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01/18 personalmagazin
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res bewertet werden kann, wenn auch
immer noch Hürden im Bereich des
Datenschutzes den Einsatz erschweren
und der Nutzen für Unternehmen weiter
geschärft werden muss. Über die deut-
liche Steigerung ihrer Bedeutung sind
sich jedoch alle einig, nicht zuletzt vor
dem Hintergrund, dass die sogenannten
Generationen Y und Z deren Einsatz zu-
nehmend wünschen.
Grundsätzlich erscheint es auch nicht
sinnvoll, Trendthemen ungeprüft zu ver-
folgen, ohne den eigenen Bedarf zuvor ge-
prüft zu haben. Nach heutigem Stand sind
eine Vielzahl der Unternehmen noch nicht
so weit – da sie oftmals noch mit anderen
Themen wie dem Betrieblichen Eingliede-
rungsmanagement, der psychischen Ge-
fährdungsbeurteilung oder schlichtweg
der Senkung von Krankenständen sowie
dem Erhalt der Arbeitsfähigkeit vor dem
Hintergrund des demografischenWandels
vollauf beschäftigt sind. Nichtsdestotrotz
gewinnt das BGM, seine Professionalisie-
rung und das Erreichen der Mitarbeiter
eine immer größere Bedeutung für die
Arbeitgeberattraktivität, weshalb es auch
sehr lohnenswert sein kann, das ein oder
andere Trendthema auf die Agenda zu
nehmen und zu verfolgen.
Unabhängig vonden jeweiligenSchwer-
punkten ist aber die Grundvoraussetzung
für ein funktionierendes System, dass
sowohl interne BGM-Verantwortliche als
auch beauftragte Dienstleister über ein
entsprechendes Fachwissen zum Aufbau
und der Gestaltung eines erfolgreichen
und nachhaltigen BGMs verfügen.
Bedeutung gewinnen, da bestimmte
Zielgruppen dies einerseits wünschen
und sich andererseits auch spannende
Einsatzmöglichkeiten, unter anderem
in der Gesundheitskommunikation, er-
geben. Vor diesem Hintergrund hat die
Deutsche Hochschule für Prävention und
Gesundheitsmanagement (DHFPG) den
Einsatz digitaler Lösungen im Rahmen
der „Moove Bewegungs-Challenge“ des
Anbieters Vitaliberty unter Einbezug der
dazugehörigen App in einem Selbstver-
such getestet. Die Studie zeigte eindeutig,
dass die Maßnahme zu einer Steigerung
des Bewegungsverhaltens und insbeson-
dere der Sportaktivität der Mitarbeiter
führen konnte.
Eine Masterthesis von Bettina Ciolek
an der DHFPG, die zehn große Indus-
trieunternehmen zum Einsatz digitaler
Lösungen befragte, und die Ergebnisse
eines Haufe-Online-Seminars zum digi-
talen BGM zeigen allerdings, dass digi-
tales BGM aktuell nur zurückhaltend in
denUnternehmen (zehnProzent) genutzt
wird. Den meisten Unternehmen ist das
Thema zwar in Grundzügen bekannt,
jedoch sind sie längst nicht mit allen Fa-
cetten und Möglichkeiten vertraut. Aus
Gründen des Datenschutzes und anderer
Ängste wird digitales BGM aktuell nur in
Formvon intranetbasiertenGesundheits-
portalen genutzt, wenig und nicht dau-
erhaft als Apps und/oder Wearables.
Aufgrund ihres mit durchschnittlich
bis hoch bewerteten Nutzens (gute Er-
reichbarkeit der Mitarbeiter, Flexibilität,
Individualisierung der Maßnahmen,
Förderung der Motivation) für das BGM
stellen die befragten Unternehmen aller-
dings eine gute Zukunftsprognose.
Präventionsgesetz: Wichtige Punkte
sind noch nicht geklärt
Die Studie an unserer Hochschule befass-
te sich darüber hinaus mit dem Präven
tionsgesetz und seinen Auswirkungen
auf die Unternehmen 2017. Auch hier
zeigte sich: Das Präventionsgesetz ist
in seinen Grundzügen bekannt, jedoch
verfügen hinsichtlich der betrieblichen
Nutzung nicht zuletzt auch Gesundheits-
experten und Betriebsärzte über wenig
Kenntnis (beispielsweise zur Frage,
wie Betriebsärzte eingebunden werden
können). Das Gesetz zeigt einen durch-
schnittlich bis hohen Nutzen für das Un-
ternehmen (Kostenersparnis) auf, jedoch
erachten es die Unternehmen aufgrund
des hohen bürokratischen Aufwands mit
den Kassen und der noch offenen Themen
derzeit nicht als praxistauglich. Offene
Themen, von deren Regelung Unterneh-
men profitieren könnten, sind insbeson-
dere die Einbindung des Betriebsarzts für
Impfungen, Check-ups und Präventions-
empfehlungen nach § 132 e und f SGB V.
Darüber hinaus wird kritisiert, dass statt
des Gesetzeszwecks häufig Marketing-
und Vertriebsaktivitäten der Kassen im
Vordergrund stünden.
Prämierungen für Gesundheit: Mehr
als Belohnung für bloße Anwesenheit
Ähnlich der vorgenannten Punkte ver-
hält es sich auch mit dem Kenntnisstand
zu Prämierungen. Dies zeigt sich oftmals
in der Unkenntnis der materiellen und
immateriellen Möglichkeiten für Anrei-
ze. Die wenigen Prämierungen beschrän-
ken sich in der Regel auf Geldprämien
für Anwesenheit. Genau das sehen aber
Praktiker und Gesundheitsexperten kri-
tisch, da Prämierungen für Anwesenheit
immer auch eine Förderung des Präsen-
tismus („krank zur Arbeit“) bedeuten.
Der Nutzen selbst wird primär gering
eingeschätzt, da nur ein kurzfristiger ex-
trinsischer Anreiz gegeben wird.
Zu wenig sind Alternativen bekannt,
die ein gesundheitsförderliches Verhal-
ten als solches belohnen, beispielsweise
die Beteiligung an Gesundheitsförde-
rungsprogrammen. Denkbar sind auch
Urlaubstage als Belohung für die Teil-
nahme an Präventionsmaßnahmen.
Fazit: Jeder Trend sollte am eigenen
Bedarf überprüft werden
Festzustellen ist, dass die Weiterent-
wicklung digitaler Lösungen für ein
BGM sicherlich als der Trend des Jah-
KRISTIN HUNSICKER
ist
BGM-Beraterin und Dozentin
an der Deutschen Hochschule
für Prävention und Gesund-
heitsmanagement und an der BSA-Akademie.
OLIVER WALLE
ist BGM-
Berater und Dozent an der
Deutschen Hochschule für
Prävention und Gesundheits-
management und der BSA-Akademie.