personalmagazin 9/2018 - page 32

Schwerpunkt
personalmagazin 09.18
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Unternehmen auch tatsächlich sehr stark an Entscheidungs-
und Gestaltungsprozessen mitwirken können. Bei weiteren 31
Prozent sprechen die Befragten immerhin von einer starken
Mitwirkung (siehe rechte Seite der Grafik).
Bisher sind Mitarbeiter eher gefragte
Meinungsgeber, aber keine Mitbestimmer
Im Hinblick auf die Zielsetzung der angewendeten Partizipa-
tionsansätze dominiert aktuell das Abfragen von Informatio-
nen (73 Prozent) und Meinungen (66 Prozent) der Mitarbeiter.
Das heißt, derzeit geht es vielen Unternehmen beim Thema
Partizipation vornehmlich darum, Input und Rückmeldungen
verschiedenster Art einzuholen (Konsultation). Die darauf ba-
sierenden Entscheidungen werden dann (weiterhin) auf der
Managementebene getroffen. Nur knapp die Hälfte der betrach-
teten Unternehmen zielt mit ihren Partizipationsansätzen auch
auf die Förderung beziehungsweise Ermöglichung von Selbst-
organisation oder -steuerung der Mitarbeiter.
Gegen einen (stärkeren) Einsatz von Partizipationsansätzen
spricht laut der Studienteilnehmer vor allem die mangelnde Ak-
zeptanz bei den Führungskräften (48 Prozent) und deren Angst
vor einem Machtverlust (44 Prozent). Hier zeigt sich deutlich,
dass eine Umstellung auf eine partizipative Führung schwierig
ist, wenn man über Jahre oder Jahrzehnte gelernt hat, dass Wis-
sen Macht bedeutet, dass Vertrauen gut, aber Kontrolle besser
ist und dass wichtige Entscheidungen im stillen Kämmerlein
getroffen werden.
Ebenfalls häufig als Argument gegen Partizipation genannt
wird aber auch die mögliche Überforderung der Mitarbeiter.
Denn diese sind es aus der Vergangenheit oft gar nicht gewohnt,
sich mit Entscheidungs- und Gestaltungsfragen beschäftigen
zu müssen.
Das am häufigsten eingesetzte Tool zur
Partizipation? Die Mitarbeiterumfrage
Die konkret eingesetzten Ansätze zur Förderung der Mitwirkung
von Mitarbeiter(-gruppen) an Entscheidungs- und Gestaltungs-
prozessen sind äußerst vielfältig. Die Häufigkeit des Einsatzes
verschiedener Partizipationsansätze ist in der Grafik „Ansätze
zur Partizipation“ zu sehen. Der am häufigsten angewende-
te Ansatz ist die Mitarbeiterbefragung. 57 Prozent der in der
Studie befragten Unternehmen führen regelmäßig eine solche
Befragung durch, um ein Stimmungsbild aus der Belegschaft
zu gewinnen, Ideen und Meinungen zu sammeln und die Mit-
arbeiter einzubeziehen. Der Nachteil eines solchen Ansatzes ist
der relativ hohe Aufwand, der dadurch bedingte große Abstand
zwischen den einzelnen Erhebungen (in der Regel jährlich oder
gar zweijährlich) und die damit verbundene geringe Aktuali-
tät. Daher erscheint in einer VUCA-Umwelt eine Ergänzung
um kontinuierliche Feedbackansätze (wie zum Beispiel Instant
Feedback Apps) sinnvoll. Dies ist aber aktuell mehrheitlich noch
nicht umgesetzt. Lediglich 35 Prozent der Unternehmen geben
den Mitarbeitern die Möglichkeit, über einen strukturierten
Prozess jederzeit Feedback zu geben. Die auf der rechten Hälfte
der Grafik dargestellte Zukunftserwartung zeigt aber, dass die
Studienteilnehmer davon ausgehen, dass solche kontinuier-
lichen Feedbackansätze in den kommenden Jahren relativ an
Bedeutung gewinnen.
Eine weitere Option, um demManagement ein Ohr ins Unter-
nehmen und den Mitarbeitern die Möglichkeit zur Mitwirkung
an Entscheidungs- und Gestaltungsprozessen zu bieten, sind So-
cial-Collaboration- beziehungsweise Enterprise-2.0-Plattformen.
Doch erst 33 Prozent der befragten Unternehmen nutzen solche
Plattformen zur Kommunikation und Partizipation. Hier besteht
Handlungsbedarf. Daher kann es auch nicht verwundern, wenn
die Befragten bei Social-Collaboration-Plattformen den höchsten
Bedeutungszuwachs erwarten (46 Prozent in der Grafik „Ansätze
zur Partizipation“).
n = 203
Bedeutung von Partizipation:
Für wie wichtig halten Sie es, dass
Mitarbeiter(-gruppen) an Entscheidungs- und Gestaltungsprozes-
sen mitwirken können?
Umsetzungsgrad von Partizipation:
Wie stark können Mitarbei-
ter(-gruppen) in Ihrem Unternehmen an Entscheidungs- und Gestal-
tungsprozessen mitwirken?
Bedeutung versus Umsetzungsgrad
wichtig / stark
34%
31%
sehr wichtig / stark
54%
14%
8%
38%
mittelmäßig
16%
weniger wichtig /
kaum
3%
gar nicht (wichtig)
2%
2%
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