-
ganisation, Eignung der Wertschöpfungspart-
ner und Kosten der Umsetzung. Der Controller
bewertet nun den Einfluss dieser Einzelfaktoren
auf die Umsetzbarkeit des jeweiligen Industrie
4.0-Potenzials insgesamt. Entsprechende Leit-
fragen sind in Abbildung 3 dargestellt. Der Ein-
richtigen Menge und an der richtigen Stelle in
den Produktionsprozess. Schließlich
erhält der
Kunde
sein
gewünschtes Produkt schneller
sowie
zu einem optimierten Preis
. Durch die
intelligente Vernetzung mit dem Zulieferer kön-
nen die Zusatzkosten trotz komplexer Produk-
tions- und Logistikprozesse optimiert werden.
Die beschriebene Auswahl wird nachfolgend
nochmals zusammengefasst:
°
Digitalisierung der Produktion:
Reduzie-
rung der Prozesszeiten in der Produktion
durch Digitalisierung und datengesteuerte
Robotik
°
smarte Dienstleistungen:
Angebot von in-
novativen Dienstleistungen auf Basis sen-
sorgenerierter Nutzungsdaten der Kunden
°
digitale Schnittstellen:
Optimierung von
Bestell- und Logistikprozessen durch Ein-
führung von gemeinsamen Datenschnitt-
stellen und Kommunikationsplattformen
den dadurch den Weg der geringsten Leer-
zeit in der Produktion
, sodass Prozesszeiten
minimiert werden (Seiter et al., 2015).
Industrie 4.0 ermöglicht es Unternehmen au-
ßerdem,
smarte Dienstleistungen
anzubie-
ten,
die auf der Analyse der Nutzungsdaten
von Kunden
aufbauen
. Diese Nutzungsdaten
werden mit Hilfe von intelligenten Produkten,
die mit Sensoren ausgestattet sind, aufgenom-
men. Ein Maschinenbauer kann mit Hilfe von in-
telligenten Produkten die
Maschinenausfall-
zeiten in der Produktion seiner Kunden
analysieren und potenzielle Ausfälle besser
prognostizieren
. Den Kunden können beim
Kauf der Maschine bereits
Services wie
Pre-
dictive Maintenance
angeboten werden.
Durch die Analyse von Nutzungsdaten ist es zu-
dem möglich, Produkte für die individuelle Nut-
zung einzelner Kunden zu optimieren. Maschi-
nen können beispielsweise auf die Verarbeitung
bestimmter Materialien abgestimmt werden.
Die
Einführung
innovativer Kommunikati-
onsplattformen
stärkt die Bindung zu Kun-
den und Zulieferern
. Individuelle Kundenwün-
sche können durch
optimierte Bestell- und
Lieferprozesse
aufgenommen und erfüllt wer-
den. Eine Lösung hierfür ist beispielsweise eine
Webplattform, auf der Kunden ihr gewünschtes
Produkt individuell konfigurieren und bestellen
können. Die Installation einer
Datenschnitt-
stelle zwischen Unternehmen und Zuliefe-
rern
innerhalb dieser Webplattform ermöglicht
die
gemeinsame Verarbeitung der Daten
und
die automatisierte Übertragung von Bestellinfor-
mationen. Die benötigten Komponenten gelan-
gen dadurch schneller in der richtigen Art, in der
Abb. 3: Bewertung der Umsetzbarkeit mit Hilfe des Bewertungskatalogs
Abb. 4: Potenzialmatrix
CM Mai / Juni 2016