Personalmagazin 8/2018 - page 72

Seit das neue Lohntransparenzgesetz
in Kraft getreten ist, können Arbeitneh-
mer in Betrieben mit mehr als 200 Mit-
arbeitern die Höhe des durchschnittli-
chen monatlichen Bruttoentgelts einer
Vergleichsgruppe aus ihrer Firma erfra-
gen. Nicht zuletzt aus diesem Grund wird
nun in den Unternehmen mehr über das
Thema Entgelttransparenz diskutiert. Die
Firmen sollten darauf achten, dass sie
sich dabei – neben der Erfüllung der ge-
setzlichen Vorschriften – auf die für sie
entscheidenden Punkte konzentrieren:
So ist es aus Unternehmenssicht weniger
sinnvoll, die absolute Höhe der Gehälter
offenzulegen. Entscheidend ist vielmehr
die offene und aktive Kommunikation der
Funktionsweise des Vergütungssystems.
Denn dies hilft den Mitarbeiter zu verste-
hen, wie sich ihr Gehalt zusammensetzt
und welche monetären Entwicklungs-
möglichkeiten für sie im Unternehmen
bestehen. Nur auf diese Weise können
variable Gehaltsanteile die gewünschte
Motivationskraft entfalten.
In erster Linie kommt es also auf eine
transparente Darlegung der Struktur des
Vergütungssystems an. In der Realität
ist dies jedoch in den wenigsten Unter-
nehmen gegeben. Laut einer aktuellen
EY-Studie verstehen viele Arbeitnehmer
die Bemessung und Zusammensetzung
ihres eigenen Gehalts nicht. So sind le-
diglich 28 Prozent der 1.000 befragten
Fach- und Führungskräfte vollständig
über die für sie relevanten Vergütungs-
richtlinien informiert. 26 Prozent wissen
genau, welche Kriterien und Verfahren
zur Bestimmung des eigenen Gehalts ver-
wendet werden. Und ebenfalls nur ein
Viertel der Befragten hat umfassende
Kenntnis darüber, wie die jährlichen Ge-
haltsanpassungen festgelegt werden und
was dies für das eigene Gehalt bedeutet.
Wer nicht informiert,
verzichtet auf die steuernde
Wirkung von Vergütung
Diese Zahlen sind überraschend – und er-
schreckend. Denn bei einem derart hohen
Anteil nicht oder nur teilweise informier-
ter Mitarbeiter verzichten die Firmen fast
vollständig auf die steuernde Wirkung ih-
res Vergütungssystems und hierbei insbe-
sondere ihrer variablen Vergütung. Diese
kann sich nur entfalten, wenn die Mitar-
beiter auch wissen, woran sich ihr Gehalt
In den Unternehmen sollte mehr über
Vergütung gesprochen werden. Dabei geht
es jedoch nicht darum, dass Mitarbeiter
genau wissen, was ihre Kollegen verdienen.
Entscheidend ist vielmehr, dass sie darüber
informiert werden, wie sich das eigene
Gehalt bemisst und welche finanziellen
Entwicklungsmöglichkeiten sie in ihrem
Unternehmen haben. Nur so kann Vergütung
ihre steuernde Wirkung entfalten.
Warum
Vergütung
transparent
sein muss
Von Henning Curti und Jörg Wenzel
Quelle Infografik: Umfrage EY zum Lohntransparenzgesetz unter 1.000 Fach- und Führungskräften aus Unternehmen mit mehr als 200 Mitarbeitern.
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HR-Management
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