personalmagazin 9/2018 - page 27

New Work
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Was ist der
Sinn dahinter?
Auf der Suche nach dem Sinn
der Arbeit: Seit die New-Work-
Bewegung sich dies auf die
Fahnen geschrieben hat, lastet
ein regelrechter Druck auf dem
einzelnen Mitarbeiter, die einzig
sinnstiftende Arbeit zu finden.
Und Unternehmen versuchen,
ihren Arbeitnehmern diesen
Sinn nahezubringen – schließlich
wollen sie ihre Fachkräfte nicht
verlieren. Eine nähere Analyse
der Ergebnisse des DGB-Index
„Gute Arbeit“ zeigt, wie sinn­
stiftend Arbeitnehmer ihren Job
tatsächlich empfinden und
welche Effekte das für sie und
die Unternehmen hat.
„Neue Arbeit, die die Menschen nicht auslaugt, sondern ihnen
Vitalität und Kraft verleiht, sinnvolle Arbeit, die den Menschen
die Überzeugung von einem wirklich gelebten Leben gibt: Arbeit,
die die Menschen als ihre Berufung erfahren“, so formuliert der
New-Work-Initiator Frithjof Bergmann die Vision einer neuen
Arbeitswelt (siehe auch das Interview mit Bergmann in dieser
Ausgabe). Und bis heute wird die These „Arbeit soll sinnstiftend
sein“ in der New-Work-Szene am stärksten propagiert.
Darum lohnt sich ein empirischer Blick auf den Sinn der
Arbeit: Empfinden die Beschäftigten in Deutschland heute ihre
Arbeit als sinnstiftend? Wenn ja, von welchen Faktoren hängt
diese Einschätzung ab? Und was sind die Konsequenzen eines
positiven Sinnempfindens? Ist der Sinngehalt durch die Tätigkeit
bereits festgelegt oder durch personalpolitische Maßnahmen ge-
staltbar? Zu diesen Fragen gibt der DGB-Index „Gute Arbeit“ des
Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB) Antworten. Es handelt
sich dabei um eine jährliche repräsentative Befragung zu Be-
schäftigungsbedingungen mit zuletzt fast 10.000 Befragten. Die
Studienautoren fragen dabei explizit nach dem Sinnempfinden
der Arbeitnehmer.
Definition von Sinn: eine Richtungserwartung
„Sinn“ ist für die quantitative Sozialforschung kein einfaches
oder eindimensionales Konstrukt. Sinn ist kaum objektivierbar.
Der kleinste gemeinsame Nenner der gängigen Definitionen
dürfte in der Interpretation liegen, dass Sinn einer Richtungs-
erwartung entspricht. Dabei herrscht allerdings Uneinigkeit
darüber, worin diese Richtung inhaltlich besteht. Subjektiv sind
unterschiedliche Sinnquellen möglich und Arbeit kann Sinn in
unterschiedlichen Dimensionen liefern. Im DGB-Index „Gute
Arbeit“ wird der Sinngehalt der Arbeit aus drei Einzelfragen
formativ konstruiert:
1. Haben Sie den Eindruck, dass Sie mit Ihrer Arbeit einen
wichtigen Beitrag für die Gesellschaft leisten?
2. Haben Sie den Eindruck, dass Sie mit Ihrer Arbeit einen
wichtigen Beitrag für Ihren Betrieb leisten?
3. Inwieweit identifizieren Sie sich mit Ihrer Arbeit?
Die drei Aspekte bilden unterschiedliche Dimensionen des Sinn-
empfindens ab und sind nur schwach bis mittelstark miteinander
Von Prof. Dr. Heiko Weckmüller
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