personalmagazin 9/2018 - page 28

Schwerpunkt
personalmagazin 09.18
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Fotos: Thomas Meyer/OSTKREUZ
Einflussfaktoren auf den Sinngehalt der Arbeit
Entwicklungs-
möglichkeiten
Führung und
Betriebskultur
Gestaltungs­
möglichkeiten
Beschäftigungs­
sicherheit
Emotionale
Anforderungen
Arbeitszeitlage
Widersprüchliche
Anforderungen
Branchen Gesund-
heit/Erziehung
Die Ergebnisse des DGB-Index „Gute Arbeit“ zeigen, welche
Einflussfaktoren das Sinnempfinden der Arbeitnehmer am
stärksten positiv oder negativ beeinflussen. Nicht signifikant
sind körperliche Anforderungen, Einkommen, Sozialleistungen
und Geschlecht.
Alter
Betriebsgröße
-0,07
+0,08
-0,07
-0,06
+0,14
+0,24
n = 9.013; R2 = 0,23
-0,04
+0,05
+0,12
+0,19
0
0,25
0,20
0,15
0,10
0,05
-0,05
-0,10
Überraschend wird das Ausmaß der Zustimmung im Vergleich
mit den weiteren Befragungskategorien zu den Arbeitsbedingun-
gen: Der Sinngehalt der Arbeit erfährt die mit Abstand positivste
Bewertung und dies mit einer bemerkenswerten Konstanz im
Zeitverlauf seit 2012.
Sinnvolle Arbeit macht nicht
unbedingt zufrieden …
Der subjektiv empfundene Sinngehalt der Arbeit ist eine eigen-
ständige Kategorie neben den etablierten Konstrukten wie Ar-
beitszufriedenheit oder Engagement. Die Korrelation zwischen
dem Sinngehalt und der Arbeitszufriedenheit liegt bei 0,28. Bei
näherer Betrachtung der Einzelitems entsteht diese Korrelation
vor allem durch die identitätsstiftende Funktion der Arbeit,
während der gesellschaftliche Beitrag nur schwach mit der Zu-
friedenheit korreliert ist (r=0,15).
Dieser Befund deckt sich mit Ergebnissen der qualitativen
Forschung. Catherine Bailey und Adrian Madden ermitteln auf
der Basis von mehr als 100 Interviews mit Beschäftigten unter-
schiedlicher Berufsgruppen, dass sinnvolle Tätigkeiten eher mit
melancholischen und weniger mit positiv euphorischen Empfin-
dungen verbunden sind. Das Empfinden sinnstiftender Arbeit
ist zudem kein durchgängig gleichmäßiges Gefühl, sondern zu
bestimmten Zeitpunkten, die mit tieferer Reflexion einhergehen,
besonders ausgeprägt.
… und sinnlose Arbeit ist nicht
zwingend belastend
Welche Empfindungen ruft nun aber sinnlose Arbeit hervor?
Hier ermöglicht die besondere Frageform im DGB-Index eine
nähere Analyse. Wenn die Befragten ihre Arbeit als gar nicht
oder in geringem Maße als sinnvoll ansehen, werden Sie mit
der Folgefrage konfrontiert, ob sie dies als belastend empfinden.
Lediglich gut zehn Prozent der Befragten, die in ihrer Arbeit
keinen oder einen geringen Beitrag für die Gesellschaft sehen,
empfinden dies als stark oder eher stark belastend. Über 50 Pro-
zent sehen hierin überhaupt keine Belastung. Fehlt hingegen die
Identifikation mit der Arbeit, empfinden dies knapp 30 Prozent
als stark oder eher stark belastend. Daraus lässt sich zunächst
folgern, dass nicht alle Beschäftigten einen gesellschaftlichen
Beitrag ihrer Arbeit erwarten: Arbeit kann auch einfach dem
Broterwerb dienen. Darüber hinaus wird die unzureichende
Identifizierungsmöglichkeit eher als belastend empfunden als
der fehlende Beitrag zur Gesellschaft.
In welchen Berufen wird der Beitrag zur Gesellschaft be-
sonders hoch eingeschätzt? Wenig überraschend sind dies die
Berufe im Gesundheitswesen und im Bereich Erziehung, also
dort, wo ein unmittelbarer und direkt erfahrbarer Nutzen für
andere Menschen entsteht. Viel überraschender ist dagegen, dass
Beschäftigte der Land-, Forst- und Tierwirtschaft ihren Beitrag
nur unterdurchschnittlich einschätzen. Ergebnisse einer Unter-
suchung der Einflussfaktoren auf den Sinngehalt der Arbeit sind
in der Grafik dargestellt. Abhängige Variable ist der subjektiv
empfundene Sinngehalt der Arbeit. Erklärende Variablen sind
die Teildimensionen des DGB-Index „Gute Arbeit“. Dargestellt
sind die standardisierten Regressionskoeffizienten, die einen
Vergleich der Effektstärken ermöglichen. Es zeigt sich, dass
korreliert (Korrelationen von r=0,32 bis 0,38), das heißt, hohe
Ausprägungen in einer Dimension gehen nicht zwingend mit
hohen Ausprägungen in einer anderen Dimension einher.
Arbeit wird überwiegend als
sinnvoll angesehen
73 Prozent der Befragten geben an, in hohem oder sehr hohem
Maße einen wichtigen Beitrag zur Gesellschaft zu leisten (auf
einer Vierer-Skala: gar nicht, in geringemMaße, in hohemMaße,
in sehr hohem Maße). Für den Beitrag zum Betrieb sehen dies
sogar 91 Prozent. Identitätsstiftend ist die Arbeit für 90 Prozent
der Befragten.
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