72
°
Wie ändert sich die Art und Weise, wie wir
durch den Einsatz von Industrie 4.0-Techno-
logien Erlöse generieren?
°
Wie ändern sich die Eintrittsbarrieren durch
die Digitalisierung und wie können wir diese
Barrieren beeinflussen?
°
Wie können wir staatliche Förderung im
Zuge der Digitalisierung nutzen?
Sowohl Stärken, Schwächen, Chancen und
Risiken enthalten
jeweils eine spezifische
Art von Industrie 4.0-Potenzialen.
Um diese
zu identifizieren, kann der Controller den
Po-
tenzialfinder 4.0
anwenden. Hierzu verwendet
er den nachfolgenden Fragenkatalog:
(1) Welche Potenziale besitzt Industrie
4.0 für uns, um Stärken auszubauen?
(2) Welche Potenziale besitzt Industrie
4.0 für uns, um Schwächen zu elimi-
nieren?
(3) Welche Potenziale besitzt Industrie
4.0 für uns, um Chancen zu nutzen?
(4) Welche Potenziale besitzt Industrie
4.0 für uns, um Risiken zu beseitigen?
Beispiele identifizierter Industrie 4.0-
Potenziale
Im Rahmen des AK4.0 wurden zusammen mit
den Praxispartnern einige der
Top-Potenziale
identifiziert und bewertet
(IPRI, Seiter et al.,
2016). Diese werden nachfolgend beschrieben.
Interne Produktionsprozesse
können mit Hil-
fe einer
durchgängigen Digitalisierung der
Produktion
deutlich optimiert
werden. Die
durchgängige Digitalisierung setzt eine ent-
sprechende IT-Infrastruktur voraus. Dies
schließt
einheitliche Datenformate, Senso-
rik in Werkstücken und Produktionsanla-
gen, und Daten- und Netzwerkschnittstel-
len
ein. Verstehen verschiedene Maschinen
und IT-Systeme die gleiche „Sprache“, können
die digitalen Produktionsdaten zur automati-
sierten Steuerung von Robotern (beispielsweise
Cloud-Robotik) innerhalb der Produktion ge-
nutzt werden. Die
Werkstücke kommunizie-
ren mit Robotern
darüber, wie sie bearbeitet
werden müssen. Gleichzeitig kommunizieren
Roboter ihre kommenden Aufträge an die Ferti-
gungsplanung. Die einzelnen
Werkstücke fin-
werden die unternehmensspezifischen Stärken
und Schwächen sowie Chancen und Risiken
analysiert, die durch die Anwendung von Indus-
trie 4.0-Technologien genutzt und ausgebaut
bzw. behoben oder beherrscht werden können.
Die
Identifikation unternehmensindividuel-
ler Industrie 4.0-Potenziale
ist für den Con-
troller
im Rahmen der strategischen Pla-
nung unumgänglich.
Grundlage für die Identi-
fikation der Potenziale sind die Veränderungen,
die Industrie 4.0 für die jeweiligen Basiskompo-
nenten des Geschäftsmodells sowie für die
PESTEL-Dimensionen mit sich bringt.
Basierend auf der Bestandsaufnahme des
aktuellen Geschäftsmodells
können unter-
nehmensspezifische
Stärken und Schwä-
chen
abgeleitet werden. Als
Orientierungs-
hilfe
dienen dem Controller dabei folgende
Leitfragen
:
°
Wie können wir die Kommunikation mit Kun-
den und Lieferanten durch die Einführung
neuer Informations- und Kommunikations-
technologien verbessern?
°
Welche wertigen Informationen können wir
durch die Analyse von Daten generieren?
°
Welchen Nutzen können wir durch smarte
Produkte für den Kunden generieren und
wie können wir diesen Nutzen durch die Be-
reitstellung von Daten verstärken?
°
Welche smarten Dienstleistungen können
wir anbieten?
°
Wie ändert sich die Art und Weise, wie wir
durch den Einsatz von Industrie 4.0-Techno-
logien Erlöse generieren?
°
Wie können wir Produktionskosten durch
die Einführung neuer Technologien senken?
°
Welche Produktionsprozesse sind aktuell
noch nicht digitalisiert oder vernetzt?
Aus der Analyse des Unternehmensum-
felds
können unternehmensspezifische
Chan-
cen und Risiken
erkannt werden. Als Orientie-
rungshilfe dienen dem Controller dabei folgen-
de Leitfragen:
°
Welchen Nutzen können wir durch smarte
Produkte für den Kunden generieren und
wie können wir diesen Nutzen durch die Be-
reitstellung von Daten verstärken?
°
Welche smarten Dienstleistungen können
wir anbieten?
tenstruktur des Unternehmens. Abbildung 2
zeigt eine Übersicht der Basiskomponenten.
Der Controller kann das Business Model Can-
vas nutzen, um das derzeitige Geschäftsmodell
im Kontext von Industrie 4.0 zu analysieren.
Dabei sollte der Controller explizit die
Ein-
flüsse von Technologien auf die einzelnen
Basiskomponenten
berücksichtigen
. IPRI
und ITOP haben hierzu einen detaillierten Fra-
gebogen entworfen. Dieser ermöglicht es Un-
ternehmen, den derzeitigen Umsetzungsgrad
von Industrie 4.0 in jeder einzelnen Basiskom-
ponente ihres Geschäftsmodells zu analysieren.
Als Orientierungshilfe dienen die folgenden
Beispielfragen:
Welche Informations- und
Kommunikationstechnologien werden derzeit
für die Kommunikation mit Kunden und Liefe-
ranten verwendet? Welche Kostentreiber sind
bei der Einführung neuer Technologien in der
Produktion von Produkten zu beachten?
Zur
Analyse des Unternehmensumfelds
wird das Konzept der
PESTEL-Analyse
ange-
wendet. Der Controller analysiert hierbei das
Unternehmensumfeld anhand von sechs Di-
mensionen. PESTEL ist das englische Akronym
für die entsprechenden sechs Dimensionen:
1. Politische Dimension (Political),
2. Ökonomische Dimension (Economic),
3. Soziale Dimension (Social),
4. Technologische Dimension (Technological),
5. Ökologische Dimension (Ecological) und
6. Rechtliche Dimension (Legal).
Als
Orientierungshilfe
dienen die folgenden
Beispielfragen
:
°
Welche technologischen Trends sind die
wichtigsten innerhalb und außerhalb der
Branche?
°
Welche Regelungen und Gesetze können
sich auf den Markt, die Kundennachfrage
und das Unternehmen auswirken?
Phase 2: Potenziale identifizieren
Basierend auf der Bestandsaufnahme kann der
Controller in der zweiten Phase mit Hilfe des
Potenzialfinders
unternehmensindividuelle In-
dustrie 4.0-Potenziale identifizieren. Hierfür
Industrie 4.0 – Controllers Aufgaben