 
          
            63
          
        
        
          ·
        
        
          Jede Planung ist unsicher. Unsicherheit
        
        
          lässt sich nicht vollständig eliminieren. Aber
        
        
          das Verständnis der Zusammenhänge ist
        
        
          grundlegend für die praktische Prozess-
        
        
          Steuerung im Alltag. Der Versuch, Unsicher-
        
        
          heit einzugrenzen und zu „beherrschen“ er-
        
        
          folgt heute meist über die Definition linearer
        
        
          Ursache-Wirkungsbeziehungen und ihrer
        
        
          Einbindung in die „Planungs-Algorithmen“.
        
        
          Damit sollen Risiken besser quantifiziert
        
        
          und Maßnahmen gezielter festgelegt
        
        
          werden.
        
        
          Allerdings sind Wirkungsbezie-
        
        
          hungen normalerweise nicht linear und häu-
        
        
          fig nicht deterministisch. Sie folgen auch
        
        
          nur zum Teil den verbreiteten Wahrschein-
        
        
          lichkeitsverteilungen. Vielfältige interne und
        
        
          externe Datenquellen eröffnen Möglichkei-
        
        
          ten, solche stochastischen Wirkungsbezie-
        
        
          hungen zu erkennen, zu bewerten und für
        
        
          die praktische Steuerung betriebswirt-
        
        
          schaftlicher Prozesse zu nutzen. Damit kann
        
        
          der Controller neben der traditionellen Er-
        
        
          folgssicht auch (erkannte) Unsicherheiten
        
        
          leichter in das Planungssystem integrieren.
        
        
          In vielen Bereichen der Betriebswirtschaft
        
        
          ist dies nichts Neues, für den Controller al-
        
        
          lerdings von besonderer Bedeutung: Klassi-
        
        
          sche lineare Werkzeuge wie Budgetierung,
        
        
          Soll-Ist-Vergleich etc. sollten durch sto-
        
        
          chastische Instrumente erweitert und
        
        
          schrittweise ersetzt werden. Dies ist zwar
        
        
          eine alte Forderung, hat jedoch bei den
        
        
          meisten Unternehmen noch nicht den Weg
        
        
          in die Umsetzung gefunden.
        
        
          
            Was bedeutet Big Data
          
        
        
          
            für Controller?
          
        
        
          Was ist Big Data? Durch Mobilgeräte, Social
        
        
          Media, Sensorik werden eine Unmenge an Da-
        
        
          ten erzeugt, die potenzielle Informationen für
        
        
          die Entscheidungsfindung enthält (siehe Abbil-
        
        
          dung 1). Über Vernetzung und Cloud-Architek-
        
        
          turen stehen diese Daten in der Regel unaufbe-
        
        
          reitet, aber schnell zur Verfügung. Die Verarbei-
        
        
          tungsgeschwindigkeit wird schließlich durch In-
        
        
          Memory-Technologien enorm erhöht.
        
        
          Die Begrifflichkeit „Big Data“ ist problematisch:
        
        
          Es geht nicht um Daten, sondern darum,
        
        
          aus
        
        
          Daten Informationen, Wissen und schließ-
        
        
          lich Wettbewerbsvorteile zu generieren
        
        
          .
        
        
          Dazu sind leistungsfähige Algorithmen notwen-
        
        
          dig und Menschen, die mit diesen Algorithmen
        
        
          und deren Wirkungen umgehen können. Erst
        
        
          diese Kombination verwandelt Big Data in einen
        
        
          leistungsfähigen Ansatz.
        
        
          Aus seiner traditionellen Rolle ist es nicht über-
        
        
          raschend, dass sich der Controller eher um die
        
        
          gut strukturierten, intern verfügbaren und ein-
        
        
          fach verständlichen Daten kümmert. Die klas-
        
        
          sischen Modelle sind wohldefiniert. Ein paar
        
        
          Beispiele:
        
        
          ·
        
        
          Die (mehrdimensionale) Deckungsbeitrags-
        
        
          rechnung erwartet Daten nach Dimensionen
        
        
          gegliedert.
        
        
          ·
        
        
          Planungsmodelle enthalten primär interne In-
        
        
          formationen. Startpunkt ist häufig die Absatz-
        
        
          planung, häufig auch in Form einer Fortschrei-
        
        
          bungs-Rechnung, ohne komplexe Treiberab-
        
        
          hängigkeiten stochastisch zu betrachten.
        
        
          ·
        
        
          Die integrierte Erfolgs- und Finanzplanung
        
        
          leitet Liquiditätsströme aufgrund von (statis-
        
        
          tisch ermittelten) Zahlungserwartungen aus
        
        
          der Erfolgsplanung ab.
        
        
          Dieses klare und nachvollziehbare Umgehen
        
        
          mit den verfügbaren Daten und ihrer Transfor-
        
        
          mation in Entscheidungs-Informationen hat
        
        
          sich in 40 Jahren bewährt und den Aufstieg der
        
        
          Controller zu einer etablierten, eigenständigen
        
        
          Berufsgruppe maßgeblich gefördert. Eine der-
        
        
          artige Erfolgsbasis sollte nicht leichtfertig ge-
        
        
          opfert werden.
        
        
          Insofern ist auch in Zeiten
        
        
          von Big Data Behutsamkeit gefordert.
        
        
          In diesem Umfeld bieten aber die leichtere
        
        
          Verfügbarkeit vielfältigerer Datenquellen und
        
        
          neuartige Möglichkeiten ihrer Transformation
        
        
          in Entscheidungs-Informationen eine große
        
        
          Chance, die klassischen Modelle anzupassen,
        
        
          zu ergänzen und – wo sinnvoll – schrittweise
        
        
          zu ersetzen.
        
        
          
            Moderne Wertorientierung
          
        
        
          
            und Big Data
          
        
        
          Moderne Wertorientierung unterstützt den
        
        
          grundlegenden Wandel des Controllings zu ei-
        
        
          ner
        
        
          integrierenden Führungsaufgabe
        
        
          . Nach
        
        
          einem langen und noch andauernden Prozess
        
        
          
            Abb. 1: Überblick Big Data
          
        
        
          
            CM Mai / Juni 2016